Reportagen

Fotoreportage: On Duty auf einer Boeing 737 MAX 8 der Corendon Airlines

Volle Konzentration, professionelle Arbeitsatmosphäre im Cockpit - alle Fotos: Johannes Bauer (keine Nutzung ohne Erlaubnis, Zuwiderhandlungen werden rechtlich verfolgt)

Für viele Menschen sind es Traumberufe. Als Pilot oder Flugbegleiter das Fliegen immer wieder erleben, durch die Welt reisen, neue Orte entdecken und schöne Aussichten genießen. Das sind eindeutig die Vorteile dieser Jobs allerdings bilden sie nur einen Teil der Realität ab. Wie sieht der Arbeitsalltag dieser Berufe wirklich aus? Was sind die Herausforderungen und Anforderungen in diesen beliebten und angesehen Jobs? Johannes Bauer blickte für Austrian Wings hinter die Kulissen des Flugbetriebs der türkischen Corendon Airlines.

Antalya ist ein sehr beliebtes Urlaubsziel für viele Menschen, die sich nach viel Sonne und Meer sehnen. Daher ist die Stadt an der südlichen Mittelmeerküste der Türkei der Hauptsitz einiger Fluggesellschaften, wie Corendon Airlines, die sich darauf spezialisiert haben, urlaubshungrige Menschen für ihre wohlverdiente Auszeit, an ihre Traumziele zu bringen. Daher begleitete Austrian Wings eine Corendon-Rotation Wien-Antalya-Wien, um ein genaueres Bild des Arbeitsalltags einer Flugzeugcrew zu zeigen.

Flug XC 1104: Wien-Antalya
Während die Passagiere auf den Start des Boarding warten und mit Vorfreude schon Pläne für die einzelnen Urlaubstage schmieden, landet das Flugzeug, mit dem sie später in den Urlaub fliegen, gerade.

In diesem Fall die erste Boeing 737 MAX 8 in der Türkei mit dem Kennzeichen TC-MKS. Wenige Minuten nach der Ankunft ist die Besatzung des Flugzeuges schon wieder mit den Vorbereitungen für den Flug nach Antalya beschäftigt. Rund 30 Minuten nachdem die Boeing 737 MAX 8 in Wien aufgesetzt hat, kommen bereits die ersten Passagiere und werden von der Kabinenbesatzung herzlichst begrüßt.

Währenddessen werden im Cockpit die letzten Vorbereitungen abgeschlossen wie die Berechnung des Startgewichts und die damit verbundene Performance des Flugzeugs beim Take off, wie der Startvorgang in der Pilotensprache genannt wird.

Die Flugbegleiter von Corendon Airlines sind sehr zuvorkommend, hilfsbereit und freundlich. Da auch ein großer Teil gebürtige Deutsche oder Österreicher sind, gibt es immer jemanden, dem man sein Anliegen klar kommunizieren kann. Egal ob auf Englisch, Türkisch oder Deutsch.

Wenn alle Vorbereitungen abgeschlossen sind, begrüßt auch der Kapitän Afşin Yelok seine Passagiere.

Sobald alle 180 Passagiere an Bord sind, werden sie nochmal von der Purserin auf dem Flug nach Antalya willkommen geheißen.

Der Beruf des Flugbegleiters ist ausgesprochen verantwortungsvoll und wird von vielen Passagieren unterschätzt. Dabei sind Flugbegleiter keine "fliegenden Servierkräfte", sondern Sicherheitsexperten, deren Kompetenz im Ernstfall Leben retten kann.
Auf diesem modernen Touchscreen können die Flugbegleiter diverse Parameter wie zum Beispiel die Beleuchtung in der Kabine regeln.

Die hochmoderne Boeing 737 MAX 8 ist ein sehr angenehmes Flugzeug für die Flugbegleiter da sie gegenüber der älteren Generation der 737 bereits über Touchscreens in der Kabine verfügt womit für die gesamte Kabine jegliche Einstellung in der Kabine, wie Lichter, Temperatur oder auch Luftfeuchtigkeit eingestellt werden können. Diese Funktionen waren in der vorherigen Version auf den vorderen und hinteren Teil aufgeteilt. Außerdem ist sie durch die neuen Triebwerke nicht nur für die Passagiere während der Reise, sondern auch für die Flugbegleiter während deren Arbeit um einiges leiser.

Trotz all der modernen Technik müssen die Flugbegleiter vor jedem Flug die Sicherheitsanweisungen vorführen damit in Falle eines Notfalls jeder an Bord genau weiß was zu tun ist.

Die Sicherheitsdemo ist obligatorisch.

Vor dem Start überprüfen die Flugbegleiter, ob auch alle Passagiere ihre Gurte geschlossen haben und ihre Sitze in der richtigen Position für den Start sind. Dann steht dem Flug nach Antalya nichts mehr im Weg.

Via Taxiway Mike geht es zum Holding Point Alpha 1 der Piste 29.
Angekommen am Holding Point Alpha 1 warten die Piloten auf die Freigabe zum Line Up auf die Piste 29 und die darauffolgende Startfreigabe
Auf dem Navigation Display sieht der Pilot kurz nach dem Start hier die Abflugroute (Standard Instrumental Departure Route, kurz SID) und das vor ihm liegende Wetter dank des Wetterradars.
Der Start und der Steigflug erfordern höchste Konzentration von den Piloten.
Ein wichtiger Teil des Steig-, aber auch des Sinkfluges ist es, dass das Flugzeug jederzeit richtig getrimmt ist, damit der sichere Flugverlauf stets gewährleistet ist. Dazu betätigt der Pilot den Knopf in dem Fall links zu sehen am Steuerhorn des Kapitäns.
Anhand dieses Trimmrades, das auf beiden Seiten der Schubhebel angebracht ist, können die Piloten nachvollziehen, in welche Richtung das Flugzeug getrimmt wird. Sollte die elektrische Trimmung tatsächlich einmal ausfallen, können die Piloten über dieses Rad das Flugzeug manuell trimmen - wie auf der allerersten 737, die in den 1960er Jahren flog und auf deren Vorgängern, der Boeing 727 sowie der Boeing 707.

Nach den Abstürzen zweier Boeing 737 MAX 8 im Jahr 2019 waren alle Flugzeuge dieses Typs von März 2019 bis Dezember 2020 gegroundet, das flugzeuginterne System MCAS wurde überarbeitet und die Piloten erhielten intensive Schulungen dazu. Dieses System, welches den Piloten zu diesem Zeitpunkt vorenthalten wurde, trimmte das Flugzeug ohne deren Wissen automatisch in beiden Fällen kurz nach dem Start, aufgrund von falschen Daten, derart, dass die Piloten die Kontrolle verloren, was zum Absturz und Tod aller Menschen an Bord führte. Mit den genannten Maßnahmen ist das Vertrauen in den Flugzeugtyp sowohl seitens der Airlines als auch der Piloten wieder hergestellt. Vor allem die Piloten erfreuen sich an höchstmodernen Geräten, Bildschirmen und Systemen. Auch wenn der ein oder andere davon überzeugt ist, dass die 737 Familie hiermit definitiv seine letzte Generation erreicht hat.

Nach der Freigabe auf die Reiseflughöhe von 39.000 Fuß (ca. 11.800 Meter) geht der Steigflug von 27.000 Fuß noch 12.000 Fuß weiter.
Im Reiseflug ist die Hauptaufgabe der Piloten das ständige Beobachten der Instrumente, Triebwerke und der Route. Sollte es zu einer ungeplanten Abweichung oder Änderung der Fluglage oder angezeigten Daten kommen, können die Piloten so sofort und richtig darauf reagieren.
Die Flugroute nach Antalya führt über die Dardanellen. Die Meerenge verbindet die Ägäis mit dem Marmarameer und wird von der längsten Brücke der Türkei überspannt. Die Çanakkale-1915-Brücke wurde am 18. März 2022 offiziell eröffnet und ist 3.623 Meter lang.
Kurz danach beginnen schon die Vorbereitungen für den Anflug und die Landung in Antalya - hier ein Blick auf das Flight Management System des Kommandanten.
Die Standard Arrival Routes für den Flughafen Antalya können bis zu 30 Minuten in Anspruch nehmen. An diesem Tag war nicht ganz so viel los, sodass die Fluglotsen eine Abkürzung erlaubten und trotzdem noch die vorgeschriebenen 5 nautischen Meilen Abstand zu den anderen Flugzeugen eingehalten werden konnten und uns so ca. 10 Minuten ersparten.

So lange Anflugrouten sind notwendig da der Flughafen Antalya, mit circa 1.000 Starts und Landungen pro Tag während des Sommers, einer der verkehrsreichsten Flughäfen in der Türkei ist. Erst am 16. August 2025 wurden 1.234 Flugbewegungen an einem Tag in Antalya registriert. Ein neuer Rekord für den Flughafen.

Corendon Airlines ist eine von vielen Airlines, welche die Popularität Antalyas kennen und jährlich Millionen Passagiere an die türkische Riviera bringen.
Nach circa zweieinhalb Stunden Flugzeit werden die Piloten zu ihrer Parkposition eingewiesen.

Nicht nur die Passagiere verlassen jetzt entspannt und voller Freude das Flugzeug. Auch für die Crew war dies der letzte Flug für diesen Tag. Bei insgesamt 5 Stunden Flugzeit auf der Rotation Antalya-Wien-Antalya, Vor und Nachbereitung des Fluges und des Flugzeugs kommt die Crew auf eine Arbeitszeit von ca. 7,5 bis 8 Stunden.

Die fleißigen Kollegen im Hintergrund
Damit bei solchen Flügen alles glatt läuft, arbeiten nicht nur Piloten, Kabinencrew und Fluglotsen konzentriert und professionell zusammen. Einen großen und wichtigen Teil übernehmen die Ground Operation Managers der Airline. Ihre Aufgabe ist es sicherzustellen, dass vom Check-in bis zur Landung und der Ankunft am Gate alles pünktlich und reibungslos funktioniert. Da Corendon Airlines ihre operative Basis in Antalya hat, werden all diese Aufgaben von hier aus überwacht und koordiniert. Dabei sind pro Schicht bis zu 5 Mitarbeiter für die unterschiedlichen Abläufe und die Flüge der 17 Flugzeuge, die in Antalya stationiert sind, im Einsatz. So kann sichergestellt werden, dass 1,5 Millionen Passagiere pro Jahr mit Corendon Airlines von und nach Antalya sicher und ohne grobe Probleme an ihrer Destination ankommen. Die Flugzeuge der Airline die an europäischen Flughäfen wie zum Beispiel Düsseldorf stationiert sind und auch Antalya oder andere Ziele am Mittelmeer ansteuern werden ebenso von den Ground Operation Managern in Antalya betreut.

Ticketschalter sind auch im digitalen Zeitalter noch ein wichtiger Bestandteil einer Fluggesellschaft und werden tagtäglich von Passagieren in Anspruch genommen.

Flug XC 1505: Antalya-Wien
Am nächsten Tag beginnt die Arbeit der Crew bereits um kurz vor 6:00 um den Flug von Antalya nach Wien vorzubereiten.

Nachdem sich die Piloten die Flugroute und das zu erwartende Wetter angeschaut haben, gibt es zu ein kurzes Briefing mit der Kabinenbesatzung. Dann geht es zum Flugzeug wo die Flugbegleiter die Kabine für die Passagiere vorbereiten und das Catering kontrollieren, ob alle vorbestellten Mahlzeiten und genug Speisen und Getränke, die an Bord gekauft werden können, eingeladen sind.

Währenddessen übernimmt der Kapitän den Outside Check und kontrolliert mit durch seine lange Erfahrung geschulten Blicken die einzelnen Systeme der Boeing 737 MAX 8, wie Fahrwerk, Triebwerk und Tragflächen. Damit wird auch visuell ein letztes Mal vor dem Start sichergestellt, dass das Flugzeug in einwandfreiem Zustand und somit einsatzbereit für den anstehend Flug ist.
Sobald alle 180 Passagiere eingestiegen sind, ihre Sitzplätze eingenommen haben und alle Gepäckstücke eingeladen sind werden die Türen geschlossen und der Flug nach Wien kann beginnen.
Während der Pushback unseres Fluges in volle, Gange ist, wird am nächsten Gate bereits eine Boeing 737-800 der Corendon Airlines auf ihren Flug vorbereitet.
Die wichtigste Aufgabe der Kabinenbesatzung ist für Sicherheit der bis zu 189 Passagiere in dieser Boeing 737 MAX 8 zu sorgen. Hierfür ist das Demonstrieren der Sicherheitsanweisungen ein wesentlicher Bestandteil - es erfolgt deshalb ausnahmslos vor JEDEM Flug.
Gut ersichtlich für alle ist in der Galley auch diese Übersichtskarte zur Notfallausrüstung des Flugzeuges.
Tablets, sogenannte Electronic Flight Bags (EFB) haben die Ordner mit Anflug- und Airportkarten auch bei Corendon längst ersetzt.
Via Taxiway Alpha 3 und Mike geht es zum Holding Point Mike 8 der Piste 36R.
Der Start wurde entsprechend des Wetters und der Beladung des Flugzeugs mittels Flight Management Systems der 737 MAX 8 berechnet und dort gespeichert.
Dann heißt es „Cleared for Take-off on Runway 36R“ für die Reise nach Wien.
Der Kapitän ist Pilot in Command und Supervisor des jungen First Officers, welcher seine Karriere erst vor einigen Monaten begonnen hat. Es ist bei den meisten Fluglinien üblich, dass neue Co-Piloten eine gewisse Anzahl Flüge unter Aufsicht eines erfahrenen (Ausbildungs-)Kapitäns absolvieren müssen.
Kapitän Afşin Yelok ist auch an diesem Tag wieder auf der Rotation Antalya-Wien-Antalya unterwegs. Er ist ein fachlich kompetenter und menschlich sympathischer Routinier.

Der 59-jährige ist Flight Operations Manager bei Corendon Airlines. Der Pilot stößt kurz nach der Pandemie zu Corendon Airlines, nachdem er einige Jahre als Fleet Manager der Airbus A320 und A330 Familie bei Turkish Airlines tätig war. Über 20.000 Flugstundern hat Afşin Yelok bereits in Cockpits von verschiedenen Airlines und Flugzeugtypen verbracht. Bevor er bei Turkish Airlines Boeing 737 auch für die deutsch-türkische Tochter Sun Express geflogen ist, durfte er mit seinem Lieblingsflugzeug - der Boeing 757 - bei Atlas Global Urlauber und Familien in die Türkei oder wieder zurück nach Zentraleuropa fliegen. Nun ist er für die 200 Piloten, 500 Flugbegleiter, deren interne Ausbildung und die Flotte der Fluggesellschaft zuständig. Grundlegenden Entscheidungen trifft er nicht nur für das türkische AOC, sondern zusammen mit seinen dortigen Kollegen, auch für die maltesische und die niederländische Tochtergesellschaft von Corendon.

Eine seiner Inputs bezieht sich auf das Thema des ökologischen Fußabdrucks einer Fluggesellschaft. Seit einigen Jahren benutzen die Piloten der Corendon Airlines eine spezielle App auf ihren Electronic Flight Bags, um den geringsten Treibstoffverbrauch in jeder Phase des Fluges zu erzielen. Durch die Eingabe der aktuellen Daten errechnet das Programm zum Beispiel die optimale Flughöhe, Geschwindigkeit, Route und Triebweksparameter, egal ob für einen Stepclimb, den Reiseflug oder das Rollen zum Gate. Diese Maßnahmen und Berechnungen hat Afşin Yelok vor ein paar Jahren, als Fleet Manager bei Turkish Airlines, Airbus präsentiert, welche diese nun in ihre Abläufe und Handbücher übernommen haben.

Hier berechnet der Kapitän die passenden Werte für den Reiseflug. Schlussendlich konnten die Piloten auf dem zweieinhalbstündigen Flug von Antalya nach Wien durch Optimierung der Flugstrecke und sonstiger Parameter circa 1,5 Prozent an Treibstoff sparen. Das entspricht auf dieser Strecke circa 100 Kilogramm. Klingt auf den ersten Blick nicht viel, doch auf das Jahr gerechnet ist das ein markanter Beitrag zum Umweltschutz und zur Kostenreduktion.
Hinter dem Sitz des First Officers befinden sich die Sicherungen der einzelnen Systeme des Flugzeugs. Die typischen „Augenbrauen“ der 737 über den Cockpitfenstern sind in der modernsten Variante immer noch zu finden - allerdings nur noch zweckentfremdet als Stecker für die Headseats der Piloten
Solange alles nach Plan läuft, können und dürfen die Piloten die gute Aussicht während des Reisefluges genießen. Trotzdem sind sie stets aufmerksam, denn sie tragen die Verantwortung für alle Menschenleben an Bord - und ein millionenteures Fluggerät.
Bald holen sich die Flugzeugführer dann schon die ersten Informationen vom Zielflughafen Wien ein. Moderne Technik unterstützt die Piloten auch hier bei ihrer Arbeit. Trotzdem bleibt der Mensch im Cockpit unverzichtbar.
Nachdem die Daten analysiert sind, werden diese genutzt um die Landung vorzubereiten.
Der erfahrene Trainings-Kapitän kontrolliert, ob sein junger First Officer bereits alle Einstellungen richtig setzt und erklärt ihm den Anflug sowie die Rollwege auf dem Flughafen Wien, denn für den Ersten Offizier ist es die erste Landung auf dem Flughafen der österreichischen Bundeshauptstadt.
Der First Officer hat sich die Frequenzen eingedreht, die er für den Landeanflug auf die Piste 34 in Wien und das Rollen zur Parkposition braucht.
Den Anflug und die Landung übernimmt der Kapitän.
Wie auf dieser Aufnahme gut zu erkennen ist, sind die Landklappen (Flaps) und Vorflügel (Slats) bereits für die Landung ausgefahren.
Runway 34 in sight!
Nach der Landung wird die After Landing Checklist abgearbeitet - bevor die Piloten zur Parkposition an einigen interessanten Flugzeugen vorbeirollen.
Nach ungefähr einer Stunde am Boden, in der die aussteigenden Passagiere verabschiedet, neue Gäste begrüßt, und etlichen Vorbereitungen getroffen werden, heißt es dann wieder „Rotate“ auf dem Weg zurück nach Antalya.

Text & Fotos: Johannes Bauer