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Vater von Lockerbie-Opfer besuchte mutmaßlichen Täter

Die "Maid of the Seas" stürzte nach einer Bombenexplosion am 21. Dezember 1988 über der schottischen Ortschaft Lockerbie ab; alle 259 Menschen an Bord sowie 11 Einwohner Lockerbies kamen dabei ums Leben - Foto: Alastair T. Gardiner (many thanks for the permission to use this picture!)

Mitte September 2010 besuchte Dr. Jim Swire, dessen Tochter Flora im Alter von 24 Jahren an Bord von Pan Am 103 ums Leben kam, den mutmaßlichen Attentäter in seiner libyschen Heimat.

Der schwer an Krebs erkrankte El Megrahi habe ihn, Swire, über den libyischen Botschafter nach Tripoli eingeladen, berichteten mehrere britische Medien.

Megrahi sei "sehr krank, aber in einer besseren Verfassung als ich es erwartete hätte", so Swire gegenüber britischen Zeitungen.

Dr. Swire ergänzt: "Als ich zu ihm ging, hatte ich nicht das Gefühl, zum Mörder meiner Tochter zu gehen, denn ich bin überzeugt davon, dass er es nicht war. Wir haben beide ein gemeinsames Ziel, eine neue Untersuchung der Causa Lockerbie, denn wir glauben, dass das Urteil unter politischem Druck gefällt wurde."

Swire ist überzeugt davon, dass die bisherigen Untersuchungen über Lockerbie zumindest teilweise ein "Gewebe aus Lügen" sind.

"Ich war während des Verfahrens in den Niederlanden anwesend, doch je länger das Verfahren dauerte, umso fester war meine Überzeugung, dass der Angeklagte es nicht getan hat."

Dr. Swire leitet die Selbsthilfegruppe der Hinterbliebenen der britischen Opfer von Lockerbie. Der promovierte Arzt ist zudem auch Sprengstoffexperte.

Der als einziger wegen des Attentats auf Pan Am 103 verurteilte El Megrahi war im August vergangenen Jahres aufgrund seiner Krebserkrankung "im Endstadium", wie es hieß, aus "humanitären Gründen" enthaftet worden und durfte nach Libyen zurückkehren.

Während vor allen Dingen Hinterbliebene von britischen Opfern diesen Schritt begrüßten, löste dies bei Angehörigen von US-Opfern Empörung aus.

Dabei hatte es von Anfang an Zweifel an der Schuld von Megrahi gegeben. So sagte etwa der UN-Prozessbeobachter Dr. Hans Köchler nach der Verurteilung Megrahis: "Wenn dieses Urteil jemand bei mir als Seminararbeit eingereicht hätte, dann wäre das ein 'Nicht Genügend' gewesen, wegen Inkonsistenz des ganzen Arguments.“

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Links:

Lockerbie Truth (Seite von Dr. Swire)

Seite von Al Megrahi (betreut von seinen Anwälten)

Blog von Professor Robert Black (auf Vermittlung von Prof. Black fand der Prozess gegen den mutmaßlichen Attentäter nach schottischem Recht in den neutralen Niederlanden statt; heute ist er ein heftiger Kritiker der offiziellen Version des Unglücks sowie des Urteils gegen Megrahi)

The Framing of El Megrahi (Artikel in der britischen Times vom 24. September 2009 - der Autor Gareth Peirce ist britischer Strafverteidiger)

Victims of Pan Am Flight 103 (Seite von Hinterbliebenen der US-Opfer)

Vereinigung Gerechtigkeit für Megrahi

(red)