Österreich

Minhard kritisiert "Heute"-Bericht: "Mitarbeiter sind nicht schuld an der AUA-Misere!"

Die AUA-Mitarbeiter protestieren gegen den vom Vorstand vorgelegten neuen Kollektivvertrag - Foto: Austrian Wings Media Crew

Rund um die aktuelle Diskussion zu den AUA-Sparplänen inklusive neuem Kollektivvertrags-Entwurf durch den Airline-Vorstand brachte sich nun auch eine Gratis-Tageszeitung in die "Diskussion" mit ein und stellte den Arbeitsplatz der Austrian-Piloten, gemessen an deren Bezahlung, als angebliches Luxus-Umfeld dar.

AUA "Luxuspiloten" schuld an der Misere?

"Luxus-Verträge" titelte das Kleinformat "Heute" kürzlich und rechnete seiner Leserschaft einen Stundensatz von 260 Euro sowie ein Durchschnitts-Pilotengehalt von 13.000 Euro monatlich vor. Zahlen, die nach Durchrechnung von AUA-Bordbetriebsrat Karl Minhard maximal der Fantasie eines mit der Materie nicht wirklich befassten Redakteurs entspringen dürften. "Dieser Artikel ist von vorne bis hinten unprofessionell. Normalerweise würde ich auf so etwas ja gar nicht eingehen", so Minhard kopfschüttelnd gegenüber Austrian Wings. "Ein Durchschnittsgehalt von 13.000 Euro ist schlichtweg Schwachsinn." Eine Komma-genaue Zahl habe er zwar spontan nicht parat, aber auf jeden Fall bewege man sich "auf jeden Fall deutlich unter 10.000 Euro - eventuell bei 8.000 oder 9.000."

"Heute"-Artikel vom 27. 1. 2012 mit "Fantasie-Gehaltszahlen"? (Screenshot)

"Heute"-Artikel mit Fantasiezahlen? (Screenshot)

Freilich, so räumt auch Minhard ein, beziehen AUA-Piloten im internationalen Vergleich "gute Gehälter", und das soll auch unter keinen Umständen geleugnet werden. Aber: "Im Lufthansa-Konzern sind wir da die günstigsten", so der Betriebsratsvorsitzende. "Wir haben auch viele langgediente Erste Offiziere mit 16 bis 18 Jahren Copiloten-Erfahrung. Da wäre es natürlich auch günstig, die auf den linken Platz im Cockpit zu bringen und zu Piloten zu befördern", weist Minhard auf entsprechende Beschäftigungsverträge hin. Der jetzt vom Vorstand präsentierte Kollektivvertrag sei jedoch ein völlig falscher Schritt. "Das ist ein schwachsinniges Papier und eine Beleidigung für die Mitarbeiter. Es aberkennt deren bisherige Leistung", ärgert sich der Personalvertreter. "Wir sind schließlich nicht schuld an der Misere!" Seit zehn Jahren werde jedoch versucht, ausgerechnet den Piloten den "Schwarzen Peter" zuzuschieben: "Und mit dem neuen Vorstand steuern wir ins selbe Fahrwasser", seufzt Minhard. "Ein Weg nach vorne ist nicht zu erkennen. Wir sind von Jaan Albrecht sehr enttäuscht!"

Der Betriebsrat betonte gegenüber Austrian Wings nochmals, dass es in jedem Fall auch erklärtes Ziel der Mitarbeiter sei, das Unternehmen zu erhalten. Dies dürfe sich jedoch nicht in gravierend nachteiligen Verträgen niederschlagen. Deswegen habe die Mannschaft den neuen Kollektivvertragsentwurf auch klar abgelehnt, erklärt Minhard.

Potenzial zum Sparen ist in den "oberen Etagen" ausreichend vorhanden

Natürlich sei im Unternehmen Austrian Airlines Raum für Wirtschaftlichkeit und Einparung vorhanden - aber: "Nur wenn man's richtig anpackt, kann man auch etwas erreichen", sieht der Betriebsratsschef vor allem Wirkung in nachhaltigen, langfristigen Maßnahmen. "Neben einer sinnvollen Flottenvereinheitlichung muss man auch endlich einmal die Doppelbetriebe abstellen!" Austrian Arrows (Tyrolean) sei dabei nur eines von vielen Beispielen, siehe auch die Austrian Wings Punktlandung vom 10. Jänner 2012. "Wir haben eben den Overhead einer Netzwerk-Airline, nicht jenen eines Billig-Carriers", so Minhard. Zudem solle man, bevor man bei den Bonifikationen der Mannschaft den Rotstift ansetzt, einmal die diesbezüglichen Regelungen für die "oberen Etagen" ansehen: "Unser Prämienmodell ist lächerlich gegenüber jenem von Bereichsleitern und Vorstand", ist der Betriebsrat enttäuscht, dass seitens der Entscheidungsträger der Wille zum Sparen offensichtlich nur dort vorhanden ist, wo es andere trifft.

Keine Notwendigkeit für Streiks

Wie sieht es nun mit möglichen Streiks aus, wenn eine Einigung bis Ende Februar ausbleibt? "Ich sehe keine Notwendigkeit für Streiks, man braucht das fliegende Personal da nicht reinzuziehen", macht Karl Minhard die Personalposition deutlich. "So lange man einen Vertrag nicht unterschreiben muss, gibt es ja auch keinen Anlass dazu. Und wir brauchen das Papier schließlich nicht zu unterschreiben."

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(red Aig)