Österreich

Aufregung um "Downgradings" von langjährigen Tyrolean-Kapitänen

Ein mutmaßlich aus Pilotenkreisen der AUA/Tyrolean an Austrian Wings versendetes Mail birgt brisanten Inhalt: Demnach sollen in Kürze 18 Tyrolean-Flugkapitäne zu Ersten Offizieren zurückgestuft werden. Gleichzeitig würden mindestens 12 Co-Piloten, die schon zu einem Zeitpunkt vor dem Betriebsübergang auf die Tochter Tyrolean für Austrian (AUA) flogen, zum Kapitän "befördert".

"Obwohl die betroffenen Flugkapitäne bereits jahrelang für Tyrolean und damit für Austrian fliegen, bedeutet das für viele eine Degradierung auf Lebenszeit, da es u.a. ein Alterslimit von 51 Jahren zur neuerlichen Beförderung zum Kapitän gibt", heißt es in dem Schreiben.

 

Anmerkung der Redaktion: Tyrolean war schon vor dem Betriebsübergang eine 100-prozentige Tochter der AUA und führte in deren Auftrag Flüge unter AUA-Flugnummer durch.

 

Darüber hinaus werde erwartet, "dass mit jeder weiteren Stilllegung der alten Fokker 70 weitere 5-6 Tyrolean-Kapitäne betroffen sind. Diese unrentablen Flieger kamen vor einiger Zeit von Austrian zu Tyrolean, teilweise mit neu beförderten Kapitänen, die von Austrian in die Tyrolean integriert wurden – jetzt aber von den geplanten Maßnahmen nicht betroffen sind."

 

Diese Maßnahme sei nicht nur demütigend für die von der Degradierung betroffenen Tyrolean-Kapitäne, sondern auch aus wirtschaftlicher Sicht keinesfalls nachvollziehbar.

 

"Denn dadurch werden die Kosten erhöht, indem die teureren Co-Piloten der Austrian befördert und die billigeren Tyrolean-Kapitäne gleichzeitig herabgestuft werden sollen. Ein zur Beförderung anstehender ex-Austrian Co-Pilot verdient bereits jetzt mehr, als ein original Tyrolean-Kapitän in der höchsten Stufe je verdienen kann", wird dem Management vorgeworfen.

 

Dadurch bleibe die "seitens der Firmenleitung immer wieder betonte Wirtschaftlichkeit wohl auf der Strecke".

 

Die Absender des Schreibens - mutmaßlich Piloten, die schon vor dem Betriebsübergang bei Tyrolean flogen - vermuten daher, dass diese Maßnahme "im Hinblick auf die laufenden Gerichtsverfahren ein Kniefall vor dem mächtigen Bord-Betriebsrat sein dürfte, der einseitig nur die Interessen der ex-Austrian-Belegschaft vertritt und nach einer schriftlichen Stellungnahme nicht gewillt ist, die ex-Tyrolean-Kapitäne vor dieser rechtswidrigen und unfairen Maßnahme der Flugbetriebsleitung zu schützen".

 

Eine derartige "vertragsändernde Versetzung gegen den Willen des Arbeitnehmers" sei laut "österreichischer Rechtsprechung" nämlich "gar nicht möglich". Sie rechnen daher mit einer "Flut von arbeitsrechtlichen Klagen" gegen Austrian Airlines.

 

AUA: "Durch Downgrades können wir die Arbeitsplätze im Unternehmen halten!"

"Ich verstehe den Unmut einzelner betroffener Kollegen", so AUA-Sprecher Peter Thier gegenüber Austrian Wings. "Es ist wirklich schade, dass es aus heutiger Sicht tatsächlich zu Downgradings kommen wird müssen. Denn die betroffenen Piloten sind gute und wohlverdiente Kapitäne."

 

Thier wolle allerdings "gerne an das große Bild" erinnern: "Nach langer Zeit wächst unsere Flotte wieder ein kleines Stück auf der Langstrecke. Ginge es nach den alten Gesetzmäßigkeiten (Scope Clause), müssten wir Fokker-Piloten abbauen und neue Piloten von außen für die Boeing 777 aufnehmen. Gemeinsam mit dem Betriebsrat haben wir eine faire Formel gefunden, um innerhalb des Unternehmens umzuschulen. Ja, das kostet Geld. Aber das ist es uns wert, um die Arbeitsplätze innerhalb des Unternehmens zu erhalten."

 

 

 

(red / Titelbild: Austrian Fokker 70 OE-LFI operated by Tyrolean beim Start, Symbolbild - Foto: PA / Austrian Wings Media Crew)