Punktlandung

LaudaMotion powered by Ryanair: Niki Laudas "österreichische" Airline

Eine "österreichische Fluglinie" hatte Niki Lauda vor der Übernahme der insolventen NIKI versprochen. Dass daraus nichts werden würde, war Realisten von Anfang an klar. Jetzt ist es amtlich.

Seit heute wissen wir also, dass Ryanair 75 Prozent von LaudaMotion übernimmt (vorbehaltlich Zustimmung der EU-Wettbewerbshüter). Das hat sich sich bereits abgezeichnet, denn mehrfach war Ryanair-Boss Michael O'Leary kürzlich nachweislich in Wien, wo er exakt zu diesem Zweck Verhandlungen führte. Trotzdem behauptete Niki Lauda heute gegenüber Medien, dass er noch auf seiner Pressekonferenz am vergangenen Freitag „null Ahnung“ vom geplanten Ryanair-Einstieg gehabt habe. Diese Chuzpe muss man einmal haben. Denn diesen totalen Blödsinn glauben wohl nicht einmal mehr die naivsten Jünger Laudas.

Überhaupt hat der frühere Rennfahrer in der Causa NIKI seine Glaubwürdigkeit bei zahlreichen Menschen augenscheinlich weitgehend verspielt. Zu viele seiner Versprechen („keine Leiharbeit“, „Jobangebot für alle Mitarbeiter von NIKI“) hat Lauda bereits gebrochen, noch bevor der erste Flieger überhaupt abgehoben ist.

Dass NIKI-Nachfolger LaudaMotion jetzt de facto vom irischen Billigflieger Ryanair übernommen wird, dürfte nicht gerade dazu beitragen, diese Reputation wieder zu steigern. Denn noch vor wenigen Wochen hatte der einstige Rennfahrer vollmundig in einem offenen Brief angekündigt, dass er bei einer Übernahme von NIKI die Fluglinie zum „österreichischen Carrier mit Hauptquartier Wien“ machen würde. Und jetzt? Schon der Status quo – die deutsche Condor übernimmt Vertrieb, Crewplanung sowie zahlreiche weitere operationelle Dienstleistungen, ohne die LaudaMotion nicht betriebsfähig wäre – zeichnet das Bild einer Fluglinie, die alles andere als wirklich österreichisch, geschweige denn ohne den großen deutschen Partner voll betriebsfähig ist. Mit Ryanair als Hauptanteilseigner ist es dann wohl endgültig vorbei mit der vermeintlich „österreichischen“ Airline, zumal dem Vernehmen nach die Kooperation mit Condor parallel fortbestehen soll. Mit anderen Worten: Anstatt auch diese Arbeitsplätze im operationellen Bereich in Österreich zu schaffen, lagert Niki Lauda zahlreiche essentielle Aufgaben einfach ins Ausland aus – und die österreichische Politik war und ist dennoch dumm genug, die vermeintliche „österreichische Lösung“ weiterhin zu verteidigen. Doch angesichts der fragwürdigen Vorgänge rund um den Verkauf von NIKI bleibt ihr wohl auch nichts anderes übrig als gute Miene zum bösen Spiel zu machen.

Und auch wenn Ryanair Niki Lauda wie angekündigt (wohl nur zu PR-Zwecken) tatsächlich weiterhin pro forma im Management von LaudaMotion belassen sollte, kann das nicht darüber hinwegtäuschen, dass künftig die Iren den Kurs bei der „österreichischen Airline“ vorgeben. Das Ganze erinnert ein wenig an die Zeiten, in denen NIKI zu Air Berlin gehörte. Zu fortgeschrittener Stunde – es war schon reichlich Alkohol geflossen – erklärte ein ranghoher Air Berlin Manager im kleinen Kreis seinerzeit, dass viele im Air Berlin Management Niki Laudas wichtigste Aufgabe darin sahen, als Marketing-Gallionsfigur zu fungieren. Die wirklich wichtigen Entscheidungen würden ohnedies in Berlin getroffen. Schon damals waren übrigens zahlreiche operationelle Belange an Air Berlin ausgelagert, wodurch Personal in Österreich gespart werden konnte.

Während Niki Lauda mit dem Ryanair-Einstieg, finanziell gesehen, seine sprichwörtlichen Schäfchen ins Trockene gebracht hat, sind die Leidtragenden einmal mehr die Mitarbeiter von NIKI/LaudaMotion. Denn deren Arbeitsbedingungen sind bereits jetzt prekär und es darf davon ausgegangen werden, dass sich die Situation unter der Ägide von Ryanair weiter verschlechtert. Schließlich ist der irische Billigflieger berüchtigt für die Ausbeutung seiner Mitarbeiter; in einigen Ländern liefen oder laufen aufgrund dubioser Vertrags-Konstrukte sogar strafrechtliche Ermittlungen.

Aber Ethik spielt vermutlich nur eine untergeordnete Rolle, wenn sich alles darum dreht, dass man nichts zu verschenken hat.

Text: P. Huber
Titelbild: Flughafen Düsseldorf

Hinweis: „Punktlandungen” sind Kommentare einzelner Autoren, die nicht zwingend die Meinung der Austrian Wings-Redaktion wiedergeben.