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USA und Kanada sind überzeugt: "Ukrainische 737 wurde vom Iran mit Rakete abgeschossen"

Die Unglücksmaschine - Foto: GF / Austrian Wings Media Crew

Abschuss soll laut den USA "versehentlich" erfolgt sein. Kanada bestätigt Abschuss ebenfalls und beruft sich auf "eigene Quellen".

Nach dem gestrigen Absturz einer Boeing 737-800 der Ukraine International Airlines kurz nach dem Start in Teheran mit 176 Todesopfern gehen die USA nunmehr offiziell davon aus, dass die Maschine von der iranischen Luftabwehr mittels einer Rakete abgeschossen wurde - versehentlich, wie es heißt.

Wenige Stunden vor dem Abschuss hatten die iranischen Revolutionsgarden US-Stellungen im Irak mit Raketen attackiert. Möglicherweise habe die iranische Luftabwehr die kurz nach 6 Uhr Früh im Steigflug befindliche Boeing 737 mit Ziel Kiev für einen US-amerikanischen Gegenschlag gehalten. Laut "CNN" bestätigten "europäische Sicherheitskreise" die Plausibilität dieser Theorie.

Auch der Umstand, dass die Maschine mit gut einer Stunde Verspätung gestartet ist, könnte dazu beigetragen haben, dass die Bedienmannschaft der Luftabwehr sie nicht einordnen konnte und für ein militärisches Ziel gehalten hat.

Auf Twitter kursiert ein Video, das möglicherweise den Einschlag von bis zu zwei Raketen in die UR-PSR zeigt - allerdings kann die Authentizität der Aufnahmen derzeit nicht von unabhängiger Seite bestätigt werden, weshalb sie mit Vorsicht zu genießen sind.

Der Iran wies diese Theorie einmal mehr zurück, verliert jedoch international immer mehr an Glaubwürdigkeit. Denn nur Stunden nach dem Absturz von Flug PS 752, als die Trümmer noch qualmten, sprach der Iran bereits von einem "technischen Problem" als Unglücksursache - eine Aussage, die zu diesem Zeitpunkt schlichtweg unseriös war.

Bereits kurz nach dem Absturz war daher über einen möglichen Abschuss der Boeing 737 durch die iranische Flugabwehr spekuliert worden - eine Theorie, die auch in Fachkreisen von zahlreichen Piloten durchaus als plausibel angesehen wird. In der Nacht vom 8. auf den 9. Jänner wurde auf Twitter ein Bild veröffentlicht, das ein angeblich in der Nähe der Absturzstelle gefundenes Teil einer Luftabwehrrakete zeigen soll. Die Authentizität dieses Bildes lässt sich allerdings nicht von unabhängiger Seite bestätigt. Die iranischen Unfalluntersuchungsbehörden bestritten jedenfalls offiziell, dass an der Absturzstelle das besagte Raketenstück gefunden worden sei.

Auch Kanada bestätigt Abschuss von PS 752
Der kanadische Premierminister Justin Trudeu erklärte gegenüber Medien, dass Kanada aus "eigenen Geheimdienstquellen" die Bestätigung dafür erhalten habe, dass die Boeing 737 von einer Boden-Luft-Rakete der iranischen Streitkräfte abgeschossen worden sei. Kanada ist von der Tragödie stark betroffen, waren doch 63 der Passagiere kanadische Staatsbürger mit iranischen Wurzeln.

USA schossen selbst Flugzeug "versehentlich" ab
Das US-Militär hat übrigens selbst "Erfahrung" mit dem "versehentlichen" Abschuss von zivilen Flugzeugen. Im Jahr 1988 schoss die USS Vincennes einen Airbus A300 der Iran Air ab - alle 275 Passagiere und 15 Besatzungsmitglieder kamen bei dem Absturz ums Leben.

Der Abschuss löste Proteste in der gesamten Welt aus, der Iran sprach wörtlich von einem "barbarischen Akt", wobei bei dieser Rhetorik natürlich der politische Hintergrund eine Rolle spielte.

Obwohl selbst eine interne Untersuchung der US-Streitkräfte zu dem Schluss kam, dass ein "fehlerhaftes Computersystem an Bord der Vincennes", "falsche nachrichtendienstliche Informationen" sowie "zumindest fragwürdige Entscheidungsfindung in der Operationszentrale der USS Vincennes" zu dem Abschuss geführt hatten, wurde Kapitän Rogers mit dem Orden "Legion-of-Merit" ausgezeichnet, weil er "außergewöhnliche Pflichterfüllung im Einsatz" gezeigt habe. Andere am Abschuss beteiligte Offiziere der Vincennes wurden befördert.

Nach dem Abschuss von Iran Air 655 kündigte der Iran blutige Rache an - und rund ein halbes Jahr später explodierte an Bord von Pan Am 103 über Lockerbie eine Bombe, 270 Menschen starben. Obwohl anfängliche Spuren unter anderem in Richtung Iran geführt haben sollen, wurde später lediglich ein einzelner libyscher Geheimagent wegen des Anschlags verurteilt. Der Fall wird nun möglicherweise neu aufgerollt - Austrian Wings berichtete.

(red)