Reportagen, Videobeiträge

Mit Video: MD-82 der European Air Charter auf dem Flughafen Linz

Die unverkennbare Silhouette der MD-80-Reihe ist zeitlos elegant und begeistert Luftfahrtfans auf der ganzen Welt.

Sie ist eine fliegende Legende und in Europa kaum noch anzutreffen - die MD-80. Noch wenige Tage lang ist jedoch ein Exemplar des Modells MD-82 auf dem Flughafen Linz zu Gast. Die Maschine der European Air Charter (vormals Bulgarian Air Charter) führt im Auftrag von Reiseveranstaltern Urlaubsflüge nach Griechenland durch. Doch ab kommender Woche wird der Klassiker auf einen A320 abgetauscht. Grund genug für Austrian Wings, Linz für eine Reportage über die auch liebevoll "Mad Dog" ("MD") genannte MD-82 zu besuchen.

Bulgarian Air Charter wurde im Jahr 2000 gegründet und nahm zunächst mit fünf Tupolev TU-154 aus sowjetischer Produktion den Betrieb auf. Ab 2004 wurde die MD-82 eingeflottet, später folgten Airbus A320. Nach eigenen Angaben betreibt das Unternehmen, das seit Mai des heurigen Jahres unter European Air Charter auftritt, zehn MD-82 und sieben Airbus A320. Erstmals führte die Fluggesellschaft vor exakt 20 Jahren, im Sommer 2001, für ITS Billa Reisen (heute BILLA Reisen) Charterflüge von Wien nach Varna durch. Später folgten Aufträge beispielsweise von Alltours, ETI, FTI und TUI auch zu anderen Destinationen.

MD-82 der European Air Charter in Linz - zum Abspielen des Videos bitte in das Vorschaubild klicken.

Vor drei Jahren, 2018, wurde erstmals über den Sommer eine Maschine in Linz stationiert. Insgesamt flog Bulgarian Air Charter ab Wien, Linz, Graz und Salzburg sonnenhungrige Urlauber gen Süden. Bis heute hatte die Airline übrigens keinen einzigen Unfall mit Todesfolgen zu beklagen, was für die Qualität der Wartung und hohe Pilotenstandards spricht.

Die Corona-Pandemie ging auch an Bulgarian Air Charter / European Air Charter nicht spurlos vorbei. Wurden vor der Krise mehr als 52 Ziele angeflogen, so ist der heurige Flugplan massiv ausgedünnt. Ab Salzburg und Wien ist die Airline heuer gar nicht vertreten, lediglich ab Linz und Graz wird geflogen. Auf dem Flugplan stehen die Inseln Kreta (Heraklion), Karpathos, Korfu, Kos, Larnaca, Mallorca, Zakynthos und Rhodos. Die Flüge ab Graz werden ebenfalls mit der in Linz stationierten MD-82 durchgeführt. Um einen hohen technischen Klarstand zu gewährleisten, ist neben Piloten und Flugbegleitern auch ein eigenes Technikerteam in Linz stationiert, das sich nach jedem Flug engagiert und mit viel Liebe zum Detail um die MD-82 kümmert.

Bei der derzeit noch in Linz stationierten Maschine handelt es sich um die LZ-LDJ. Das Flugzeug wurde im Februar 1995 an die italienische Alitalia ausgeliefert und im Juni 2013 von Bulgarian Air Charter übernommen.

Ab kommender Woche wird die 164-sitzige MD-82 allerdings - zum Leidwesen der Planespotter und Luftfahrtfans - durch einen A320 mit 180 Sitzen ersetzt, der zudem weniger Kraftstoff verbraucht und somit wirtschaftlicher zu betreiben ist.

Nach eigenen Angaben beschäftigt Bulgarian Air Charter / European Air Charter 435 Mitarbeiter, darunter rund 90 Flugzeugführer und 100 Flugbegleiter.

Noch rund 150 MD-80 im Dienst
Die MD-80 wurde Ende der 1970er Jahre als Weiterentwicklung der DC-9-Reihe unter dem Namen DC-9 Super 80 vorgestellt, später jedoch auf MD-80 umbenannt. Es gab die Modelle MD-81/82/83/88 sowie die MD-87 mit verkürztem Rumpf. Zwischen 1979 und 1999 wurden 1.191 Exemplare hergestellt. In Österreich bildeten die DC-9 und später die MD-80 mehr als 30 Jahre lang das Rückgrat der Flotte der AUA. Von den knapp 1.200 gebauten Exemplaren fliegen heute weltweit noch etwa 150 Maschinen.

Ein Europa betreiben neben European Air Charter (Buglarian Air Charter) noch die ebenfalls aus Bulgarien stammende ALK Airlines, die ukrainische Bravo Airways sowie Danish Air Transport Flugzeuge der MD-80-Reihe.

Fotoimpressionen:

Anflug auf die Piste 26
PW JT8D-217C mit aktivierter Schubumkehr
Durch die Anordnung der Triebwerke am Heck ist es vor allem im vorderen und mittleren Bereich der Kabine der MD-82 ausgesprochen leise, was dem Jet auch den Spitznamen "Flüsterjet" einbrachte.
Dank der integrierten Treppen (Haupteinstiegstüre vorne links und im Heck) ist die MD-80 weitgehend unabhängig von der Flughafeninfrastruktur am Boden.
Die Ära der Flugzeuge mit integrierter Treppe im Heck ist vorbei ...
Die vordere Türe auf der rechten Seite ist deutlich kleiner als jene auf der linken. Sie dient als Catering-Türe und - im Ernstfall - als Notausstieg.
Man beachte die Fenster hinter dem linken Triebwerk. Dort befindet sich eine geräumige Bordküche (Galley) von denen Flugbegleiter in modernen Flugzeugen nur noch träumen können.
Linkes Hauptfahrwerk
Heutzutage werden keine solch eleganten Flugzeuge mit Hecktriebwerken und T-Leitwerk mehr gebaut.
Detailaufnahme des formschönen JT8D-Triebwerks der MD-82; die erste Version dieses Triebwerks kam 1964 an der Boeing 727 zum Einsatz, danach wurde es über Jahrzehnte kontinuierlich weiterentwickelt und modernisiert.
Ein Empfang wie für Hollywood-Stars: Fotoshooing mit der Crew und einem Techniker der legendären "Mad Dog" auf dem Vorfeld des Linzer Flughafens.

Text & Fotos: P. Huber