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TV-Tipp: Heute Themenabend "Flugtagunglück von Ramstein" auf ARD ab 20:15 Uhr

Der Film zeigt wie es wirklich war, ohne zu dramatisieren aber auch ohne zu beschönigen - hier ein Bild von den Dreharbeiten - Foto: SWR / Pressemappe

Das Programm des deutschen Senders ARD steht heute Abend ab 20:15 Uhr ganz im Zeichen des Flugtagunglücks von Ramstein, bei dem am 28. August 1988 mindestens 70 Menschen ums Leben kamen und rund 1.000 physisch und/oder psychisch traumatisiert wurden.

Zunächst strahlt die ARD um 20:15 Uhr den dokumentarischen Spielfilm "Ramstein - das durchstoßene Herz" aus, in dem gegen Ende einige Überlebende und Mitglieder der Nachsorgegruppe selbst einen Auftritt haben. Der Film erzählt von eindrücklichen Schicksalen: von Opfern, die schwer verletzt werden, von Ärzten, die schwere Triage-Entscheidungen fällen müssen und von Familien, die Angehörige verlieren. Menschen, die noch nach Jahren mit ihren Traumata kämpfen, aber auch Menschen finden, die ihnen beim Weg in ein neues Leben helfen. Bei der Aufarbeitung der Ereignisse stoßen Ermittler auf Schweigen und Vertuschung, Entschädigungszahlungen lassen auf sich warten, kontinuierliche psychologische Betreuung ist nicht vorgesehen. Der Film erzählt dabei auch vom Beginn der professionellen Hilfe zur Krisenbewältigung und der Anerkennung des posttraumatischen Belastungssyndroms in Deutschland. Die Produktion dieses Films erfolgte in enger Zusammenarbeit mit der Nachsorgegruppe sowie Überlebenden und Hinterbliebenen von Opfern und ist absolut sehenswert.

Nahe der Air Base Ramstein erinnert ein Gedenkstein an die 70 namentlich bekannten Opfer der Tragödie - Fotos (sofern nicht anders angegeben): Huber / Austrian Wings Media Crew

Gleich im Anschluss, um 21:45 Uhr, strahlt die ARD dann den Beitrag "Ramstein - die Doku" aus.

Die Dokumentation geht in Interviews mit Experten und Politikern den vielen offenen Fragen rund um den Flugtag nach. Der Friedensforscher Erich Schmidt-Eenboom war ein beauftragter Experte im Ramstein Untersuchungsausschuss. Im Interview macht er dem amerikanischen Militär schwere Vorwürfe: "Man muss der US Air Force bescheinigen, dass sie geltende Vorschriften mit tödlichem Ausgang verletzt hat."

Der Notarzt Klaus-Peter Wresch war mit dem Rettungshubschrauber Christoph 5 als einer der ersten am Unfallort auf der Airbase in Ramstein. Er sagt, das Notfallkonzept der Amerikaner war völlig unkoordiniert: "Es gab vor Ort keinerlei Einsatzleitung oder Planung. Uns wurden Verletzte, um die wir uns gekümmert hatten, aus den Händen gerissen und auf den nächsten Pritschenwagen geworfen."

Und welche Verantwortung übernahmen die deutschen Behörden? Der damals zuständige Verteidigungsminister Rupert Scholz gibt sich im Gespräch hilflos: "Ich konnte mich ganz sicher nicht hinstellen und die Amerikaner öffentlich kritisieren. Die Amerikaner haben nach ihren Regeln gehandelt."

Zum 30. Jahrestag des Unglücks fand in Ramstein eine große Gedenkveranstaltung statt, bei der Kerzen zum Andenken an die Toten entzündet wurden.

Der Film verknüpft die politische Ebene mit der ganz persönlichen Geschichte von zwei Menschen, deren Leben durch das Unglück miteinander verbunden wurde. Roland Fuchs war mit seiner Familie auf dem Flugtag. Das abstürzende Flugzeug kam direkt auf sie zu. Fuchs erlitt Verbrennungen am ganzen Körper, seine Frau Carmen starb sofort. Die fünfjährige Tochter Nadine wurde schwerverletzt ins Krankenhaus eingeliefert und starb zwölf Tage später. Die Bilder von damals kann er nicht vergessen: "Was sich in meinem Inneren abspielt, das kann man absolut nicht erklären. Das Trauma verändert sich, aber es bleibt."

Der Krankenpfleger Christopher Söhnlein hatte damals seinen ersten Arbeitstag auf der Intensivstation. Ihm wurde die Tochter von Rolands Fuchs anvertraut, er pflegte sie bis zu ihrem Tod. Seitdem macht er sich schwere Vorwürfe: "Du hast Patienten bekommen, von denen man annahm, dass sie durchkommen und sie haben bei dir nicht überlebt. Das ist das letzte Gefühl. Ein richtiges Schuldgefühl."

Die Filmemacher Benjamin Arcioli und Hans Jakob Rausch begleiten Christopher Söhnlein während einer Traumatherapie. Sie zeigen in ihrer Dokumentation, mit welchen Methoden die Verletzungen der Seele gelindert werden können, wie Roland Fuchs mit seinem Verlust umgeht und woraus er und Christopher Söhnlein heute Kraft schöpfen.

(red HP / ARD)