Österreich

Rezension zu Gottfried Holzschuhs neuestem Buch: "Die Flugzeuge der unabhängigen Fluggesellschaften Österreichs"

Das Buchcover

Mit seinem neuesten Buch über Österreichs unabhängige Fluggesellschaften hat Gottfried Holzschuh wieder einmal einmal eine Publikation geschaffen, die neidlos den Titel "Standardwerk" verdient. Das jedenfalls findet Luftfahrtjournalist und Buchautor Patrick Huber, der es gelesen hat.

DIN A4-Querformat, Hardcover, gebunden
324 Seiten, 626 Abbildungen, 186 Flugzeugrisse
Leseprobe & Bestellung: https://flightdata.at 
Österreich: EUR 79,90 inkl. Versand und Verpackung
EU: EUR 89.90 inkl. Versand und Verpackung

In Luftfahrtkreisen ist Gottfried Holzschuh längst kein Unbekannter mehr. Der studierte Historiker beschäftigt sich seit vielen Jahrzehnten auch mit der Geschichte der österreichischen Luftfahrt und profitiert davon, dass er als Zeitzeuge viele historisch bedeutende Ereignisse der Vergangenheit selbst miterlebt hat. In seinem Buch "Die Flugzeuge der unabhängigen Fluggesellschaften Österreichs" taucht Holzschuh ein in längst vergangene Zeiten der österreichischen Luftfahrtgeschichte - und in solche, die noch gar nicht so lange zurückliegen und doch zum Teil bereits wieder vergessen sind. Ich machte den Selbstversuch und fragte im Freundeskreis nach, welche österreichischen Fluglinien es denn so gibt oder gab: "Die AUA", "die Lauda", "die Tyrolean". Mehr kam da nicht und so geht es vermutlich vielen Menschen in Österreich. Dabei war da noch viel mehr, und das ist noch gar nicht so lange her.

Die Boeing 707 der Montana in Innsbruck. Es war die Typenerstlandung auf dem Flughafen der Tiroler Landeshauptstadt. Holzschuh ist es auch hier gelungen zum Teil bisher (mir) unbekanntes Fotomaterial zusammenzutragen.

Da wären etwa Level (Anisec) - die Airline fiel der Corona-Pandemie zum Opfer. Oder Rheintalflug, InterSky respektive Montana Austria und natürlich Tyrolean AIrways, um nur einige zu nennen. Insgesamt recherchierte Holzschuh mit dem ihm eigenen Hang zum Perfektionismus die Historie von nicht weniger als 31 Fluggesellschaften, von denen einige die sprichwörtichen Eintagsfliegen waren und zum Teil nie vom Boden abhoben - wie etwa der Rohrkrepierer Liliair aus Klagenfurt. Dabei gelang es Holzschuh, exklusive Informationen und Bildmaterial zusammenzutragen, die sein Buch ohne Übertreibung einzigartig machen. Zur Geschichte der Lauda Air gehört natürlich auch der Absturz der "Mozart" im Jahr 1991, die 223 Todesopfer forderte (das Unglück jährt sich im kommenden Mai übrigens zum 35. Mal) und auf einen Konstruktionsfehler an der Schubumkehr sowie - laut einem brisanten Gutachten, das der im Vorjahr verstorbene Professor DDipl.Ing. Dr. techn. Ernst Zeibig im Auftrag des Wiener Staatsanwalts Ernst Kloyber (†) erstellt hatte - mit hoher Wahrscheinlichkeit auf Wartungsmängel bei Lauda Air, die zum Öffnen der Schubumkehr geführt hatten, zurückzuführen war. Auch hier geht Holzschuh recht weit ins Detail - so wie man es bei der Berichterstattung zum Absturz in den meisten Medien leider vergeblich gesucht hat. Allein das zeigt, wie umfassend sich Holzschuh bei seiner Recherche mit den Themen auseinandersetzte.

Die Papier- und Druckqualität bestechen durch ihre hohe Wertigkeit.

Das sprichwörtliche Sahnehäubchen ist jedoch der Anhang, in dem der fliegerische Lebenslauf von Hans Jörg Stöckl - Trausdorfer Flugpionier, Gründer von Montana Austria und späterer Lauda Air Chefpilot - bis ins kleinste Detail mit Abbildungen von Stöckls Flugbüchern, etc ... dargestellt wird. Denn Holzschuh hatte noch Gelegenheit, mit dem 2011 verstorbenen Trausdorfer persönliche Gespräche zu dessen Lebzeiten zu führen.

Was wäre aus LEVEL wohl geworden, wenn Corona nicht gekommen wäre? Wir werden es nie erfahren, doch Gottfried Holzschuh erzählt die Geschichte dieser kurzlebigen Airline mit viel Detailwissen.

Ich danke Gottfried Holzschuh dafür, dass er mir sein Buch zur Verfügung gestellt hat. Ich würde es aber auch so jederzeit sofort kaufen und meinerseits weiterempfehlen, was ich hiermit gerne und aus voller Überzeugung tue. Der auf den ersten Blick hohe Preis von knapp 80 Euro ist angesichts von mehr als 600 Abbildungen auf über 300 Seiten jedenfalls gerechtfertigt. Dabei ist die investierte Arbeitszeit noch nicht einmal mitgerechnet, denn als Autor von über 20 Büchern (2 weitere erscheinen noch heuer) weiß ich wie viel Arbeit in einer gründlichen und rechtlich abgesicherten Recherche steckt. Allein für dieses Buch müssen es bei Gottfried Holzschuh sicherlich mehrere Jahre gewesen sein - und die waren aus Lesersicht bestens investiert, denn das Ergebnis ist schlichtweg fulminant.

Text & Fotos: Patrick Huber