Österreich

Flughafen Wien: Erfolglose Reanimation am Gate

Lesen Sie dazu auch unsere Punktlandung"Defis für den VIE: 'Höchste Zeit!'"

Am Freitag, den 22. Februar 2013, kam es am frühen Morgen auf dem Flughafen Wien Schwechat zu einem Todesfall. Ein etwa 40-jähriger Mann erlitt gegen 05:45 Uhr bei den C-Gates einen Kollaps, während er gemeinsam mit seinen Mitreisenden darauf wartete, den Air Berlin Flug nach Berlin zu boarden.

Unter den Passagieren befanden sich auch ein praktischer Arzt sowie eine Krankenschwester. Diese beiden Ersthelfer versorgten den Patienten sofort fachkundig und begannen beim Eintritt des Herz-Kreislaufstillstandes umgehend mit der Einleitung von suffizienten Wiederbelebungsmaßnahmen.

"Um 05:49 Uhr ging bei unserer Einsatzzentrale ein Notruf ein, bereits sechs Minuten später war der Notarzt mit seinem Team und einem Defibrillator vor Ort und übernahm die weitere Versorgung des Fluggastes", schildert Flughafen-Sprecher Peter Kleeman gegenüber Austrian Wings. Er wies damit zugleich Anschuldigungen zurück, wonach der flughafeneigene Rettungsdienst bis zum Eintreffen am Notfallort "rund 15 Minuten" gebraucht habe.

Das Team des Flughafen-Notarztwagens (NAW) führte die Herz-Lungen-Wiederbelebungsmaßnahmen in erweiterter Form noch rund 30 Minuten weiter, ehe der anwesende Notarzt schließlich den Tod des Reisenden feststellen musste.

Divergierende Meinungen zum Einsatz eines AED's

Laut Meinung des Flughafens hätte auch der Einsatz eines halbautomatischen Defibrillators (AED) durch die beiden Ersthelfer in diesem speziellen Fall keinen positiven Einfluss auf den Ausgang der Situation gehabt, da der Patient zu keinem Zeitpunkt während der Reanimation Kammerflimmern oder eine Ventrikuläre Tachykardie aufgewiesen habe, und nur in diesen Fällen die Schockabgabe sinnvoll, beziehungsweise mit AED's überhaupt möglich, ist.

Ein anderer von Austrian Wings konsultierter Mediziner meinte dagegen, man könne im Nachhinein ohne vorherige Autopsie nicht mehr mit Sicherheit sagen, ob der Mann in den ersten Minuten nicht vielleicht doch beispielsweise Kammerflimmern gehabt habe und der Einsatz eines AED's somit möglicherweise lebensrettend gewesen wäre.

Keine halbautomatischen Defibrillatoren auf dem Flughafen Wien

Tatsache ist, dass AED's die Chancen für den Patienten, einen Herz-Kreislauf-Stillstand zu überleben, signifikant von 10 auf 60 Prozent erhöhen, sofern sie zeitgerecht (optimalerweise innerhalb von 3 Minuten nach Eintritt des Ereignisses) und korrekt angewendet von Laienhelfern im Rahmen einer suffizienten Herz-Lungen-Wiederbelebung zum Einsatz gebracht werden.

Durch den raschen Einsatz halbautomatischer Defibrillatoren im Rahmen der Reanimation - hier bei einer Übung - steigt die Überlebenschance auf bis zu 60 Prozent - Foto: Wiki Commons
Durch den raschen Einsatz halbautomatischer Defibrillatoren im Rahmen der Reanimation - hier bei einer Übung - steigt die Überlebenschance auf bis zu 60 Prozent - Foto: Wiki Commons

AED's seit Jahren Standard auf internationalen Airports

Derzeit gibt es allerdings am Flughafen Wien in den öffentlichen Bereichen - anders als etwa auf den Star Alliance Hubs Frankfurt (80 Stück) oder Zürich (60 Stück, davon 10 Reserve) - noch keine Defis. Auch andere österreichische Flughäfen, wie beispielsweise Salzburg (4 Halbautomaten plus ein manuelles Gerät) oder Linz (1 Gerät, ein 2. wird derzeit beschafft) verfügen bereits über AED's.

Der suboptimale Status Quo am Flughafen Wien soll sich aber noch heuer ändern, wie Austrian Wings bereits gestern berichtete. "Der Flughafen Wien wird bis Mitte 2013 hier Geräte installieren", betonte Kleemann abschließend.

(red)