Punktlandung

AUA-Standort Innsbruck: Schmerzhafte aber notwendige Einschnitte

Groß ist die politische und mediale Aufregung jenseits der Alpen seit die Lufthansa-Tochter AUA in einer Pressemitteilung bekannt gab, dieVerwaltung der Tochtergesellschaft Tyrolean von Innsbruck nach Wien zu verlegen. Davon betroffen sind 100 von knapp 400 Mitarbeitern, denen entweder die Übersiedlung in die Bundeshauptstadt oder ein Sozialpaket angeboten werden soll. Keine angenehme Situation für die Betroffenen, das steht außer Frage. Ihre Sorgen und Zukunftsängste sind berechtigt. Lokalpolitiker entdecken daher nun potentielle zusätzliche Wählerstimmen und üben sich eifrig im Phrasendreschen, Tiroler Medien lassen in ihren Artikeln unverhohlen Lokalpatriotismus durchklingen und schlagen sich auf die Seite von Tyrolean. Auch der Tyrolean-Betriebsrat poltert lautstark in Richtung der "bösen AUA in Wien", ebenso die Arbeiterkammer. Deren Präsident, Erwin Zangerl, sprach gar von einer "zutiefst miserable Art der AUA-Spitze". Eine nüchterne Analyse der Fakten findet derzeit leider kaum statt, dabei wäre genau das dringend geboten.

So schmerzhaft die jetzt von Tyrolean Chef Klaus Froese und AUA-Boss Jaan Albrecht getroffene Entscheidung für die Tochter Tyrolean und ihre Mitarbeiter kurzfristig gesehen auch sein mag, sie ist - mit Weitblick betrachtet - notwendiger denn je.

Tyrolean Airways ist seit mittlerweile 15 Jahren eine 100-prozentige Tochtergesellschaft der AUA und führt seit mehr als 10 Jahren ausschließlich Flüge in deren Auftrag und unter OS-Flugnummer durch, die über die AUA angeboten, gebucht und verkauft wurden. Alle Flugzeuge tragen das AUA-Design und den roten Pfeil am Rumpf, sie sind lediglich durch die zusätzliche Aufschrift "arrows" hinter dem Schriftzug "Austrian" von den Jets der Mutter AUA zu unterscheiden. Doch auch das gehört in Kürze der Vergangenheit an.

Eine eigenständige Fluglinie ist Tyrolean de facto folglich schon lange nicht mehr, wenngleich das manche Mitarbeiter in Innsbruck bis heute nicht wahrhaben wollen.

Trotzdem wurden, auch bedingt durch mangelndes Durchsetzungsvermögen der AUA-Manager in Oberlaa (und später auf dem Flughafen Wien) sowie durch politische Einflussnahmen, über Jahre hinweg Parallelstrukturen in beiden Bundesländern zwanghaft aufrechterhalten, die noch aus jener Zeit stammten, als Tyrolean tatsächlich eine vollkommen autonom agierende Fluggesellschaft war. Doch diese Zeiten sind, wie bereits erwähnt, längst Luftfahrtgeschichte.

Es ist wirtschaftlicher Unsinn, sowohl in Innsbruck als auch in Wien jeweils eine eigene Verwaltung, eine eigene Personalabteilung, einen eigenen Flugbetrieb, eine eigene Crew Control, eine eigene Ausbildungsstelle, eine eigene Uniformstelle, und wer weiß, was noch alles zu unterhalten. Das kann sich keine Airline auf Dauer leisten, in wirtschaftlich schwierigen Zeiten wie diesen schon gar nicht.

Eine solche Struktur verursacht doppelte Kosten und ist darüber hinaus höchst ineffizient, unter anderem deshalb weil Führungskräfte regelmäßig für eigentlich vermeidbare Dienstreisen zwischen Wien und Innsbruck pendeln müssen.

Die Verlagerung der Tyrolean-Verwaltung von Innsbruck nach Wien ist daher bei nüchterner Betrachtung nur ein logischer sowie längst überfälliger Schritt, und es dürfte nicht der letzte schmerzhafte Einschnitt für Tyrolean auf dem Sanierungsweg der AUA gewesen sein.

Ob die derzeit noch in Innsbruck angesiedelten Bereiche der Tyrolean mit ihren 300 verbliebenen Mitarbeitern, inklusive des Wartungsbetriebes für die Bombardier Q400-Flotte, dort also dauerhaft Bestand haben werden, das ist etwas, das nur die Zukunft weisen kann und wird.

(red CvD / Titelbild: Ein Bild aus vergangenen Tagen: Dash 8-100, OE-LGG, von Tyrolean Airways - Foto: Paul Spijkers / Wiki Commons)

Hinweis: „Punktlandungen” sind Kommentare einzelner Autoren, die nicht zwingend die Meinung der Austrian Wings-Redaktion wiedergeben.