Punktlandung

Zur Ausmusterung der 737 bei der AUA

Vor wenigen Stunden verabschiedeten AUA-Vorstand Jaan Albrecht und Flottenchef Rudolf Buchsteiner offiziell die letzte Boeing 737 der Austrian Airlines. Für Luftfahrtfreunde, Fotografen und Spotter ein fürwahr trauriger Tag. Schon jetzt ist die Typenvielfalt am Flughafen Wien beklagenswert einseitig, denn Jets der A320-Familie dominieren das Bild. Zudem gilt die "Bobby", wie die 737 auch liebevoll genannt wird, als besonders eleganter Jet - ganz im Gegensatz zum "Bus".

Doch auf solcherlei emotionale Befindlichkeiten einer kleinen Gruppe von Enthusiasten kann und darf eine Fluglinie natürlich keine Rücksicht nehmen, schon gar nicht in wirtschaftlich schwierigen Zeiten wie diesen. Das ist völlig klar.

Die AUA als langjähriger treuer (McDonnell) Douglas und späterer Airbus-Kunde hatte ursprünglich gar keine Ambitionen, die Boeing 737 zu bestellen. Der nicht unumstrittene Flugunternehmer Niki Lauda war es nämlich, der den Zweistrahler aus dem Hause Boeing ab Mitte der 1980er Jahre nach Österreich brachte.

Als die AUA die völlig marode Lauda Air - dem Vernehmen nach auf politischen Druck hin - ab 1997 schrittweise übernahm, bekam sie neben der Boeing 767/777-Langstreckenflotte auch die Boeing 737-Mittelstreckenflotte als ungeliebte Mitgift. (Eine noch offene B777 Bestellung von Lauda wurde später allerdings in 3 Boeing 737-800 umgewandelt und 2004 noch eine zusätzliche 737-800 bestellt; eine der 737-800 wurde dann aber wieder zu Gunsten einer B777 Bestellung storniert, Anm. d. Redaktion).

Die 737 wollte aber so gar nicht in das Airbus-Flottenkonzept (A320/321/A330/340) von Austrian Airlines passen. Zwei verhältnismäßig kleine parallele Flugbetriebe mit Airbus und Boeing-Maschinen verursachten einen hohen administrativen Aufwand und immense Kosten, zumal die 737 für das Streckennetz der AUA alles andere als prädestiniert war.

In den kommenden Jahren setzte man die Boeing 737 zunächst eher konzeptlos im Charter-, dann auch im Linienverkehr ein, richtig glücklich war man mit den Jets aber nie, und so wurde nach der Übernahme der AUA durch die Lufthansa die längst überfällige Entscheidung zur Bereinigung der Mittelstreckenflotte getroffen. Die Ausflottung der 737 zog sich etwas mehr als ein Jahr hin und fand nun ihren Abschluss. Ersetzt wurden die Maschinen zum Teil durch gebrauchte A320. Eine Baustelle weniger.

Doch auf die AUA warten schon zahlreiche neue Herausforderungen. Die in die Jahre gekommene Fokker 70/100-Flotte gehört genauso ersetzt wie die teils über 20 Jahre alten Langstreckenjets vom Typ Boeing 767, die gleichfalls noch aus Lauda Air Zeiten stammen.

Letztere werden allerdings noch mindestens bis zum Jahr 2019 weiter für die AUA unterwegs sein, wie CEO Jaan Albrecht anlässlich der Abschiedsveranstaltung für die Boeing 737 erklärte.

Bis Austrian Airlines also über eine wirklich effiziente wirtschaftliche Flottenstruktur verfügt, dürfte noch viel Wasser die Donau hinunter fließen.

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(red CvD, ON / Titelbild: Ein Foto aus vergangenen Tagen: Boeing 737-800, OE-LNQ, der AUA beim Start - Foto: Austrian Wings Media Crew)

Hinweis: „Punktlandungen” sind Kommentare einzelner Autoren, die nicht zwingend die Meinung der Austrian Wings-Redaktion wiedergeben.