Österreich

Psychologenverband schlägt Änderung bei Pilotenselektion vor

Angesichts der aktuellen Diskussion in der Öffentlichkeit über die Flugtauglichkeit von Pilotinnen und Piloten nach dem mutmaßlich durch den Selbstmord des Ersten Offiziers verursachten Absturz von Germanwings Flug 9525 fordert der Berufsverband Österreichischer Psychologinnen und Psychologen (BÖP) eine stärkere Einbindung in Prävention und Kontrolle und macht Vorschläge zur Sicherstellung der Qualität in der psychologischen Tauglichkeitsbeurteilung für Piloten.

Sandra Lettner, Präsidentin des BÖP: "Es bestehen derzeit keine gesetzlichen Verpflichtungen für psychologische Eignungsuntersuchungen für Piloten. Aus psychologischer Sicht wäre die Einschätzung der geistigen Tauglichkeit für die Ausführung von Aufgaben als Verkehrspilot der berufsbezogenen Eignungsdiagnostik gleichzusetzen. In der derzeitigen Praxis wird die geistige Tauglichkeit durch Flugmediziner eingestuft, und nur bei Zweifel an der mentalen oder fliegerischen Tauglichkeit eine flugpsychologische Untersuchung von einem dafür von der Luftfahrtbehörde akkreditierten Psychologen eingefordert. Wir haben daher aus Anlass des tragischen Flugzeugunglücks Vorschläge ausgearbeitet."

  1. Verpflichtende Durchführung von psychologische Eignungsuntersuchungen gemäß der DIN Norm 3340 oder ISO 1066 durch dafür qualifizierte und von der Behörde akkreditierte Psychologinnen und Psychologen.
  2. Erweiterung der bestehenden Schulung für Piloten in "Menschliche Leistungsgrenzen" um das Thema Rollenkonflikt im Selbstbildnis bei psychischen Störungen.
  3. Schaffung einer vertrauensvollen "Anlaufstelle" intern oder extern, analog zur bestehenden Alkoholprävention.

Die psychologische Eignungsdiagnostik besteht aus:

  • strukturierten Interviews
  • Intelligenztests
  • Tests für rechnerische, räumliche Leistungen, Mehrfachbelastung, Konzentrationsfähigkeit, Stressverarbeitung, Konfliktbearbeitung
  • Fragebögen zur Interessenslage, zum Wohlbefinden, Teamfähigkeit,
    Führungsverhalten
  • Verhaltensbeobachtungen bei hoher Belastung
  • Klinisch-psychologische Abklärung
  • Konsistenzprüfung
  • Arbeitsplatzproben (Simulator)
  • Allfällige weitere Explorationen

"Der Einsatz und die Interpretation psychologischer Testverfahren zur Einschätzung der berufsbezogenen Eignung bzw. der mentalen Fitness erfordern eine umfassende wissenschaftliche Ausbildung in Psychologie. Angesichts der inhaltlich psychologischen Diskussion erwartet sich der Berufsverband der Österreichischen Psychologinnen und Psychologen eine Einbeziehung bei künftigen Arbeitsgruppen zu diesem Thema," sagt Lettner.

In Österreich gibt es eine von der Austro Control als Luftfahrtbehörde geführte Liste dafür zugelassener Psychologen.

(red / BHS / Titelbild: Piloten bei der Arbeit im Cockpit einer Bombardier Q400, Symbolbild - Foto: Austrian Wings Media Crew)