Österreich

Flughafenfreunde Wien: Interview mit Obmann Martin Dichler

Martin Dichler moderiert einen Vereinsabend - Foto: Huber / Austrian Wings Media Crew

Nach 19 Jahren an der Spitze der Flughafenfreunde Wien übergibt Langzeitobmann Martin Dichler am kommenden Freitag das Steuerhorn an seinen Nachfolger Gernot Kastner. Wir trafen den engagierten Vereinsfunktionär und Luftfahrtjournalisten zum Interview.

AW: Wie ist Deine Leidenschaft zur Luftfahrt entstanden?

MD: Der Flughafen hat mich immer schon fasziniert, ich war mit meinem Vater draußen und später kam dann auch die Begeisterung für die Fotografie dazu, obwohl ich mich heute nicht mehr als klassischen Planespotter bezeichnen würde.

AW: Seit wann bist Du Mitglied bei den Flughafenfreunden?

MD: 1994 habe ich bei einem Besuch auf dem alten Besucherdeck am Flughafen Wien von der Existenz des Vereines erfahren, der erst zwei Jahre zuvor gegründet worden war und sich noch im Aufbau befand. Ich ging zu einem Vereinsabend, wurde Mitglied der Flughafenfreunde Wien und habe mich in den Folgejahren immer sehr für die Sache engagiert. Irgendwie entstand dabei auch die Liebe zur Schreiberei, schließlich musste ja auch das Vereinsmagazin „Approach“ gefüllt werden. Eine meiner ersten Geschichten war „10 Jahre Singapore Airlines in Österreich“. Es hat sich alles irgendwie ergeben (lacht).

AW: 2000 hast Du das Amt des Vereinspräsidenten übernommen. Wie kam es dazu?

MD: Mein Vorgänger konnte die Funktion aus Zeitgründen nicht mehr ausüben. Ich habe mich bereit erklärt, zu kandidieren und wurde mit großer Mehrheit gewählt.

AW: Vor Dir gab es bereits zwei andere Obmänner, Gründungsobmann Dietmar Schreiber und Günter Konvalinka. Jetzt hat natürlich jeder seinen eigenen Stil gehabt. Mit welchen Plänen bist Du angetreten, als Du die Führung übernommen hast?

MD: Mir war es wichtig, dafür zu sorgen, dass der Verein nach außen hin ein seriöses Image bekommt.

AW: Wie meinst Du das?

MD: Seriös waren wir schon immer, und auch meine Vorgänger haben einen sehr guten Job gemacht. Mir ging es einfach um die Außenwahrnehmung. Von Airlines und den Verantwortlichen am Flughafen wurden wir trotz des Engagements der früheren Obleute mitunter belächelt, waren als „Zaunaufschneider“ (Anm. d. Red.: Immer wieder kommt es auf Flughäfen vor, dass Planespotter Löcher in Zäune schneiden) und „Verrückte“ verschrien. Das stimmte einfach nicht und ich wollte das nach außen hin deutlich kommunizieren.

AW: Wie man heute sieht, ist das gelungen. Aber es war sicher ein hartes Stück Arbeit?

MD: (lacht) Das kann man wohl sagen. Es hat damit begonnen, dass ich unseren Verein nochmals beim Flughafenmanagement vorgestellt und ganz gezielt die Nähe zu den Verantwortlichen gesucht habe. Das Gleiche gilt für die Branche, die Airlines, die Reisebüros und Reiseveranstalter. Dadurch ist es uns zum Glück recht rasch gelungen, dass man dort erkannt hat, dass wir keine „Verrückten“ sind. Aufgrund dieser persönlichen Kontakte hat sich das Bild unseres Vereins in der Öffentlichkeit sukzessive gewandelt.

AW: Welchen Anteil hatte das seit 2011 amtierende VIE-Vorstandsduo Günther Ofner und Julian Jäger dabei?

MD: Diesen beiden Herren bin ich zu großem Dank verpflichtet.  Das, was frühere Vorstände angekündigt, aber nicht getan haben, haben Julian Jäger und Günther Ofner in die Tat umgesetzt. Zudem sind beide zahlende Mitglieder unseres Vereins, darauf sind wir sehr stolz.

Martin Dichler bei einem Sommerfest des Vereins auf dem Besucherdeck des Flughafens Wien - Foto: Huber / Austrian Wings Media Crew

AW: Kannst Du das konkretisieren?

MD: Wir bekommen sehr viel Unterstützung vom Flughafen. So können wir etwa jährliche Fotosafaris aufs Vorfeld organisieren. Das ist keineswegs selbstverständlich. Es ist aber nicht nur der Vorstand bei uns Mitglied, auch wichtige Mitarbeiter von anderen Abteilungen des VIE engagieren sich bei uns.

AW: Wie muss man sich als Außenstehender die Tätigkeit als Obmann vorstellen?

MD: (lacht) Es ist ein Fulltime-Job zusätzlich zu meinem Hauptberuf und ich freue mich schon auf meine Funktionärspension. Man pflegt ständig Kontakte, muss Vortragende für die Vereinsabende gewinnen, nicht zu vergessen die rechtliche Verantwortung und finanzielle Haftung. Das geht auch nur, wenn man Vorstandskollegen hat, die einen unterstützen und auf die man sich verlassen kann. Ein weiterer wichtiger Teil meiner Tätigkeit war die Medienarbeit, ich habe dafür gesorgt, dass auch in Fachmedien über die Flughafenfreunde Wien geschrieben wurde. Ein spezieller Dank geht in diesem Zusammenhang auch an Austrian Wings, das uns seit Jahren unterstützend begleitet. Dadurch werden immer wieder neue Leute auf uns aufmerksam. Und kürzlich berichtete sogar Puls 4 über uns. Ein schönes Abschiedsgeschenk für mich.

AW: Wie setzt sich eigentlich die Mitgliederstruktur zusammen?

MD: Wir sind hier breit aufgestellt. Wir haben Handwerker, Büroangestellte, Piloten, Airline- und Airportmitarbeiter ebenso wie Juristen und Manager.

AW: Sind das alles Planespotter?

MD: (lacht) Nein, das ist ein weit verbreiteter Irrglaube. Wir haben natürlich auch viele fotobegeisterte Mitglieder, aber das Schöne ist, dass die Mitgliederstruktur absolut heterogen ist. So ergibt sich auch immer wieder ein interessanter Austausch unter unseren Mitgliedern. Es wäre ja langweilig wenn wir alle gleich wären.

AW: Was waren die Highlights in Deiner Tätigkeit?

MD: Jede erfolgreiche Aktivität ist für mich ein Highlight. Ganz besonders ist mir in der jüngeren Verangenheit die Verabschiedung des letzten Fokker-Jets der AUA in Erinnerung geblieben. Denn dass es einen Farewell-Flug gab, ist letzten Endes auf unsere Hartnäckigkeit zurückzuführen. Wir sind an die AUA herangetreten und so hatten die Luftfahrtenthusiasten die Gelegenheit zu dieser besonderen Abschiedsreise, wenn man so will.

Am Fokker-Abschiedsflug der AUA hatten die Flughafenfreunde Wien einen maßgeblichen Anteil - Video Austrian Wings Media Crew

AW: Die Frage, die sich nun sicherlich viele unserer Leser stellen, möchte ich an Dich weitergeben: Wieso soll man im Zeitalter der Facebook-„Freundschaften“ überhaupt noch Mitglied in einem klassischen Verein werden?

MD: Aus Liebe zur Fliegerei und weil wir unseren Mitgliedern einen Zugang zur Branche und einzigartige Blicke hinter die Kulissen ermöglichen können, etwa exklusive Flugzeugbesichtigungen und Vereinsreisen.

AW: Zum Abschluss: Als Du 2001 angetreten bist, hast Du geahnt, dass Deine Präsidentschaft fast 20 Jahre dauern würde?

MD: Ich dachte, ich mache das eine Periode (drei Jahre, Anm. d. Red.) und das war’s dann. Dass ich so lange an der Spitze des Vereins stehen würde, war nicht abzusehen. Aber ich  kann sagen, dass ich immer 100 Prozent gegeben habe und mit Enthusiasmus bei der Sache war. Es war mir eine Ehre und ich freue mich, mit meinem Vize Gernot Kastner einen guten Nachfolger aufgebaut zu haben, dem die Mitglieder kommende Woche hoffentlich ebenso viel Vertrauen entgegenbringen werden, wie mir.

AW: Wie geht’s weiter, bleibst Du Mitglied?

MD: Selbstverständlich, ich freue mich darauf, künftig ohne jeden Stress gemütlich den Vorträgen lauschen zu können. Und den einen oder anderen Artikel werde ich vielleicht auch noch schreiben. Back to the roots gewissermaßen.

AW: Danke für das Gespräch und alles Gute!

(red )