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Ju Air bestätigt: Flugbetrieb soll heuer wieder aufgenommen werden

Mit der HB-HOS (Bild) will Ju Air den Betrieb heuer wieder aufnehmen - Foto: Markus Klein / Austrian Wings

Rundflüge werden "nicht vor Ende Mai" starten, "kommerzieller Flugbetrieb" untersagt, alle Passagiere müssen "Vereinsmitglieder" sein. Die Ju Air investiert in ihre Zukunft und hat mit der kompletten Restaurierung ihrer historischen Junkers Ju 52 begonnen. Derweil stellt das Bundesamt für Zivilluftfahrt eine neue rechtliche Basis für den Flugbetrieb in Aussicht. Sie wird auf den Flugbetrieb der Ju Air in der Schweiz kaum relevante Auswirkungen haben, teilte die Ju Air heute Früh in einer Aussendung mit.

Das Bundesamt für Zivillufthart will den Betrieb der Ju Air auf eine neue, rechtliche Grundlage stellen. Neu sollen nur noch Flüge für Vereinsmitglieder möglich sein. Für die JU-AIR bedeutet das für Flüge in der Schweiz keine wesentliche Änderung. Bereits heute sind fast 100 Prozent der Passagiere in der Schweiz Vereinsmitglieder. In einem Schreiben an die JU-AIR stellt das BAZL zudem weitere neue Regelungen in Aussicht, ohne diese aber genauer zu definieren, so die Ju Air in einer Medienmitteilung. Fakt ist allerdings: Kommerzielle Passagierflüge wie bisher hat die Behörde aus Sicherheitsgründen untersagt. Künftig müssen alle Passagiere zuvor Mitglieder des Betreibervereins der Flugzeuge sein, respektive werden. Wie das in der Praxis aussehen wird, ist allerdings noch unklar.

Für die Ju Air genießt die Sicherheit des künftigen Flugbetriebs oberste Priorität, hält das Management fest. Sobald die neuen Regelungen im Detail vorliegen, wird sie die Ju Air prüfen und dann sofort an die Umsetzung gehen. Die Ju Air ist in der Lage und bereit, die Organisation zur Gewährleistung eines künftigen, sicheren Flugbetriebs zu errichten und die dazu nötigen externen Fachleute und -organisationen zu verpflichten, heißt es.

Die Abklärungen und der Verwaltungsaufwand für solche Änderungen sind erfahrungsgemäß auf allen Seiten beträchtlich und werden im Minimum mehrere Monate dauern. In der Zwischenzeit ist der Ju Air eine Übergangsregelung zu gewähren, die einen sicheren Flugbetrieb ermöglicht, während die administrativen Arbeiten abgeschlossen werden.

Langfristiger Flugbetrieb
Die Ju Air bereitet sich nach eigenen Angaben auf einen langfristigen Weiterbetrieb ihren drei historischen Junkers Ju 52 vor und investiert in deren Zukunft. Dazu werden die heute 70 und 80 Jahre alten Flugzeuge komplett demontiert und grundüberholt. Für die umfassendsten Revisionsarbeiten in der 36-jährigen Geschichte der Ju Air muss der Flugbetrieb im Sommer 2019 und 2020 reduziert werden.

Für den Sommer 2019 ist vorgesehen, nur ein Flugzeug einzusetzen. Es handelt sich dabei um die HB-HOS, welche seit November zusätzlich zur Jahreswartung auch umfassenden Korrosionsuntersuchungen unterzogen wurde. Mit neuen, hochauflösenden Boroskopkameras konnten die Flügelholme und auch kleinste Hohlräume in Flügeln, Leitwerken und Rumpf ausgeleuchtet und untersucht werden.

Ein auf Materialprüfung spezialisiertes Institut durchleuchtete zusätzlich sämtliche Verbindungspunkte innerhalb der Flügel. Dieses auf Röntgenstrahlen basierende Verfahren ist für die Ju 52 neu und musste zuerst eingehend getestet und kalibriert werden. Die Untersuchungen zogen sich deshalb länger hin als ursprünglich vorgesehen.

Keine sicherheitsrelevanten Mängel
Die Analysen der Untersuchungen durch die Ju Air und - nach Angaben der Ju Air - unabhängige, externe Experten stehen kurz vor dem Abschluss. Die optischen und boroskopischen Untersuchungen, die Röntgenaufnahmen und die Expertisen von Materialwissenschaftlern und Experten für Strukturen und Motoren ergaben bisher keine Hinweise auf sicherheitsrelevante Mängel beim Flugzeug HB-HOS. Sofern keine solchen Mängel auftauchen, wird die JU-AIR beim Bundesamt für Zivilluftfahrt ein Gesuch für den Flugbetrieb 2019 einreichen. Durch die Verzögerungen bei den Untersuchungen kann die Aufnahme des Flugbetriebs der HB-HOS aber nicht vor Ende Mai erfolgen.

Die Ju Air hat die zusätzliche Untersuchungszeit dazu genutzt, die Generalüberholung der HB-HOS zu beginnen. Bis zur Wiederaufnahme des Flugbetriebs wird sie eine neue elektrische Verkabelung, ein überarbeitetes Cockpit, ein erneuertes Treibstoffsystem und eine neue Kabine erhalten. Im Jahr 2020 wird die Maschine dann in ihre Baugruppen zerlegt und die Flügel werden bei einem Spezialunternehmen generalüberholt.

Bei der Schwestermaschine HB-HOP wird dieses Procedere bereits in diesem Sommer durchgeführt; sie war schon im vergangenen November demontiert worden. Bis in einem Jahr wir sie wieder einsatztauglich sein und den Flugbetrieb 2020 sicherstellen.

Investition in die Sicherheit
Die zehn Jahre jüngere HB-HOY, ein Casa-Lizenzbau aus dem Jahr 1949, bleibt bis auf weiteres in Mönchengladbach ausgestellt und wird vorerst nicht geflogen. Vertragliche Vereinbarungen lassen einen Abzug der jüngsten Maschine der Ju Air im Moment nicht zu. Sobald die HB-HOY in die Schweiz geholt werden kann, wird auch sie generalüberholt.

Die Generalüberholung der drei Maschinen steht in keinem direkten Zusammenhang mit dem Absturz der HB-HOT im vergangenen August, wird betont. Sie sei vielmehr eine Investition in die Sicherheit und die Werterhaltung der Flugzeuge. Die Tragödie und die darauf entstandene Unsicherheit über Ursachen und die von der SUST festgestellten technischen Mängel am Unfallflugzeug haben die Ju Air aber veranlasst, die drei Flugzeuge umfassend zu überholen.

Nach wie vor gibt es keine Hinweise darauf, dass eine technische Ursache zum Unfall der HB-HOT geführt hätte. Die im vergangenen November öffentlich diskutierten Schäden am Unfallflugzeug sind laut Unfalluntersuchungsstelle SUST allesamt keinerlei Ursache für den Unfall.

(red / Ju Air)