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LaudaMotion-Piloten: Offener Brief von Piloten aufgetaucht

Foto: Huber / Austrian Wings Media Crew

An Politiker und mehrere Medien wurde heute ein offener Brief ausgeschickt, der von LaudaMotion-Piloten stammt. Doch zunächst waren etliche Fragen offen, die auf Nachfrage beantwortet wurden.

In dem Schreiben (es liegt Austrian Wings vor) äußern sich die Piloten zur aktuellen Corona-Krise und dazu, dass die Kurzarbeit für die 550 Mitarbeiter am Standort Wien zwar beantragt wurde, aber nicht genehmigt werden könne. Wörtlich heißt es darin: "Auf dem Rücken der Pilotinnen und Piloten der Laudamotion GmbH wird ein Machtkampf der Gewerkschaft zelebriert und damit über 500 Arbeitsplätze gefährdet." Deshalb wende man sich an die Politik um Hilfe.

Fakt ist: Damit Kurzarbeit genehmigt werden kann, braucht es die Zustimmung des Betriebsrates. Einen solchen hat LaudaMotion zwar, doch die Geschäftsführung der österreichischen Ryanair-Tochter unter Andreas Gruber verweigert die Anerkennung der demokratisch gewählten Personalvertretung. Ebenso Micheal O' Leary von der Konzernmutter Ryanair.

Zu dem offenen Brief, der angeblich die Ansicht der LaudaMotion-Piloten wiedergibt, bleiben allerdings jede Menge Fragen offen: Er ist nicht namentlich unterzeichnet, die Aussendung erfolgte über eine private GMX-Adresse. Laut Austrian Wings Informanten aus LaudaMotion-Kreisen soll nämlich keineswegs die gesamte Belegschaft hinter dieser Aktion stehen. Hier werde eine Einigkeit suggeriert, die es so nicht gebe. Es ist nicht unabhängig nachprüfbar, wie viel Prozent der Piloten diesen Brief unterzeichnet haben, sofern er authentisch sein sollte.

"Natürlich haben wir alle Sorge um unseren Arbeitsplatz, das ist keine Frage. Aber die Schuld, dass bei der Kurzarbeit nichts weiter geht, liegt aus meiner Sicht ausschließlich beim Unternehmen. Wir haben einen Betriebsrat und wenn Andreas Gruber und Michael O'Leary eine legitime Vertretung von uns Arbeitnehmern nicht anerkennen, ist das nicht unsere Schuld. Die Geschäftsführung bräuchte nur mit unserem Betriebsrat zu sprechen und vermutlich wäre dann binnen weniger Stunden die Kurzarbeitsvereinbarung unterschriftsreif. Ich und viele Kolleginnen glauben, dass dieser offene Brief von einer kleinen Gruppe Piloten kommt, die der Geschäftsleitung nahestehen", so eine Flugbegleiterin gegenüber unserer Redaktion.

Austrian Wings hat bei jener Person, die den offenen Brief von ihrer GMX-Adresse versendet hat, nachgefragt und um eine entsprechende Stellungnahme gebeten und erhielt umgehend eine Antwort. Zur Einstellung der Kabinenmitarbeiter könne man keine Angaben machen. Von den Piloten würde eine "überwiegende Mehrheit" die Einzelvereinbarungen hinsichtlich der Kurzarbeit unterschreiben, heißt es.

Der Brief im Wortlaut:

Sehr geehrter Herr Bundeskanzler,

Sehr geehrter Herr Vizekanzler,

Sehr geehrte Frau Verkehrsministerin,

Sehr geehrte Frau Wirtschaftsministerin,

Sehr geehrter Herr Sozialminister,

Sehr geehrte Frau Arbeitsministerin,

Sehr geehrte Herausgeberinnen und Herausgeber,

Sehr geehrte Chefredakteurinnen und Chefredakteure,

Sehr geehrte Damen und Herren,

Wir alle befinden uns einer Situation, die wir weder für möglich gehalten haben noch planerisch vorhersehen konnten.

Die Corona-Krise betrifft uns alle. Alle Menschen, alle Familien, alle Arbeitnehmerinnen, alle Arbeitnehmer, alle Arbeitgeberinnen, alle Arbeitgeber, alle Unternehmen.

In Zeiten wie diesen sollten wir, wie auch von allen Seiten gefordert, zusammenhalten und uns solidarisch zeigen.

Doch Nomen ist nicht immer gleich Omen. Wie wir als Pilotinnen und Piloten der Laudamotion GmbH leidlich feststellen müssen.

Auf dem Rücken der Pilotinnen und Piloten der Laudamotion GmbH wird ein Machtkampf der Gewerkschaft zelebriert und damit über 500 Arbeitsplätze gefährdet.

Der Antrag auf Kurzarbeit der Laudamotion GmbH wird seitens der Gewerkschaft aus unverständlichen Gründen blockiert und die Unterstützung versagt. Die Gewerkschaft lässt in diesen kritischen Zeiten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Laudamotion GmbH im Stich.

Wir appellieren an alle Entscheidungsträger die Lösung durch Einzelvereinbarungen zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer zu akzeptieren und diese Lösung zu unterstützen.

Herr Bundeskanzler, Herr Vizekanzler, Frau Verkehrsministerin, Frau Wirtschaftsministerin, sehr geehrter Herr Sozialminister, sehr geehrte Frau Arbeitsministerin: Lassen Sie es nicht zu, dass die Belegschaft der Laudamotion GmbH von Jobverlust bedroht ist.

Eine Lösung ist schaffbar und machbar, wenn alle im Sinne der Sicherung der Arbeitsplätze und damit verbundenen Existenzen agieren.

Jetzt zählt nur das Wollen mit Vernunft, ohne Emotionalität, ohne Radikalität und ohne jegliche Form von Eitelkeit.

Wir hoffen auf Ihre Unterstützung!

Mit den besten Grüßen

Mehr als besorgte Pilotinnen und Piloten, Männer, Frauen, Mütter, Väter, Arbeitnehmerinnen, Arbeitnehmer derLaudamotion GmbH

(red)