Österreich

Billigflieger Ryanair will in Wien wachsen

Symbolbild - Foto: Huber / Austrian Wings Media Crew

Der unter anderem wegen der Arbeitsbedingungen seines Personals umstrittene irische Billigflieger Ryanair will in Wien wachsen.

Im kommenden Geschäftsjahr will Ryanair am Flughafen Wien 6,4 Millionen Passagiere erzielen und einen Marktanteil von 20 Prozent erreichen, wie Firmenchef Michael O'Leary am Mittwoch in Wien vor Journalisten sagte. In den kommenden Jahren soll der Marktanteil mit Hilfe der Tochtergesellschaften Buzz, LaudaMotion und Malta Air auf 35 Prozent wachsen. Dann wäre Ryanair nach eigenen Angaben so groß wie die AUA.

Nach eigenen Angaben haben Ryanair in Wien bisher weder Geld verdient, noch welches verloren. Im Sommer will Ryanair (teilweise mit Maschinen in LaudaMotion Farben) von Wien aus mit 19 Flugzeugen zu 91 Destinationen abheben. Bis 2025 sollen in Wien 30 Flugzeuge stationiert sein und pro Jahr 9 bis 10 Millionen Passagiere abgefertigt werden. Gleichzeitig kündigte O'Leary an, dass die Ticketpreise steigen werden.

Umstrittene Airline wollte sogar Schwangere kündigen
Ryanair - und ihre Österreich-Tochter LaudaMotion - sind wegen verschiedener Faktoren jedoch nicht unumstritten. Immer wieder prangern (ehemalige) Mitarbeiter die aus ihrer Sicht katastrophalen Arbeitsbedingungen an, die Gewerkschaft vida sprach im Jahr 2021 gar davon, dass die Arbeitsbedingungen bei Ryanair "an moderne Sklaverei" erinnern würden. Zudem stehen auch diverse Geschäftspraktiken von Ryanair in der Kritik und führten mitunter zu Prozessen, die der Billigflieger verlor. Bei LaudaMotion bezeichnete das Ryanair-Management den Betriebsrat öffentlich als "illegal", um vor Gericht schließlich die sprichwörtliche "juristische Watschen" dafür zu kassieren. Der Oberste Gerichtshof kassierte zudem 32 Geschäftsklauseln der Ryanair-Tochter LaudaMotion als rechtswidrig ein. Laut Gewerkschaft wollte die Ryanair-Tochter LaudaMotion in Österreich schwangere Arbeitnehmerinnen kündigen - auch hier kassierte das Unternehmen vor Gericht eine Niederlage. Ryanair selbst bestritt in einer angriffen E-Mail seiner Pressestelle an Austrian Wings, jemals Schwangere gekündigt zu haben. Und last but not least geriet auch die Sicherheit bei der Ryanair-Tochter LaudaMotion in den Fokus. Im März 2019 brach ein A320 von LaudaMotion auf dem Flughafen London den Start ab, Passagiere berichteten von "panischen Flugbegleitern", die ohne Anordnung der Piloten eine notfallmäßige Evakuierung durchgeführt hätten. LaudaMotion hüllte sich zu diesbezüglichen Anfragen in Schweigen. Der im Sommer 2020 erschienene Abschlussbericht der britischen Flugunfallermittler sprach unter anderem von "Ausbildungsdefiziten" bei der verantwortlichen Flugbegleiterin. Wenig später wurden die bisher in Österreich registrierten Flugzeuge der Ryanair-Tochter LaudaMotion auf maltesische Kennzeichen umregistriert. Das ist zwar möglich und legal, doch durch diesen Schritt wurden die Flugzeuge de facto einer intensiven Überprüfung durch die Austro Control entzogen, was zumindest eine interessante Optik aufwirft, denn im November 2019 hatte die Austro Control LaudaMotion nach einem weiteren schweren Zwischenfall unter "erhöhte Aufsicht" gestellt. Ende Februar 2022 verlor ein LaudaMotion Jet kurz nach dem Start in Wien mit einem "lauten Knall" (Aussagen von Passagieren) einen Teil seiner Verkleidung, trotzdem setzten die Piloten den rund zweistündigen Flug bis Mallorca fort. Die Ryanair-Pressestelle verweigerte zunächst tagelang ein Statement zu dem Vorfall, um anschließend zu behaupten, es habe überhaupt keinen "lauten Knall" gegeben.

(red)