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Vereinigung Cockpit: Wizzair-CEO zeigt problematisches Verständnis von Sicherheitskultur

In der Kritik von Piloten: Billigflieger Wizz Air

In fast allen Bereichen des Systems Luftverkehr ist während der Corona-Krise in Europa massiv Personal abgebaut worden. Zu viele Beschäftigte wurden entlassen und haben der Branche aufgrund der schlechten Arbeitsbedingungen oftmals auch dauerhaft den Rücken gekehrt. Nun wollen die Menschen wieder fliegen und es fehlt an allen Ecken und Enden Personal, um Flugzeuge abzufertigen, zu betanken, die Passagiere zu betreuen oder die Flugzeuge zu fliegen. Die jüngsten Aussagen des Wizz Air CEO zu dieser Problematik lassen bei der Pilotenvereinigung Cockpit die Alarmglocken schrillen.

 

Aufgrund der dünnen Personaldecke am Boden und in der Luft mussten viele Airlines hunderte Flüge vorsorglich streichen. Dabei war die Erholung seit Monaten absehbar. Flugstreichungen tun zwar Passagieren und Unternehmen weh, sind aber letztlich aus der Perspektive der Flugsicherheit der vernünftigste Weg in der aktuellen Situation. Aus gutem Grund ist es nicht erlaubt, übermüdet zu fliegen und eine ausgeruhte Crew ist ein Sicherheitsgewinn, auf den nicht verzichtet werden darf.

"Die Flugsicherheit ist auch in Zeiten von Personalengpässen nicht optional," sagt VC-Präsident Stefan Herth. "Die Beschäftigten im Luftverkehr arbeiten extrem hart daran, alle Flüge wie geplant durchzuführen. Bei aller Fehlplanung sind die Airlines aufgerufen, sich ihrer Verantwortung beim Thema Safety bewusst zu sein und die Beschäftigten nicht zum Dienst an der Grenze der Erschöpfung zu drängen. Niemand will übermüdete Piloten im Cockpit. Einige Verantwortliche schießen in der aktuellen Situation aber übers Ziel hinaus und bauen unzulässigen Druck auf. Was der CEO von Wizzair durch seine kürzlich getätigten Äußerungen zum Thema Fliegen unter Ermüdung erkennen lässt, ist ein sehr problematisches Verständnis von Sicherheitskultur. Die Beteiligten aller Ebenen -f von den Beschäftigten selbst über die Verantwortlichen in Safety-Abteilungen und Behörden bis hin zum Unternehmensmanagement und den Entscheidern in der Politik - sind aufgerufen, genau auf die Situation der Arbeitnehmer im Luftverkehr zu schauen. Das Prinzip Safety First ist absolut essenziell und nicht verhandelbar."

Hintergrund
Das sogenannte "Fatigue Risk Management" ist ein elementarer Bestandteil effektiven Safety Managements. Es sollte nicht wie ein unangenehmes Compliance-Tool behandelt werden, sondern muss zielführend betrieben werden. Richtig verstanden und eingesetzt bildet es einen wichtigen Baustein für die Aufrechterhaltung der Flugsicherheit. Voll belastbare und fitte Besatzungsmitglieder sind ein unverzichtbares Gut für einen sicheren Flugbetrieb. Eine positive Unternehmenskultur, psychologische Sicherheit für die Beschäftigten und eine gute Safety-Kultur sind unverzichtbar für die Flight Safety und somit eng mit den kommerziellen Zielen der Airlines verbunden.

(red / W6)