Österreich

Diskriminieren Bergrettung und Leitstelle in Vorarlberg den Notarzthubschrauber Robin 1?

Agusta A109 der Schenkair, Symbolbild - Foto: Austrian Wings Media Crew

Nach Austrian Wings Informationen wird der Vorarlberger Notarzthubschrauber Robin 1 nicht immer alarmiert, wenn er das nächstgelegene Notarztrettungsmittel wäre. Landeshauptmann Wallner und die für die Flugrettung im Ländle verantwortliche Bergrettung schweigen. Die Rettungs- und Feuerwehrleitstelle Vorarlberg verweigert eine klare Antwort auf diese Frage.

In ganz Österreich entsenden die Disponenten in den Leitstellen bei Notwendigkeit eines Notarzthubschraubereinsatzes den nächstgelegenen Rettungshubschrauber. Das ist eigentlich logisch und natürlich im Sinne des Patienten. In ganz Österreich? Nein, offenbar nicht. Im Ländle scheinen die Uhren nämlich anders zu ticken.

Wie Austrian Wings Recherchen ergaben, soll der dortige Notarzthubschrauber Robin 1 der Schenkair nämlich nicht immer alarmiert werden, wenn er das nächstgelegene notarztbesetzte Einsatzmittel ist. Verantwortlich für den Betrieb der Flugrettung in Vorarlberg ist die Bergrettung Vorarlberg, die Disposition der Rettungsmittel erfolgt durch die Rettungs- und Feuerwehrleitstelle Vorarlberg.

Nach Austrian Wings Recherchen wird Robin 1 allerdings nicht als erster/einziger Notarzthubschrauber zu Lawineneinsätzen geschickt, und das obwohl er mit qualifiziertem notfallmedizinisch ausgebildeten und Alpinpersonal besetzt ist. Zudem ist Robin 1 der einzige zivile Vorarlberger Notarzthubschrauber, der sogar über eine Rettungswinde verfügt und seine Ausrüstung für Lawineneinsätze ist besonders umfangreich, wie das renommierte Portal "Helirescue" kürzlich recherchiert hat.

Schweigen und "Vertuschungs-Statements" im Ländle
Ein wichtiger journalistischer Grundsatz lautet "Audiatur et altera pars", also, dass man sich immer beide Seiten anhört. Diesem Motto folgend, baten wir das Büro von Landeshauptmann Markus Wallner, die für die Flugrettung zuständige Bergrettung sowie die Rettungs- und Feuerwehrleitstelle um eine Stellungnahme. Eine der klar formulierten Fragen lautet, ob es korrekt sei, dass Robin 1 nicht alleine (bzw. als erster, wenn er der nächstgelegene Hubschrauber ist) zu Lawineneinsätzen alarmiert werde.

Das Büro von Landeshauptmann Wallner zog es vor, zu schweigen. Ebenso die für die Flugrettung in Vorarlberg verantwortliche Bergrettung Vorarlberg. Die Feuerwehr- und Rettungsleitstelle Vorarlberg schickte ein E-Mail, in dem sie mit 109 Wörter und 879 Zeichen hochtrabende Erklärungen von sich gab, die klare Ja/Nein-Frage, ob die Austrian Wings Recherchen korrekt seien, jedoch NICHT beantwortete.

Hier die "Nicht-Antwort" der Vorarlberger Leitstelle im Originalwortlaut:

"Die Bergrettung Vorarlberg hat als zuständige Rettungsorganisation für die Flugrettung Vorarlberg und allen eingebundenen Flugbetreibern in Abstimmung mit der RFL die Alarmierung der NAH festgelegt. Die Disponenten der RFL setzen diese Vorgaben bei der Alarmierung der Einsatzeinheiten um. Dem Disponenten ist es aber im Anlassfall überlassen, nach seinem vorhandenen Wissensstand, zusätzliche Einheiten zu alarmieren. Besonders im Lawineneinsatz ist eine abgestimmte Vorgangsweise der Flugrettung mit der Bodenmannschaft der Bergrettung erforderlich. Nachdem der Vertrag mit der Schenk Air erst am 01.02.2024 unterzeichnet wurde, werden bis Ende der Wintersaison 2023/24 die bestehenden Regelungen angewendet. Somit können die erforderlichen Informationen zur optimalen Einsatzabwicklung erarbeitet und gesammelt an die Einsatzleiter und Einsatzmannschaften weitergegeben werden."

Das, was man zwischen den Zeilen lesen kann, lässt jedoch den begründeten Schluss zu, dass es tatsächlich so sein dürfte, dass Robin 1 zu gewissen Einsätzen von der Leitstelle nicht alarmiert wird, wenn er der nächstgelegene Notarzthubschrauber ist. Sollte dies zutreffend sein, so steht zu befürchten, dass eine solche Vorgehensweise eines Tages im schlimmsten Fall sogar Menschenleben kosten könnte.

(red HP)