Mehr als 60 Jahre lang flog Rudolf "Rudi" Wenighofer als Pilot auf "seinem" Platz, dem Spitzerberg. Seit 2016 fungierte er als Obmann des Flugsportzentrums, war das administrative Mastermind, das allseits geschätzte Bindeglied zwischen den am Platz ansässigen Vereinen. Als Segelfluglehrer bildete unzählige Jungflieger aus, brachte ihnen das Fliegerhandwerk bei und ließ sie an seinem wertvollen Erfahrungsschatz teilhaben.

Doch nicht nur am Spitzerberg genoss Rudi Wenighofer hohes Ansehen - über viele Jahre leitete er das Familienunternehmen, das Autohaus Wenighofer, das sich u. a. auf italienische Marken spezialisiert hat. Legendär ist Wenighofers humorvolle Formulierung "Fahrzeuge überlegener italienischer Technologie", die er stets mit einem Augenzwinkern vortrug, wenn er von Fiat oder Alfa Romeo sprach. Am vergangenen Wochenende verstarb der 78-Jährige völlig überraschend. Der Schock bei Familie, Freunden, Weggefährten und Fliegerkameraden war groß, sie alle waren paralysiert. Neben Austrian Wings (nach Absprache mit der Familie) berichteten mehrere weitere Medien, darunter die Tageszeitung "HEUTE" und die "NÖN", über das Ableben dieser prägenden Persönlichkeit, die in der gesamten Region Hainburg bekannt war.


Am gestrigen Samstag, den 29. November 2025, wurde Rudi Wenighofer in seiner Heimatstadt Hainburg zu Grabe getragen. Es sollte eine Verabschiedung werden wie sie die Stadt Hainburg - so berichten es jedenfalls einheimische Trauergäste - "seit Jahrzehnten" nicht gesehen hatte. Obwohl die offiziellen Trauerfeierlichkeiten erst um 10 Uhr begannen, hatten sich die ersten Familienmitglieder und Freunde bereits gegen 9 Uhr auf dem Friedhof eingefunden. Gegen 09:30 standen dann schon dutzende Menschen Schlange vor der Friedhofskirche, um der Familie zu kondolieren und Rudi Wenighofer an dessen Sarg persönlich die letzte Ehre zu erweisen. Unter den Trauergästen befand sich sogar der Chefpilot der Hubschrauber-Flotte der Flying Bulls, Siegfried "Blacky" Schwarz, der extra angereist war. Erst um 10:30 Uhr konnte die Totenmesse schließlich beginnen - zu diesem Zeitpunkt warteten nach wie vor zahlreiche Trauergäste vor der Kirche in klirrender Kälte.



Erst gegen 11:30 Uhr wurde der Sarg dann aus der Kirche getragen, begleitet von der Familie sowie Freunden, und zur Familiengruft der Wenighofers verbracht. Nachdem der Pfarrer letzte tröstende Worte gesprochen hatte, erwiesen die Spitzerberger Piloten "ihrem Rudi" eine besondere Ehre. In 150 Metern über Grund (selbstverständlich mit behördlicher Genehmigung) überflogen um 11:45 Uhr eine Piper Cub und fünf Motorsegler (3 x Scheibe SF-25 Motorfalke, 1 x Scheibe SF-28 Tandem-Falke und 1 x Grob G109) zweimal das offene Grab ihres verstorbenen Fliegerkameraden. In den Cockpits der Ehrfenformation saßen die Piloten Clamer Meltzer, Markus Zweng, Harald Binder, Christian Offner, Helmut Schaff und Johannes Mühlfellner.




Beim anschließenden geselligen Beisammensein im Flugplatrestaurant Icarus schwelgten Familie und Freunde in Erinnerungen und ließen "ihren Rudi" hochleben. Denn Rudi Wenighofer hätte sich keine stille traurige Runde, keinen "klassischen" Leichenschmaus mit Totenstille gewünscht, nein, er war einer, der Feste zu feiern wusste - und in diesem Sinne feierten ihn Familie und Fliegerkameraden nach der Beerdigung noch einmal so richtig auf "seinem" Flugplatz ...
Text & Fotos: Patrick Huber