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Probleme mit Kabinenluft: "Schwarzen Peter nicht nur auf EU-Ebene suchen"

Beim Problem der kontaminierten Kabinenluft dürfe der "Schwarze Peter" nicht ausschließlich auf der EU-Ebene gesucht werden, fordert der deutsche "Grüne" Markus Tressel in einer Medienmitteilung.

Nun sollen vielmehr EU und EASA aktiv werden. Argumentiert mit Zahlen aus einer kleinen Anfrage der "Grünen" leitet Verkehrsminister Ramsauer seine 180 Grad Kehrtwende ein. "Hochgradig peinlich", kommentiert Markus Tressel. Er hatte nach eigenen Angaben in den letzten Jahren bereits mehrfach auf die Probleme hingewiesen. Hysterie und Panikmache wurden ihm daraufhin vorgeworfen. Ausgelöst durch das Lufthansa Geständnis sucht die Bundesregierung nun nach Maßnahmen gegen verunreinigte Kabinenluft. Ansätze präsentiert sie noch nicht.

Seit mehr als drei Jahren haben die Grünen auf die Probleme hingewiesen. Fast ein Dutzend parlamentarische Initiativen untermauern, wie sehr sich die Bundesregierung dieser Tage widerspricht. Denn: Passiert ist bislang nichts. "Bis zu dem Lufthansa-Statement hat die Bundesregierung mögliche Folgen verunreinigter Kabinenluft komplett negiert. Selbst nach dem Zwischenbericht der BFU, der die Problematik noch einmal eindrucksvoll vor Augen führt. Und nun soll die EU aktiv werden. Es dürfte erneut Jahre dauern, bis sich dann etwas tut. Wir brauchen aber Sofortmaßnahmen. Und hier kann und muss die Bundesregierung auf nationaler Ebene ihrer Verantwortung gerecht werden", so Tressel.

Er hatte einen Antrag Ende 2011 in das parlamentarische Verfahren eingebracht. Für einen Antrag untypisch folgte eine 10-seitige Begründung auf einen ausführlichen Maßnahmenkatalog. "Wir haben das bewusst gemacht, weil es eben in der Tat ein Problem darstellt. Aber wir haben auch Lösungsansätze gezeigt. Das sollte die Bundesregierung nun schleunigst auch tun. Denn: Was genau Ramsauer ändern will, das sagt er nicht."

Tressel erneuert seine Forderungen: "Triebwerköle müssen neurotoxisch unbedenklich sein. Die Nase der Crew ist als Schadstoffdetektor durch effektive Warnanlagen zu ersetzen. Die gefährlichsten Schadstoffe dürfen gar nicht erst in die Kabine oder das Cockpit kommen. Wenn wir über die Gesundheit von Passagieren und Crew sprechen, dann ist es nicht zu viel verlangt, dass ordentliche Filter installiert werden.“ Da es bislang viele Einzeluntersuchungen gibt, die das Problem kontaminierter Luft von verschiedenster Seite her beleuchten, seien epidemiologische Untersuchungen entscheidend. "Das bedeutet, wie wirken die verschiedensten Faktoren, beispielsweise Druckluft, Strahlenbelastung, hohe Ozonkonzentration, geringe Luftfeuchtigkeit, Pestizide und dazu noch die Möglichkeit von Schadstoffen mitunter durch Öldämpfe, untereinander auf den Menschen? Gerade in der Summe ist das wohl nicht gerade gesundheitsfördernd“, so Tressel. "Im Störungsfall dürfte es schwerer zu entkräften sein, dass sich daraus keine Gesundheitsgefahr ergibt, als anders herum. Das hat der BFU Bericht ja nun noch einmal bestätigt. Hier hätte die Bundesregierung mit Forschungsaufträgen längst tätig werden müssen.“ Denn die Piloten des germanwings Flugs sind kein Einzelfall. Und ein Großteil der geschädigten Menschen klagen über äußerst ähnliche Symptome. "Eine epidemiologische Untersuchung könnte dann auch zur Anerkennung einer Berufskrankheit führen."

Langfristig sind sich die Experten einig und unterstützen auch die grüne Forderung. "Die Luft für die Kabine sollte nicht aus Triebwerken kommen. Wir brauchen langfristig klügere Systeme. Der Dreamliner macht vor, wie das geht. Und das muss in der Tat auf EU-Ebene geändert werden." Das dürfte aber auch am längsten von all dem dauern.

(red / Markus Tressel)