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Vor 65 Jahren: Geburtsstunde der זרוע האוויר והחלל

Die offizielle Gründung des Staates Israel in Palästina datiert auf den 14. Mai 1948 - zwei Wochen später wurde die "Zroa HaAvir VeHahalal",  heute besser bekannt als "Israeli Air Force", aus der Taufe gehoben und hatte auch gleich eine gewaltige Feuerprobe zu bestehen um das Überleben des jungen Staates zu sichern.

Zu diesem Zeitpunkt verfügten die provisorischen Luftstreitkräfte des nicht minder provisorischen Staates über nicht mehr als 25 Avia S-199, einen tschechoslowakischen Lizenzbau der legendären Messerschmitt Me-109, sowie 62 Spitfire LF Mk IXE. Das Pilotencorps setzte sich aus jüdischen und nicht jüdischen Freiwilligen zusammen, die zum Teil bereits während des Zweiten Weltkrieges in den Luftstreitkräften des Vereinigten Königreiches von Großbritannien oder der USA gedient hatten. Ironie der Geschichte: So mancher Israeli, der in P-51 Mustangs oder Supermarine Spitfires gegen die deutsche Luftwaffe und ihre Me-109 gekämpft hatte, flog jetzt im Dienste des neuen Staates Israel genau jenes deutsche Muster, besser gesagt dessen tschechoslowakischen Nachbau.

Als die ägyptischen Truppen während des Unabhängigkeitskrieges am 29. Mai 1948 nur noch 35 Kilometer vor Tel Aviv standen, flogen die vier Piloten Lou Lenart, Modi Alon, Ezer Weizmann (der spätere israelische Präsident) und Eddie Cohen den feindlichen Truppen entgegen und fügten diesen unter Ausnutzung des Überraschungsmomentes derart schwere Verluste zu, dass der Vormarsch der Ägypter gestoppt und das Fortbestehen Israels gesichert wurden.

Da Israel zu dieser Zeit von Feinden umgeben war, ein Zustand, der bis zum heutigen Tag weitgehend unverändert geblieben ist, stand für die Staatsführung fest, dass eine starke Armee unverzichtbar für das Bestehen des Staates sein würde. Dazu gehörte auch eine effektive Luftwaffe, die in den Folgejahren sukzessive ausgebaut wurde.

Und so flogen die Piloten Israels während der Anfangsjahre einen bunten Typenmix wie die Boeing B-17, den Bristol Beaufighter, die de Havilland Mosquitoes oder die P-51D Mustang.

Durch die wirtschaftlich engen Beziehungen des Landes zu den USA und Frankreich fanden auch Mirage Kampfjets und schließlich vor allem Luftfahrzeuge aus US-amerikanischer Produktion ihren Weg in die Luftwaffe des gelobten Landes. Dazu gehörte auch die F-4 Phantom.

Israelische F-4E Phantom mit drei Abschussmarkierungen unter dem Cockpit - Foto: Oren Rozen / Wiki Commons
Israelische F-4E Phantom mit drei Abschussmarkierungen unter dem Cockpit - Foto: Oren Rozen / Wiki Commons

Um von ausländischer Unterstützung unabhängig zu sein wurde parallel dazu aber auch eine starke einheimische Luftfahrtindustrie aufgebaut, bekannt unter dem Namen "Israeli Aircraft Industries", die neben Kampfjets wie den "Kfir" (Hebräisch für "Junger Löwe") auch Transport- und Trainingsflugzeuge entwickelte.

Die Luftstreitkräfte des kleinen Landes im Nahen Osten waren seit ihrer Gründung in zahlreiche Kampfhandlungen und Spezialoperationen verstrickt, von denen einige bis heute der Öffentlichkeit nicht bekannt sind. Zu den bekanntesten Einsätzen zählen wohl die "Operation Thunderbolt", in deren Rahmen 4 C-130 Hercules und 2 Boeing 707 am Shabbat von Tel Aviv in Richtung Entebbe (Uganda) starteten um die verbliebenen jüdischen Geiseln und die französische Crew eines entführten Verkehrsflugzeuges zu befreien, oder der Angriff auf den irakischen Atomreaktor Osiraq im Jahr 1981. International lösten diese Einsätze durchaus Kontroversen aus, da durch sie die Souveränität anderer Staaten mitunter erheblich missachtet wurde, doch vom objektiv-militärischen Standpunkt aus betrachtet, waren und sind diese Operationen beeindruckendes Zeugnis der Leistungsfähigkeit der israelischen Luftstreitkräfte. Neben den USA verfügt wohl derzeit kein anderes Land der Welt über derart viele aktive Piloten mit aktiver Einsatz- und Luftkampferfahrung.

Das Rückgrat der Kampffliegerverbände bilden heute die Muster F-15 und F-16, während man im Bereich der Transportflugzeuge auf die Muster C-130 Hercules und auf den Methusalem Boeing 707 setzt, welcher auch für die Luftbetankung genutzt wird.

F-16I Sufa der israelischen Luftstreitkräfte - Foto: Master Sergeant Kevin J. Gruenwald, U.S. Air Force
F-16I Sufa der israelischen Luftstreitkräfte - Foto: Master Sergeant Kevin J. Gruenwald, U.S. Air Force

Darüber hinaus steht eine bunte Melange an Hubschraubern der Typen AH-64 Apache, AH-1 Cobra, CH-53 Stallion S-70 Black Hawk und Bell 206 zur Verfügung. Ergänzt wird dieses Fundament durch eine Vielzahl weiterer Typen im Flächen- und Drehflügelbereich. Zudem sind Muster wie die F-35 Lightning II, die M-346 und die C-130J Hercules bereits bestellt und warten auf ihre Auslieferung.

Die israelischen Luftstreitkräfte zählen heute zu den effektivsten der Welt und sind in ständiger Alarmbereitschaft um Israel und seine Bewohner zu schützen. Eine wichtige und verantwortungsvolle Aufgabe, die wohl erst dann obsolet werden dürfte, wenn sich die Konfliktparteien im Nahen Osten endlich auf einen dauerhaften Frieden geeinigt haben. Doch es steht zu befürchten, dass dies nicht auf absehbare Zeit geschehen wird.

(red CvD / Titelbild: Avia S-199 der israelischen Luftwaffe - Foto: Archiv)