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Germanwings-Crash: Erste FDR-Auswertung bestätigt Selbstmord

Die französischen Unfallermittler der BEA haben eine "erste Auswertung" des Flugschreibers der am 24. März abgestürzten Germanwings Maschine mit der Flugnummer 9525 vorgenommen. Die Ergebnisse bestätigen die bisherigen Erkenntnisse, wonach der psychisch schwer kranke Erste Offizier Andreas Lubitz das Flugzeug absichtlich zum Absturz gebracht hat. Infolgedessen verloren auch 149 weitere Passagiere und Crewmitglieder ihr Leben, was Lubitz in der öffentlichen Wahrnehmung Bezeichnungen wie "Massenmörder" (FAZ) einbrachte. Bereits gestern hatte die Staatsanwaltschaft Düsseldorf die Auswertung von dem in Lubitz' Wohnung gefundenem Computer vorgestellt und bekannt gegeben, dass dieser nach Möglichkeiten zur Selbsttötung gesucht habe.

Wie die Ermittler bekannt gaben, habe Andreas Lubitz den Autopiloten auf 100 Fuß Höhe eingestellt und danach "mehrmals so verändert, dass die Sinkgeschwindigkeit erhöht wurde".

Kritik an Lufthansa und deren Auswahlverfahren für Piloten

Indes wird die Kritik an der Lufthansa - ihr droht wegen des Absturzes auch ein Ermittlungsverfahren - immer lauter. Gegenüber dem Nachrichtenmagazin "Focus" bezeichnete der Flugkapitän und Fluglehrer Michael Hanke das Auswahlverfahren mittels DLR-Test wörtlich als "wertlos". Das Blatt zitierte Hanke mit den Worten: "Alle, die dort erscheinen, sind durch Vorbereitungsseminare trainiert und darin erprobt, ihre Persönlichkeit entsprechend zu verstellen."

Der DLR-Test, auf den übrigens auch die österreichische Lufthansa-Tochter Austrian Airlines seit einigen Jahren setzt, gilt unter Piloten seit Jahren als umstritten, da nach Meinung vieler Flugzeugführer seine Sinnhaftigkeit fragwürdig sei.

Wie Hanke weiter erklärte, gebe es mehrere Tausend Euro teure "Trainingspakete" für den Test zu kaufen, worin eine Software fürs "ausgiebige Üben in den eigenen vier Wänden" enthalten sei.

Darin sei auch ein "leistungsfähiges Analysemodul mit grafischer Auswertung für die psychologischen Fragen" enthalten. Der Test sei mehr ein "Kampf Psychologe gegen Psychologe", aber eben nicht sinnvoll.

Lufthansa hatte zunächst auf Pressekonferenzen erklärt, nichts von einer psychischen Erkrankung von Andreas Lubitz zu wissen, war einige Tage später jedoch zurückgerudert und musste eingestehen, dass sie bereits seit 2009 davon Kenntnis hatte, dass Lubitz in psychotherapeutischer Behandlung war - unter anderem war er wegen "suizidaler Tendenzen" behandelt worden. Trotzdem ließ ihn die AUA-Konzernmutter weiterhin bei ihrer Tochter Germanwings Passagiere fliegen.

Gefahr durch verriegelte Cockpittüren seit langem bekannt

Das Lubitz sich allerdings überhaupt im Cockpit einsperren konnte, ist auf eine nach 9/11 eingeführte Sicherheitsmaßnahme zurückzuführen, auf deren potentiell tödliches Risiko Austrian Wings schon im Mai 2014 hingewiesen hatte. Und erst vor wenigen Wochen veröffentlichte der niederländische Pilot Jan Cocheret - er sitzt derzeit für Emirates im Cockpit einer Boeing 777 - in der niederländischen Fachzeitschrift "Piloot en Vliegtuig" einen Beitrag, in dem er seine Sorge vor genau so einem Szenario zum Ausdruck brachte.

(red / Titelbild: Lubitz programmierte den Autopiloten laut Ermittlern auf eine Flughöhe von 100 Fuß, hier ein Symbolbild aus einem Flugsimulator - Foto: Austrian Wings Media Crew)