Punktlandung

Feldzug gegen einen Toten

Unterwegs in einem EC 135 der Flugpolizei

Zwei Journalisten beschmutzen das Andenken eines verunglückten Piloten.

Der 30. März 2011 war ein schwarzer Tag für die Flugpolizei. Auf einem Einsatzflug verunglückte der EC 135 OE-BXF, stürzte in den Achensee. Alle vier Insassen kamen ums Leben. Am Steuer: Markus Pumpernick, ein erfahrener Luftfahrzeugführer und liebevoller Familienvater. Die Unglücksursache ist bis heute ungeklärt. Möglich seien laut einer internen Untersuchung der Flugpolizei etwa plötzlich aufgetretene gesundheitliche Probleme des Piloten oder ein Vogelschlag. Doch schon seit 2017 scheinen zwei Journalisten eine Art "Feldzug" gegen die Flugpolizei und insbesondere den Piloten des in den Achensee gestürzten Helikopters zu führen.

Aktuell wird in einer mit einer Paywall geschützten Veröffentlichung davon geschrieben, dass der Pilot "wilde Stunt-Manöver" geflogen habe und sinngemäß suggeriert, dass diese "wahre Unglücksursache" unter Verschluss gehalten werden soll.

"Der Pilot flog wilde Stunt-Manöver und schlug mit enormer Geschwindigkeit ungebremst auf der Wasseroberfläche auf."
Die beiden Journalisten in ihrer jüngsten Veröffentlichung

Das ist, mit Verlaub, als würde man dem getöteten Piloten ins Grab hinterher spucken. Ich habe Markus Pumpernick persönlich gekannt, jene beiden Journalisten-Kollegen, die derartige Aussagen von sich geben, nach meinem Kenntnisstand nicht. Markus war ein ruhiger, besonnener, ausgeglichener Mensch, dem - so wie ich ihn über all die Jahren erlebt habe - das bewusste Eingehen von übermäßigen Risiken und Draufgängertum fremd war. Als er sich im Jahr 2007 bei meinem Besuch auf der Flugeinsatzstelle Innsbruck Fotos ansah, die ich während eines Kunstfluges gemacht hatte, meinte er nur in seiner angenehmen ruhigen Art: "So etwas ist nichts für mich."

Und so jemand soll dann tatsächlich "wilde Stunt-Manöver" geflogen sein und damit sein Leben und das der ihm anvertrauten Insassen seines Helikopters vorsätzlich gefährdet haben?

Möglich, dass die Unfalluntersuchung nicht optimal abgelaufen ist. Flugunfalluntersuchungen sind in Österreich bekanntlich seit Jahren ein "eigenes Kapitel", das muss leider gesagt werden. Möglich auch, dass in diesem Fall nach außen hin eine wahrlich schiefe Optik entstanden ist. Doch das sind noch lange keine Beweise für ein Fehlverhalten des Piloten.

Aber einem Toten, der sich nicht mehr wehren kann, ohne jeden wirklich belastbaren Beweis (Videoaufnahmen, Auswertungen eines Flugdatenschreibers oder eines Stimmenrekorders, Zeugenaussagen von fachkundigen Personen, etwa Hubschrauberpiloten ...) ein derartiges Verhalten zu unterstellen, das letztlich zum Tod von vier Menschen und zum Verlust eines wertvollen Helikopters geführt hat, ist pure Spekulation und einfach letztklassig. Es hat rein gar nichts mit Qualitätsjournalismus zu tun.

Text: HP

Hinweis: „Punktlandungen” sind Kommentare einzelner Autoren, die nicht zwingend die Meinung der Austrian Wings-Redaktion wiedergeben.