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Polizeihubschrauber stürzt in Achensee - vier Todesopfer

Wrack geborgen - Unfallermittler haben mit Untersuchungen begonnen

Alle vier Todesopfer geborgen

Fünftes Besatzungsmitglied entkam Absturz

30. März 2011 - Mittwoch Vormittag gegen 10 Uhr stürzte ein Hubschrauber des Innenministeriums in den Achensee (Tirol).

An Bord des Fluggeräts vom Typ EC 135 P2+ mit der Registrierung OE-BXF der Flugeinsatzstelle Innsbruck befanden sich neben dem Piloten noch weitere drei Personen. Der Absturz in der Nähe der Gaisalm ereignete sich laut Angaben der Polizei bei einem Grenzüberwachungsflug. Kurz zuvor war der Helikopter noch in Thiersee gelandet und hatte einen Polizisten, der sich als fünftes Besatzungsmitglied an Bord befunden hatte, abgesetzt. Zwischenzeitlich hat die Polizei einen entsprechenden Bericht der "Tiroler Tageszeitung" bestätigt.

Der erste Notruf von Unfallzeugen ging um 10:07 Uhr in der Leitstelle ein.

"Ich habe gesehen, dass Wrackteile im Wasser geschwommen sind und auch jemand herausgeholt worden ist", so Friedrich Schwaiger, Augenzeuge des Unglücks.

Markus P.
Markus P. (41) war einer der erfahrensten Piloten und Leiter der Flugeinsatzstelle Innsbruck

Bald nach Beginn der Suchaktion bestätigte die Polizei ein Todesopfer (38), das kurz nach 10:30 Uhr geborgen worden war. Drei weitere Insassen - der 41jährige Pilot Markus P., ein 53jähriger österreichischer Polizeibeamter sowie ein 43jähriger Schweizer Polizist auf Hospitanz - galten lange Zeit noch als vermisst. Die Tiroler Tageszeitung schrieb wenige Stunden nach dem Unfall in ihrer Onlineausgabe, dass angeblich ein Überlebender gerettet worden sei. Dies konnte Chefinspektor Harald Noschiel von der Polizei im Gespräch mit Austrian Wings Mittwoch Mittag nicht bestätigen: "Hierzu liegen noch keine Informationen vor. Die Suchaktion nach den drei vermissen Personen ist derzeit in vollem Gange." Selbiges wurde auch bei der Pressekonferenz in den Nachmittagsstunden nochmals bekräftigt.

Alle Insassen tot - Bergungsmaßnahmen schwierig
Wasserrettung, Feuerwehr und Spezialtaucher kamen sofort zum Einsatz. Bei einer Wassertemperatur von etwa 2°C waren die Chancen für vermisste Insassen jedoch von Anfang an minimal. Drei Notarzthelikopter (zwei von Schider-Helicopter-Service und eine Maschine des ÖAMTC) wurden zur Unfallstelle gerufen - die Helfer blieben jedoch zum Warten verurteilt.

Wrack in 104 Meter Tiefe geortet
In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag konnte das Wrack des Helikopters mittels Sonar in 104 Metern Tiefe geortet werden. Donnerstags kamen unterstützend Kameraroboter zum Einsatz.

Alle Opfer geborgen
Nach der Bergung des ersten Opfers noch am Unfalltag, ist es Tauchern in der Nacht von Donnerstag auf Freitag gelungen, zwei weitere Besatzungsmitglieder des verunglückten Hubschraubers vom Grund des Sees zu bergen, nämlich den Piloten und den Grenzpolizisten. Am Freitag gab der See schließlich mit der Bergung des Schweizer Polizisten sein viertes Opfer frei. Laut Fachleuten mussten die Opfer nicht leiden - durch die Wucht des Aufpralls und den enormen Druck in der Tiefe, seien sie entweder sofort tot gewesen oder aber in eine "tiefe Bewusstlosigkeit gefallen."

Pilot war gesund
Die Obduktion des Piloten wurde indes bereits abgeschlossen. Wie die Polizei mitteilte, "hat es keinen Hinweis auf eine Erkrankung gegeben, die eine mögliche Ursache für den Absturz sein könnte." Nun warte man noch auf das Ergebnis des histologischen Befundes, um "das Obduktionsergebnis zu vervollständigen", so der Landespolizeikommandant von Tirol, Helmut Tomac.

Markus P. (41) hinterlässt seine Ehefrau Karin und Sohn Simon.

Unfallursache weiter unklar
Über die Unfallursache liegen keine Informationen vor. Flugpolizei-Chef Werner Senn: "Der Pilot war sehr erfahren, hatte über 2.500 Stunden Flugerfahrung." Die Hubschrauberbesatzung hatte vor dem Crash keinen Notruf abgesetzt. Die Flugunfallermittler erhoffen sich Aufschlüsse über die Absturzursache durch Auswertung der UMS-Box.

Wrack geborgen
Die Bergearbeiten hatten sich aufgrund des Wetters immer wieder verzögert und starteten schließlich am 9. April.

Am Sonntag, 10. April 2011, konnte kurz nach 19 Uhr das letzte große Wrackteil geborgen werden. Die Unfallermittler des Verkehrsministeriums untersuchten die Teile rund eine Stunde lang vor Ort, ehe sie mittels LKW abtransportiert wurden.

Mit einer endgültigen Klärung der Absturzursache ist frühestens in einigen Monaten zu rechnen.

Ersatzmaschine in Innsbruck
Die abgestürzte EC 135, die erst im April 2008 ausgeliefert worden und bis zum Unglückszeitpunkt etwa 1.300 Stunden in der Luft war, wurde indes durch einen Hubschrauber vom Typ Ecureuil ersetzt, der bis auf weiteres an der Flugeinsatzstelle Innsbruck eingesetzt wird. Die Tiroler Kameraden des verunglückten Markus P. bleiben derzeit am Boden, Piloten aus anderen Bundesländern führen die Einsatzflüge durch.

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(red MK / Aig / PR / Aktueller Dienst)