Reportagen

Fotoreportage: Fliegerdemonstration Axalp - Flugmanöver in herrlicher Bergkulisse

F/A-18-Formation beim Abschießen der Flares - Foto: Hans Rudolf Schenk

Auch heuer fand wieder das traditionelle "Fliegerschießen" auf der Schweizer Axalp statt. Ein Fotobericht von Jürgen Sema (Text & Fotos) und Hans Rudolf Schenk (Fotos).

Jedes Jahr im Oktober verwandelt sich das Sommerwandergebiet in mitten wunderbarer Bergwelt der Schweizer Axalp (ca.1535 m ü.M.) zu einem Fliegerschießplatz der Schweizer Luftwaffe. Die dort regelmäßig gezeigten Flugvorführungen dürften in solcher Umgebung weltweit einzigartig sein. Vor allem das Bordkanonenschießen mit den modernen Mehrzweckkampfflugzeugen des Typs F/A-18 Hornet - mittlerweile einem großen Publikum bekannt als der Jet aus dem aktuellen Blockbuster Top Gun Maverick - dürfte vor Zuschauern wohl nicht nochmal zu finden sein. Die Bordkanone des Fighters (eine 20mm M61 Gatling Gun) gilt für die Piloten immer noch als unverzichtbar, da diese Waffe in Ihrer Wirksamkeit nicht durch Störmanöver eines potentiellen Gegners beeinflusst werden kann.

Am Fliegerschießplatz Axalp-Ebenfluh (ca. 2300m ü.M.) können so einmal im Jahr Zuschauer das Übungsschießen und die Beweglichkeit der Jets live und (fast) hautnah miterleben. Markierte Ziele werden dabei aus drei Richtungen angeflogen und "bekämpft" - die Ergebnisse werden nur Sekunden später durch den Beobachtungsposten im Geländeabschnitt Ebenfluh direkt den Akteuren ins Cockpit gespiegelt.

"Hornets" eröffneten den Reigen
Und so eröffneten pünktlich um 14:00 Ortszeit zwei Boeing F/A-18 dem ansteigenden Geländeverlauf folgend die Flugschau und donnerten auf Augenhöhe an den begeisterten Zuschauern vorbei. Dabei wurden zur Begrüßung die ersten sogenannten Flares gezündet, was den Auftritt der mit je zwei General Electric Turbofans motorisierten Jets noch eindrucksvoller machte. Gestartet waren die beiden Fighter zuvor auf der unterhalb des Schießgeländes gelegenen Airbase Meiringen-Unterbach. Der letzte aktive Kavernenflugplatz der Schweiz beheimatet neben dem Flugplatzkommando 13 ganzjährig auch die Fliegerstaffel 11 (welche mit den F/A-18 auch ständiges Mitglied des Nato-Tiger-Meet-Ass. ist).

Die Luftwaffenbasis Meiringen liegt in einem engen Tal mit ebenso steilen wie hohen Anstiegen an den seitlichen Hängen. Diese Tatsache mit den teils engen und ungewöhnlich steilen Anflugverfahren zeichnete die "Hornet" bei der Beschaffung vor Rund 25 Jahren besonders aus, da das Flugzeug ursprünglich als trägergestütztes Mehrzweck-Kampfflugzeug für die Aircraft- Carrier der US Navy entwickelt wurde. Von den ursprünglich beschafften 34 Jets sind nun noch immer 30 Stück im Einsatz, was die außergewöhnliche Haltbarkeit dieses  leistungsstarken und international kampferprobten Flugzeuges belegt.

Wie mit der Hornet damals ist sich die Schweizer Luftwaffe sehr sicher, mit der beschlossenen Beschaffung der F-35 als Nachfolger die bestmögliche Wahl getroffen zu haben. Mit Unterstützung der Italienischen Streitkräfte wurden zur Überraschung aller Luftfahrtfans auch zwei F-35 im Solo- und Formationsflug präsentiert. Die F-35 beeindruckte viele Zuschauer mit Ihrem Sound und der gelungenen Vorführung der Italienischen Piloten.

Neben den Schieß- und Formationsvorführungen der regulären F/A-18 zeichnete das #swisshornetdisplayteam mit der immer wieder faszinierenden Solovorführung von "Fönsi" in seiner Hornet der Fliegerstaffel 17 aus Payerne, eine beeindruckende Performance in den meist blauen Himmel der Berner Alpen. Dabei wirkt die F/A-18 überhaupt nicht, als seien schon 25 Dienstjahre vergangen! Nach nahezu 20 Updates der elektronischen Flugsteuerung sind heuer mit dem Flieger Flugmanöver möglich, welche zum Zeitpunkt der Beschaffung nicht für möglich gehalten wurden.

Unglaublich dynamisch und ebenso beeindruckend ist immer wieder auch die Demonstration des #superpumadisplayteam mit Ihrem Super Puma AS332 Helikopter. Die besondere Herausforderung der spektakulären Flugmanöver liegt auch darin, das hier die zwei Piloten perfekt zusammenarbeiten müssen. Das absolute Highlight einer jeder Puma-Vorführung ist dabei das Zünden der kompletten Batterie an Flares. In diesem Moment bleibt sicher kein Auslöser einer Kamera im Publikum ungenutzt.

Spektakulär und  "nah am Zuschauer" immer wieder auch die Darbietung von Oberstleutnant Dieter "Stampa" Stämpfli in einem Pilatus PC-21 Turbotrainer. Mit seiner Erfahrung von weit über 5.000 Flugstunden - davon circa 1.400 auf dem PC-21 - kennt PC-21 Chefpilot Stampa das Schweizer Flugzeug wie kein Zweiter und zeigt beeindruckende Flugakrobatik wie Trudeln und rassige Loopings. Als am ersten Demotag zum Vormittagstraining der Bodennebel jegliche Starts der Jets unmöglich mache, rettete Stampa den Vormittag mit seiner Performace quasi im Alleingang.

Zum Programm gehörte in diesem Jahr auch wieder die Demonstration von "luftpolizeilichen Aufgaben", wobei hier die Langsamflugeigenschaften der F/A-18 immer wieder erstaunlich anzusehen sind. "Gegner" der F/A-18 war in diesem Jahr übrigens ein Pilatus PC-7, welcher die Hornet allerdings nie ausbremsen konnte.

Im Rahmen der Vorführungen zeigten auch die Fallschirmspringer spektakuläre Sprünge und Flugeinlagen. Wie die Springer mit Fahnen und Rauchkörpern ausgerüstet im Gelände fliegen und zum greifen nah an den Zuschauern vorbeigleiten, findet immer große Anerkennung und Applaus bei den Fans der Schweizer Luftwaffe.

Auch sind die Helikopter der organisatorischen Kräfte (z.B. Cougar, EC635/H135 oder Agusta 109) bei Ihren Dienstflügen interessant zu beobachten. Vor dem Hintergrund der hohen Berge oder auch teils mit Blick von oben auf das Fluggerät sehen alle Flugbewegungen spektakulärer aus. Für den Zuschauer ein wirklich einzigartiges Erlebnis, welches auf Grund der Höhe von ca. 2.300m ü.M. natürlich wettertechnisch und organisatorisch oftmals Störungen oder kurzfristigen Absagen zu Folge haben kann.

Apropos Organisation: Jedes Jahr nahezu perfekt und präzise wie das berühmte Schweizer Uhrwerk organisiert die Armee das ganze Event. Nicht selbstverständlich wenn man bedenkt, das die letzten 20-25 Fahrminuten zur Axalp auf einer einspurigen Almstraße zu bewältigen sind. Wer nicht rechtzeitig eine Buchung mit Übernachtung auf der Axalp ergattert hat, muss sich früh am Morgen (ab 5.30h) mit einem Shuttlebus ab Brienz zur Axalp chauffieren lassen. Aber Achtung: Auch hier muss im Vorfeld online ein Ticket erworben werden. Hier löst man auch das Ticket für den Sessellift auf der Alp, mit dem die Höhenmeter der anstehenden Bergwanderung ungefähr halbiert werden können. Das ist doch eine enorme Erleichterung für viele Besucher, da der Aufstieg teils sehr steil und anstrengend ist. Es sei auch erwähnt, das trotz der besonderen Lage in den Bergen die wichtigsten Bedürfnisse der Zuschauer wie z.B. Wasser lassen oder Getränke ausfassen an Ort und Stelle befriedigt werden können. Obwohl an Trainingstagen nur 2.000 - an Demotagen 4000 - Zuschauer erlaubt sind, wird von den Damen und Herren der Swiss Armee der Aufenthalt der Zuschauer möglichst angenehm gestaltet.

Spektakuläre Airshow in spektakulärer Bergwelt - das gib es wieder am 18+19.10.2023 (Training 17.10.2023) - halbwegs vernünftiges Wetter vorausgesetzt.

Fotoimpressionen von Jürgen Sema

Patrouille Suisse mit F-5E Tiger II
PC-21 der Schweizer Luftwaffe - anders als Österreich nimmt die Schweiz ihre Neutralität nämlich ernst und verfügt über modern ausgestattete schlagkräftige Luft- und Bodenstreitkräfte
Super Puma
Super Puma beim Abschuss von Flares
F/A-18 Hornet bei der Landung auf der Airbase Meiringen
Take Off!
F/A-18 in Formation mit dem Nachfolgemuster, der F-35.
H135M (ehemals EC635), die militärische Version des bewährten H135 (ehemals EC135)
PC-7 auf der Airbase Meiringen
Künftig schützen F-35 den Schweizer Luftraum.

Fotoimpressionen von Hans Rudolf Schenk

Abschuss von Flares
Auch die Schweizer Rettungsflugwacht REGA gab sich mit einem A109 die Ehre.

Text: Jürgen Sema
Fotos: Jürgen Sema & Hans Rudolf Schenk