Punktlandung

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In eigener Sache: Darum berichten wir über die ukrainische Luftwaffe

Immer wieder erreichen uns Anfragen, weshalb wir über den (Luft-)Krieg in der Ukraine berichten und weshalb wir uns auch in Kommentaren klar auf Seiten der Ukraine positionieren. Ein Bericht aus gegebenem Anlass.

Über nationale und internationale Themen der Militärluftfahrt berichtet Austrian Wings seit seiner Gründung im Jahr 2009. Bedingt durch Russlands kriminellen Angriffskrieg auf die Ukraine, durch den auch (West-)Europa in Sachen Verteidigungspolitik nach Jahrzehnten der Realitätsverweigerung (osteuropäische Staaten wie Polen hatten den Westen seit Jahren vor Putin gewarnt, waren aber - vor allem von Deutschland - ignoriert worden) langsam erwacht, liegt es in der Natur der Sache, dass es derzeit deutlich mehr über Militärluftfahrt zu vermelden gibt als vor dem russischen Überfall auf die Ukraine. So berichten wir nicht nur über die bemerkenswerten Leistungen der noch immer aktiven ukrainischen Luftwaffe, sondern auch über luftfahrttechnische Rüstungsprojekte, die im Rahmen der NATO und auch innerhalb Österreichs plötzlich mit Hochdruck vorangetrieben werden.

Leider müssen wir dabei feststellen, dass es in Österreich und Deutschland, vor allem im rechts- und linksextremen Spektrum, eine gar nicht so nicht geringe Anzahl von Menschen gibt, die sich als "Putin-Fans" oder "Putin-Versteher" outen. Dazu kommen noch "klassische" Verschwörungstheoretiker, die zwar (wie auch beispielsweise bei den Themen Corona, 9/11, Impfungen im Allgemeinen oder Mondlandung) ganz offensichtlich viel Meinung aber wenig bis gar keine fachliche Ahnung zu haben scheinen.

Bildungslücken
Dieser Umstand zeugt augenscheinlich von mangelnder politischer und geschichtlicher Bildung (ein weiterer tragischer Beleg dafür, wie katastrophal es um das öffentliche heimische Bildungswesen bestellt ist) der Akteure und in manchen Fällen vielleicht sogar von manifestierten psychischen Problemen bei den handelnden Personen. Anders sind nämlich hanebüchene und jeder objektiven Grundlage entbehrende Aussagen wie "die USA sind schuld am Krieg", "Russland ist ein Opfer", "die Ukraine ist ja selbst schuld", "wäre ich Putin hätte ich mich auch so verteidigt, weil die USA den Angriff provoziert haben", "in Wahrheit hat die NATO Russland angegriffen, die Lügenpresse verschweigt das", "die Ukraine soll Frieden schließen und sich ergeben" sowie ähnlicher Unsinn aus unserer Sicht nicht zu erklären.

Zum letzten Punkt gleich mal ein Denkanstoß: Mit wem soll(te) die Ukraine denn bitte Frieden schließen? Mit dem Diktator und Kriegsverbrecher im Kreml etwa, der seit 2014 (mehr dazu später) internationale Abkommen wiederholt gebrochen hat? Der seine Truppen seit fast 1 Jahr in der Ukraine ungehindert Kriegsverbrechen begehen, sie morden, rauben, plündern und vergewaltigen lässt und diese Kriegsverbrechen dann abstreitet? Der gezielt zivile ukrainische Infrastruktur in Schutt und Asche legen lässt und damit Millionen Ukrainer, Frauen, Kinder und alte Menschen, im Winter vorsätzlich dem Kältetod preisgibt? Der rund 20 Prozent eines souveränen Staates völkerrechtswidrig besetzt hält? Der ukrainische Kinder nach Russland verschleppen lässt, nachdem ihre Eltern durch die russische Aggression ums Leben gekommen sind? Abgesehen davon, dass ein solcher "Friedensvertrag" das Papier nicht wert wäre, auf dem er steht (wer sagt außerdem, dass Moskau den Vertrag nicht bei der erstbesten Gelegenheit wieder bricht und noch mehr fordert?), würde damit auch das Völkerrecht einmal mehr mit Füßen getreten und das Recht des Stärkeren de facto legitimiert. Dieser Unfug von "Frieden um jeden Preis" (Appeasement-Politik) hat schon 1938 nicht funktioniert ...

Westliches Phänomen
Auch wenn es zum Glück nur eine verhältnismäßig kleine Minderheit ist, die sich auf so einem "Trip" befindet: Erstaunlicherweise sind solche inhaltlich falschen und teils einfach nur noch "kranken" Behauptungen in Westeuropa weiter verbreitet, als in jenen Ländern, die viele Jahrzehnte im Kalten Krieg selbst de facto unter der Diktatur Moskaus standen. So zählen die baltischen Staaten Estland, Lettland und Litauen, die direkt an Russland grenzen, zu den mutigsten und engagiertesten Unterstützern der Ukraine, ebenso wie Polen, Bulgarien, Tschechien oder die Slowakei. Denn die Menschen in den Ländern des ehemaligen Ostblocks wissen eben nur zu gut, was es heißt, von Moskau fremdbestimmt zu werden, während die wohlstandsverwöhnten Schwurbler im Westen davon keine Ahnung haben, dafür aber große Reden schwingen und mitunter versuchen, Putins Kriegsschuld kleinzureden.

Deshalb einige nüchterne Fakten zur Thematik:

  • Am 24. August 1991 proklamierte das ukrainische Parlament, die Werchowna Rada,  mit großer Mehrheit die Unabhängigkeitserklärung der Ukraine, mit der auch die Grundprinzipien der "Souveränitätserklärung der Ukraine 1990" bestätigt wurden. Zugleich wurde die Abhaltung eines Referendums über die Frage der Unabhängigkeit beschlossen
  • Am 1. Dezember 1991 fand in der Ukraine ein Referendum über die Unabhängigkeit statt. Eine deutliche Mehrheit von 90,3 % der Abstimmenden stimmte dabei für die Unabhängigkeit des Landes. Auch die russischsprachige Minderheit in der Ukraine stimmte für die Unabhängigkeit
  • 1994 hat sich Russland im Rahmen des Budapester Memorandums verpflichtet, die Ukraine in ihren damaligen Grenzen anzuerkennen, wenn die Ukraine dafür im Gegenzug ihr Atomwaffenarsenal vernichtet - was sie getan hat, obwohl Analysten bereits im Jahr zuvor, 1993, davor warnten, dass Russland eines Tages die Ukraine überfallen würde, wenn sie auf Atomwaffen verzichte
  • Im Frühjahr 2014 brach der russische Diktator Wladimir Putin dieses Abkommen erstmals mit der Besetzung der Krim durch russische Truppen
  • Nur wenige Monate später brach Russland das Abkommen durch seine Unterstützung für prorussische Separatisten in der Ostukraine erneut und war im Rahmen dieser kriminellen Unterstützung auch für den Abschuss von Flug MH-17 verantwortlich
  • Am 24. Februar 2022 brach Moskau das Abkommen erneut mit dem völkerrechtswidrigen Überfall auf die Ukraine
  • Die Ukraine stellte zu keinem Zeitpunkt eine militärische Bedrohung für Russland dar (könnten sie aufgrund ihrer Größe schon gar nicht) und zwar bis 2014 (bis zum Überfall Russlands auf die Krim) sogar neutral und erst nach Russlands völkerrechtswidriger Besetzung der Krim gab die Ukraine ihre Neutralität auf, um sich der NATO anzunähern

Russland allein ist für sein Handeln verantwortlich
Die völkerrechtlich-juristischen Fakten sind eindeutig: Russland hat seine 1994 eingegangen Verpflichtungen gegenüber der Ukraine seit 2014 dreimal massiv verletzt und dafür ist niemand anderer verantwortlich als die russische Führung unter Diktator Wladimir Putin selbst.

Denn keine - von der "Putin-Fan-Fraktion" und diversen Verschwörungsschwurblern gerne behauptete - angebliche "Provokation" des Westens (ein "klassisches Argument" jener Leute ist etwa die NATO-Osterweiterung, die von Russland 1997 aber sogar rechtlich anerkannt wurde) gegenüber Russland könnte rechtlich gesehen den dreimaligen Bruch des Budapester Memorandums von 1994 gegenüber der Ukraine auch nur ansatzweise legitimieren, von den brutalen tagtäglichen Kriegsverbrechen der russischen Soldateska in der Ukraine ganz zu schweigen.

Doch wer angesichts all dieser nüchternen Fakten, auf Neudeutsch auch "Hardfacts" genannt, noch immer jemand anderem als Russland die Verantwortung für den Krieg in der Ukraine in die Schuhe schieben will, dem kann wohl wirklich nur noch ein Psychotherapeut helfen, den Weg zurück in die Realität zu finden - wenn das überhaupt möglich sein sollte.

Austrian Wings orientiert sich bei seiner Berichterstattung über den (Luft-)Krieg in der Ukraine auch weiterhin an den objektiven Tatsachen.

Ihre Austrian Wings Chefredaktion

Hinweis: „Punktlandungen” sind Kommentare einzelner Autoren, die nicht zwingend die Meinung der Austrian Wings-Redaktion wiedergeben.