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Schwerer Fume Event auf A320neo von TAP Portugal?

Bei Rauch- und Fume Events legen Piloten ihre Sauerstoffmasken an, hier eine Aufnahme aus dem A320-Simulator. Somit soll die Handlungsfähigkeit der Personen im Cockpit sichergestellt werden. Solche Full Face Masken sind bei modernen Flugzeugen wie der A320-Familie Standard und versorgen die Piloten mit 100-prozentigem Sauerstoff - Foto: www.der-rasende-reporter.info

Offenbar mit potentiell hochtoxischen Triebwerksöldämpfen wurde die Kabinenluft auf einem Flug von TAP Portugal kontaminiert. Die Piloten legten ihre Sauerstoffmasken an.

Wie mehrere lokale Quellen berichteten, soll sich der Vorfall gestern auf dem Flug TP1023 von Madrid nach Lissabon zugetragen haben. Der Airbus A320neo von TAP Portugal startete kurz vor 8 Uhr Lokalzeit. Aber nur sechs Minuten nach dem Start stoppten die Piloten den Steigflug in gerade einmal 16.000 Fuß Höhe und kehrten danach sofort nach Madrid zurück. 24 Minuten nach dem Start setzte das Flugzeug, die CS-TVL, wieder in der spanischen Metropole auf.

Ein detailliertes Statement von TAP Portugal zu dem Zwischenfall liegt nicht, vor aus gut informierten Kreisen war jedoch zu erfahren, dass im Cockpit und in der Passagierkabine ein Fume Event aufgetreten sein soll. Davon spricht man, wenn unübliche Gerüche und/oder Substanzen die Kabinenluft kontaminieren. In diesem Fall soll es sich um Triebwerksöldämpfe gehandelt haben. Diese gelten wegen ihrer Inhaltsstoffe als hochtoxisch und werden in Zusammenhang mit schweren neurologischen Erkrankungen von Passagieren und Besatzungsmitgliedern gebracht. Man spricht vom "Aerotoxischen Syndrom", das auch in Verdacht steht, für mehrere Todesfälle von Besatzungsmitgliedern verantwortlich zu sein.

Vor 15 Jahren wäre ein Airbus der Lufthansa-Tochter Germanwings beinahe abgestürzt, nachdem die Besatzung durch kontaminierte Kabinenluft stark beeinträchtigt war. 

Hintergrund
Wenn Triebwerksöl(dämpfe) wegen defekter Dichtungen in den Triebwerken oder der Hilfsturbine (APU) in die Kabinenluft gelangt, kann das für Passagiere und Besatzung teils lebensbedrohliche Auswirkungen haben. Denn Triebwerksöl enthält hochtoxische Stoffe, die keinesfalls eingeatmet werden sollten. Das mögliche Krankheitsbild - es reicht von neurologischen Störungen bis hin zu einer möglicherweise tödlichen Vergiftung des Körpers - wird als "Aerotoxisches Syndrom" bezeichnet. 2016 wurde der Fall mehrere Condor-Flugbegleiter bekannt, die als "menschliche Versuchskaninchen" missbraucht wurden und dies tlw. mit schweren gesundheitlichen Schäden bezahlten. Wie die "Ärztezeitung" vor einigen Jahren in einem Beitrag schrieb, ist das Problem seit den 1950er Jahren bekannt. Trotzdem setzen die Flugzeughersteller seit Jahrzehnten weiterhin auf das Prinzip "Zapfluft von den Triebwerken", um die Kabine mit Frischluft zu versorgen. Eine Ausnahme bildet lediglich die Boeing 787, die eine andere Technik nutzt. Seitens der Airlines und der Industrie wird das Problem der kontaminierten Kabinenluft seit Jahrzehnten verleugnet oder kleingeredet, wie Austrian Wings schon im Jahr 2010 in der Punktlandung "TCP - die unsichtbare Gefahr an Bord" beleuchtete.

(red FD, CvD)