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Ungeklärter Achensee-Crash: Verkehrsministerium schweigt weiter zu offenen Fragen

Pilot im Cockpit eines EC 135 der Flugpolizei, Symbolbild - Foto: Huber / Austrian Wings Media Crew

Bericht zum Absturz eines Polizeihelikopters in den Achensee im Jahr 2011 ist voller Fehler und Ungereimtheiten. Einen Kommentar dazu lehnt das Verkehrsministerium jedoch ab.

Am 30. März 2011 stürzte ein Helikopter der Flugpolizei in den Achensee, alle vier Insassen kamen dabei ums Leben. Erst 2019 veröffentlichte die dem Verkehrsministerium angegliederte Sicherheitsuntersuchungsstelle des Bundes einen Abschlussbericht, der in Fachkreisen aufgrund zahlreicher Mängel und Fehler jedoch scharf kritisiert wird - wir berichteten ausführlich.

Gemeinsam mit aktiven Berufspiloten, die mit dem Unglücksmuster vertraut sind, ging Austrian Wings den Abschlussbericht des BMVIT Seite für Seite durch. Zusammen mit diesen aktiven Helikopterpiloten wurde anschließend ein fünfseitiger Fragenkatalog ausgearbeitet (unter anderem weshalb im Abschlussbericht des Verkehrsministeriums nachweislich falsche Angaben über den Zustand der Sitzgurte beim Aufprall zu finden sind,  wie es sein kann dass sich der psychologische Gutachter innerhalb weniger Zeilen selbst widerspricht oder weshalb nachweislich falsche Behauptungen zum Thema Flicker Vertigo im Bericht zu finden sind und vieles mehr) und mit der Bitte um Stellungnahme an das BMVIT (heute BMK) geschickt.

Doch dort ist man offensichtlich nicht gewillt, sich mit den von zahlreichen Berufspiloten aufgeworfene Fragestellungen zu dem Bericht auseinanderzusetzen. Auf Anfrage hieß es lediglich lapidar: "Es wird um Verständnis ersucht, dass derzeit von ho keine detaillierte öffentliche Diskussion des Berichts erfolgen wird. Die Feststellungen des Untersuchungsleiters SUB sind ausführlich dem veröffentlichten Bericht zu entnehmen."

Die Flugunfallermittler der Unfalluntersuchungsstelle, Bereich Luftfahrt zeigten markante Wissenslücken im Bereich des Hubschrauberflugbetriebes als auch im Bereich der grundlegenden Humanfaktoren (Flicker Vertigo, Spiegelungseffekt). Eine Flugunfalluntersuchung durch Personen ohne flugbetriebliche Erfahrung, führt aus ho. Sicht zu Fehleinschätzungen, da allgemeine Grundlagen und auch spezielle Verfahrensgrundlagen des Hubschrauberbetriebes fehlen."
Das Innenministerium (BMI) über die Arbeit der zivilen Unfallermittler des BMVIT, März 2012

Das Bundesministerium für Inneres, kurz BMI, als Dienstherr der Flugpolizei hat aufgrund des augenscheinlich mangelhaften BMVIT-Berichtes, der nicht von Piloten erstellt wurde, bereits angekündigt, eine neue Kommission, bestehend aus internationalen Experten, einsetzen zu wollen. Seitens des Verkehrsministeriums heißt es dazu auf Anfrage, dass man diese Kommission unterstützen werde.

(red)