Reportagen

Wie sich die AUA-Flotte über die Jahre verändert hat

Der A320 bildet heute das Rückgrat der Kurz- und Mittelstreckenflotte der AUA - Foto: Huber / Austrian Wings Media Crew

In den vergangenen zwölf Jahren hat sich die Flottenstruktur von Austrian Airlines stark verändert. Sorgenkind bleibt jedoch die überalterte Langstreckenflotte. Ein Über- und Rückblick.

Ende der 1980er und Anfang der 1990er Jahre war die Flotte der rot-weiß-roten AUA (noch) in sprichwörtlicher Ordnung. Auf der Kurz- und Mittelstrecke flogen Flugzeuge der MD-80-Reihe (MD-81, MD-82, MD-83 sowie die MD-87SR und die MD-87ER) auf der Langstrecke kamen vier Airbus A310-300 zum Einsatz. Dazu kamen eine Handvoll Fokker 50 für Ultrakurzstrecken. Diese Maschinen wurden später nach Australien verkauft.

MD-80 der AUA - Foto: Eduard Marmet / CC-BY-SA 3.0
A310 der AUA - Foto: Contri CC-BY-SA 2.0

Ab Mitte der 1990er-Jahre begann Austrian Airlines ihre alternde MD-80-Flotte durch Flugzeuge des Typs Airbus A319/A320/A321 zu ersetzen. Die letzten MD-80 verließen im Jahr 2005 die Flotte. Parallel zur Modernisierung der Kurz- und Mittelstreckenflotte ersetzte Austrian Airlines die A310 in den 1990er Jahren durch Airbus A330 und A340, wodurch der rot-weiß-rote Flagcarrier eine wirtschaftlich effiziente und moderne Flotte erhielt.

A340 der AUA - Foto: Austrian Wings Media Crew

Flottenmelange
Durch die Übernahme von Tyrolean (1998) und Lauda Air (2000) sowie Rheintalflug (2001) wurde die bis dahin weitgehend homogene Flotte der AUA jedoch heterogen. Plötzlich hatte die AUA Dash 8-100, Dash 8-300, Dash 8-400, CRJ, Fokker 70, Fokker 100, ERJ-145, Boeing 737, Boeing 767, Boeing 777, die A320-Familie sowie A330 und A340 in ihrem Bestand, die von verschiedenen Flugbetrieben mit verschiedenen Verträgen operiert und an verschiedenen Standorten gewartet wurden.

Fokker 70 der Tyrolean, später von der AUA übernommen - Foto: Archiv AUA

Dies alles trieb die Kosten im täglichen Flugbetrieb enorm nach oben, doch eine dringend notwendige Flottenbereinigung unterblieb jahrelang.

Sukzessive Bereinigung
Als erste Kurzstrecken-Typen wurden der ERJ-145, die Dash 8-100 (37 Sitze) und der CRJ (50 Sitze) außer Dienst gestellt. Der letzte Passagierflug eines CRJ in AUA-Diensten wurde am 30. April 2010 durchgeführt. Als nächstes ging es der ebenfalls 50-sitzigen Dash 8-300 an den sprichwörtlichen Kragen. Am 31. Oktober 2010 hoben zum letzten Mal zwei Dash 8-300 in AUA-Farben mit zahlenden Passagieren an Bord ab. Die A330 und A340 waren - für viele Mitarbeiter unverständlich, da sie wesentlich moderner und wirtschaftlicher waren als die Boeing 767 und Boeing 777 - schon zuvor ausgeflottet worden.

Dash 8-300 der AUA - Foto: Huber / Austrian Wings Media Crew
Ein CRJ der AUA - Foto: Huber / Austrian Wings Media Crew

2012 berichtete Austrian Wings, dass die AUA plant, sich von der von Lauda Air übernommenen Boeing 737-Flotte zu trennen. Im April 2013 wurde schließlich die letzte Maschine dieses Typs von der AUA außer Dienst gestellt.

Eine einzelne Boeing 737-800 der AUA verblieb in Lauda Air Farben und trug den Zusatz "The Austrian Ways to Holiday operated by Tyrolean Airways" - Foto: Huber / Austrian Wings Media Crew

Im Jahr 2013 begann die - vorerst schleichende - Ausdünnung der Fokker-Flotte. Zunächst wurden drei Fokker 70 stillgelegt, über die geplante Zukunft der verbliebenen Fokker 70 und der Fokker 100 machte der Konzern damals noch keine weiteren Angaben. Doch 2014/2015 begann die offizielle Suche nach einem Nachfolger für die Fokker 70/100 und im November 2015 unterzeichnete die AUA einen Vertrag, wonach die gesamte verbliebene Fokker-Flotte an die australische Alliance Aviation verkauft wurde. Bis Ende des Jahres 2017 wurden alle Fokker 70/100 ausgeflottet - wir berichteten vom Abschiedsflug mit einer großen Reportage.

Die letzte Fokker 100 der AUA, die OE-LVE - Foto: Huber / Austrian Wings Media Crew

Als Ersatz für die Fokker 100 wurden 17 Embraer E195 beschafft, die zwischen dem 31. Oktober 2015 und dem 1. August 2017 eingeflottet wurden. Parallel dazu wurde bei Lufthansa Flight Training Vienna (heute Lufthansa Aviation Training) auch ein Embraer-Simulator in Betrieb genommen.

Embraer E195 der AUA beim Start - Foto: Huber / Austrian Wings Media Crew

Im Jahr 2019 gab die AUA bekannt, dass sie sich auch von ihrer Dash 8-400 (Q400)-Flotte trennen würde. Am 31. Mai dieses Jahres wurde die letzte Q400 offiziell außer Dienst gestellt - hier geht's zur Austrian Wings Foto- und Videoreportage. Damit endete auch die mehr als 40-jährige Ära der Dash-Flugzeuge in Österreich, was auch zur Auflösung der Tyrolean Technik in Innsbruck führte, wo die Dash-Maschinen gewartet wurden.

Ein Bild aus vergangenen Tagen: Der Hotel-Block am Flughafen Wien mit einem Teil der Q400-Flotte der AUA - Foto: Huber / Austrian Wings Media Crew

Corona führt zu weiteren Ausflottungen
Als Folge der mittlerweile seit zwei Jahren andauernden Corona-Pandemie trennte sich die AUA auch von ihren ältesten Boeing 767-300ER (aus Lauda Air Zeiten) und legte mehrere Boeing 777 temporär still. Zudem wurden die Airbus A319 ausgeflottet. Der letzte Passagierflug dieses Musters für Austrian Airlines fand - wie berichtet - am 1. Jänner dieses Jahres statt.

Corona zwang die AUA, einen Teil ihrer Boeing 777-Flotte stillzulegen.

Aktuelle Flotte
Damit besteht die Austrian Airlines Flotte derzeit aus 6 Boeing 777-200ER (nicht alle in Betrieb), 3 Boeing 767-300ER, 6 A321, 29 Airbus A320 sowie 17 Embraer E195. Das Durchschnittsalter der gesamten Flotte liegt bei etwa 17 Jahren, was jedoch dank der ausgezeichneten Wartung durch die AUA-Technik kein Problem darstellt. Doch die teils über 20 Jahre alten Langstreckenflugzeuge müssen auf absehbare Zeit ersetzt werden.

Drei Boeing 767-300ER hat die AUA noch in ihrer Flotte - sie müssen zeitnah ersetzt werden - Foto: Huber / Austrian Wings Media Crew

Doch welches Muster die Boeing 767 und Boeing 777 bei der AUA ablöst, oder ob die Konzernmutter Lufthansa die AUA-Langstrecke möglicherweise komplett einstellt, dazu hält man sich sowohl beim AUA-Hauptbüro am Flughafen Wien als auch in der Lufthansa-Konzernzentrale weiterhin bedeckt.

Text: P. Huber