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Flugsicherheit: Schwere Vorwürfe gegen FlyDubai und Emirates

Bereits kurz nach dem Absturz einer Boeing 737-800 der Billigfluglinie FlyDubai in Rostov am Don mit 62 Opfern am 19. März dieses Jahres, waren in Fachforen teils schwere Vorwürfe von Piloten laut geworden, die die Flugsicherheit bei der Airline aufgrund der Dienstpläne gefährdet sahen. Nun hat die britische Zeitung "Guardian" nach eigenen Angaben mehr als 400 "interne Berichte" zusammengetragen, die ein "alarmierendes Bild" zeichnen.

Demnach weisen die vorliegenden 417 "Safety Reports" einen "hohen Anteil" an Meldungen auf, in denen die Flugzeugführer klagten, aufgrund der Dienstpläne "übermüdet" zu sein. Zudem habe es "diskrete" Flüge außerhalb der "festgelegten Dienstpläne" gegeben, heißt es darin. Auch "Russia Today" hatte bereits wenige Tage nach dem Absturz unter Berufung auf FlyDubai-Insider von "unzumutbaren Belastungen für die Piloten", die sich auf die Sicherheit auswirken können, berichtet.

Wie der "Guardian" nun schreibt, habe es bereits vor dem Absturz bei FlyDubai interne Warnungen von Piloten gegeben, dass die durch die Dienstpläne bedingten Überlastungen der Flugzeugführer "früher oder später zu Unfällen" führen würden. Diese Warnungen seien jedoch vom Unternehmen nicht ernst genug genommen worden, ist auch immer wieder etwa im Fachforum PPRUNE zu lesen.

Seitens FlyDubai wurden alle Vorwürfe vehement zurückgewiesen. Im üblichen "Pressestellen-Schönsprech" erklärte das Unternehmen gegenüber internationalen Nachrichtenagenturen gebetsmühlenartig, dass "Sicherheit oberste Priorität" habe und jeder Pilot, der sich "unfit to fly" fühle, jederzeit vom Dienst zurücktreten könne - ohne Konsequenzen zu befürchten. Auch die Dienstpläne seien gesetzeskonform. (Ehemalige) Flugzeugführer berichten dagegen immer wieder, dass intern ein "großer Druck" herrsche und das Unternehmen erwarte, dass "auf jeden Fall am Zielflughafen gelandet" werde. Deshalb nehme man auch bei schlechtem Wetter mehr Reservetreibstoff mit, um möglichst lange Warteschleifen fliegen zu können. Nicht verifizierbare Forenbeiträge sprechen sogar davon, dass seitens der Operations Control "Do not divert"-Nachrichten an die Besatzungen geschickt würden.

Auch die verunglückte Maschine war vor dem Absturz nach einem vorangegangenen Go around zwei Stunden Warteschleifen geflogen. Ein Verkehrspilot des Lufthansa-Konzerns dazu gegenüber Austrian Wings: "Das war bei den Wetterbedingungen, die dort geherrscht haben, schon sehr unüblich. Normalerweise wäre man viel früher auf einen anderen Flugplatz ausgewichen. Das wirkt auf mich schon so, als hätten die Piloten einer gewissen Erwartungshaltung ihres Arbeitgebers unbedingt entsprechen wollen."

Aber auch bei der Premium-Marke Emirates gebe es schwere Defizite bei den Dienstplänen. So entfalle auf "sieben Piloten eine Auslastung, die bei europäischen Fluglinien unter zehn oder elf Piloten aufgeteilt" werde, heißt es etwa in einem Bericht von "Russia Today". Darin wird auch kritisiert, dass von Piloten "illegale" Dienstantritte erwartet würden und Emirates "gegen das Gesetz" verstoße.

(red / Titelbild: Symbolbild FlyDubai - Foto: Martin Dichler)