International

aktualisiert

62 Tote bei Absturz von Flydubai Boeing 737 in Rostov am Don

Absturz offenbar beim zweiten Durchstartversuch
Zwei andere Flugzeuge steuerten sicherheitshalber andere Airports an

 

Beim Absturz einer Boeing 737-800 der arabischen Billigfluggesellschaft FlyDubai in Rostov am Don in der Nacht von Freitag auf Samstag sind alle Insassen ums Leben gekommen. An Bord befanden sich 55 Passagiere und 7 Besatzungsmitglieder, ingesamt also 62 Menschen.

Erfahrene Cockpitcrew

Die Maschine mit der Kennung A6-FDN kam als Flug FZ 981 von Dubai und hatte die russische Metropole Rostov am Don als Ziel. An Bord befanden sich laut Angaben der Fluggesellschaft selbst 55 Passagiere: 33 Frauen, 18 Männer und vier Kinder. Die Verunglückten kamen aus Russland (44), der Ukraine (8), Indien (2) und Usbekistan (1). Darüber hinaus befanden sich sieben Crewmitglieder an Bord des Unglücksfluges. Kapitän war der mit fast 6.000 Flugstunden als durchaus erfahren zu bezeichnende 38-jährige Zypriote Aristos Sokratous, für den es laut einem Bericht der New York Times der erste Flug nach Rostov war. Sokratous war demnach seit rund 18 Monaten Kommandant und wollte FlyDubai demnächst verlassen, um bei Ryanair zu fliegen, nachdem ihm der irische Billigflieger eine Stationierung auf Zypern angeboten hatte. Sokratous  hatte das Oxford Aviation Training Center absolviert und unter anderem bereits für Helios Airways (die durch Flug 522 im Sommer 2005 traurige Berühmtheit erlangte), Malaysia Airlines und XL Airways gearbeitet. Sokratous hinterlässt eine hochschwangere Ehefrau, die in wenigen Wochen das gemeinsame Kind auf die Welt bringen wird.

Als erster Offizier fungierte der 37-jährige Spanier Alejandro Cruz Alava, der über rund 5.800 Flugstunden Erfahrung verfügte. Die fünf Mitglieder der Kabinenbesatzung kamen aus Russland, Spanien, den Seychellen, Kolumbien und Kirgistan.

Den bislang vorliegenden Informationen zufolge hatte die Maschine in der Nacht um 01:41 Uhr Lokalzeit bei Dunkelheit und starkem Wind einen ersten Landversuch abgebrochen und anschließend zwei Stunden lang Warteschleifen geflogen, ehe die Piloten einen zweiten Anflug auf die Piste 22 versuchten. Dabei kam der Wind mit 27 Knoten aus 240 Grad, dazu gab es Böen mit bis zu 42 Knoten. Im Endanflug streifte eine Tragfläche der Boeing 737-800 die Piste, woraufhin sich der Zweistrahler überschlug und in Flammen aufging. Laut "Aviation Herald" war die Maschine zum Zeitpunkt des Unfalles insgesamt 6 Stunden und zwei Minuten in der Luft gewesen, hätte jedoch noch Treibstoff für weitere 2,5 Stunden Flugzeit gehabt.

Unter Berufung auf Radardaten berichtet das Portal weiters, dass die Vermutung naheliegt, dass sich das Flugzeug im Anflug neben der Runway Centerline befunden hat, und die Piloten erst während des Ausschwebens (Flare) eine Kurskorrektur nach rechts versuchten, wobei die Tragfläche dann Bodenberührung kam - eine Videoaufnahme auf "Sputniknews" zeigt das Unglück. Unmittelbar bevor die rechte Fläche den Boden berührte, soll die Crew noch ein Durchstartmanöver versucht haben.

Ein russischer User veröffentlichte auf YouTube zudem eine Tonaufnahme, die angeblich den Funkverkehr zwischen der abgestürzten Maschine und den Fluglotsen beinhaltet.

Nachrichtenagenturen vermeldeten mittags, dass die "Black Box" gefunden wurde.

Zweiter Geburtstag

Laut einem Bericht des russischen Onlinedienstes "Gazeta.ru" verpasste eine Frau wegen ihrer Geburtstagsfeier den Unglücksflug

Andere Piloten wichen zu alternativen Flughäfen aus

Inzwischen wurde bekannt, dass Piloten anderer Flugzeuge aufgrund des schlechten Wetters nicht in Rostov landeten. So wich eine Maschine der Aeroflot etwa ins 250 Kilometer entfernte Krasnodar aus, während eine aus Istanbul anfliegende Maschine überhaupt zu ihrem Ausgangsflughafen zurückkehrte, wie russische Behördenvertreter mitteilten.

Reaktion der Airline

Die Fluglinie nahm als Reaktion auf den Unfall ihre reguläre Internetseite offline und ersetzte sie durch eine "Darkpage", auf der eine Notrufnummer für Angehörige der Opfer sowie alle bisher verfügbaren Informationen zum Crash publiziert werden.

darkpage flydubai Crash Screenshot

Ein Kriseninterventionsteam der Fluggesellschaft ist offenbar bereits vor Ort und betreut verzweifelte Angehörige der Opfer in Rostov am Don.

FlyDuabi CEO Ghaith Al Ghaith sprach allen betroffenen Familien sein tiefestes Mitgefühl aus.

Über FlyDubai

FlyDubai wurde vor mittlerweile acht Jahren als Billigfluglinie gegründet und nahm den Betrieb im Jahr 2009 auf. Eigentümer ist das Emirat Dubai. Die Flotte besteht aus rund 50 Boeing 737-800, weitere 15 Boeing 737-800 sowie 75 Boeing 737MAX sind bestellt. Die Gesellschaft bedient rund 100 Destinationen, darunter befindet sich auch die slowakische Hauptstadt Pressburg/Bratislava.

(red CP, CvD, HP, ZH, Aig / Titelbild: Boeing 737 von FlyDubai - Foto: Martin Dichler)