Österreich

AUA-CEO nach Shutdown: "Wir werden dieses Unternehmen wieder zum Fliegen bringen!"

AUA-CEO Alexis von Hoensbroech - Foto: Austrian Wings Media Crew

Die rund einstündige Bilanzpressekonferenz der Austrian Airlines drehte sich vor allem um eines: das Thema Corona-Krise.

Zunächst ging AUA-CEO Alexis von Hoensbroech jedoch auf die wirtschaftliche Situation des Jahres 2019 ein. Diese sei durch eine Übersättigung des Marktes - verursacht von Billigfliegern - schwierig gewesen. Trotzdem sei es gelungen, ein Plus von 19 Millionen Euro einzufliegen "Und das, obwohl viele schon gemunkelt hatten, dass die AUA nach sechs erfolgreichen Jahren zurück in die roten Zahlen rutschen würde. Diese Leute müssen wir leider enttäuschen", so der oberste Steuermann der rot-weiß-roten Traditionsairline kämpferisch.

Danach wechselte von Hoensbroech rasch zum Thema Corona: "Heute ist für unser Unternehmen ein wirklich denkwürdiger und in gewisser Weise auch trauriger Tag. Heute um 08:02 Uhr ist der letzte Linienflug der aus Chicago kommend mit 132 Passagieren an Bord gelandet. Seitdem steht der Flugbetrieb der Austrian Airlines. Natürlich nicht für immer, nur vorübergehend - aber auf eine nicht absehbare Zeit."

Derzeit steht die gesamte AUA-Flotte auf dem Boden - Foto: Austrian Wings Media Crew

Der "Shutdown" der AUA sei in den vergangenen drei Tagen kontrolliert erfolgt, führte der Manager aus: "Wir haben uns für diese strukturierte Maßnahme entschieden, um Flugzeuge, Crews und Passagiere sicher nach Hause zu bringen. Außerdem müssen die Flugzeuge vernünftig geparkt und gewartet werden." Der Technikbetrieb werde daher auch die kommenden Wochen und Monate alle Hände voll zu haben. "Es müssen die Ruder bewegt werden, Hydraulik- und Wasserleitungen überprüft, Systeme gecheckt und die Software aktualisiert werden", ergänzte Jens Ritter, ab 1. April COO der AUA und selbst ausgebildeter Pilot.

Auf die Fachleute der AUA-Technik wartet auch in den kommenden Wochen und Monaten genügend Arbeit - Foto: Austrian Wings Media Crew

Flugbetrieb ruht - doch nicht ganz
Ab dem heutigen Tag ruhe der reguläre Flugbetrieb also. "Aber wir führen weiter Flüge durch, denn jetzt beginnt, wie es Außenminister Alexander Schallenberg formulierte, die größte Rückholaktion in der Geschichte der zweiten Republik", erläuterte von Hoensbroech. Rund 40.000 Österreicher seien noch im Ausland gestrandet und müssten nun repatriiert werden.

"Wir sehen es als unsere Verantwortung als nationale Fluggesellschaft Österreichs, alles zu tun, was in unserer Kraft steht, diese Menschen nach Hause zu bringen. Das ist ein organisatorischer Kraftplan."
AUA-CEO Alexis von Hoensbroech

Dabei komme der AUA eine zentrale Rolle zu. Denn sie verfüge nicht nur über die größte Flotte im Land, sondern sei als einzige auch in der Lage, Langstreckenflüge, etwa nach Afrika, in die USA oder nach Asien durchzuführen. Die in Wien vertretenen Billigflieger hätten dafür nämlich überhaupt kein geeignetes Fluggerät.

"Nur wir als AUA verfügen in Österreich über eine Langstreckenflotte, die weit entfernte Destinationen ansteuern kann."
AUA-CEO A. von Hoensbroech

Doch auch diese Phase sollte in wenigen Wochen vorüber sein. Allerdings werde die AUA, "egal wie lange wir stehen", das eine oder andere Flugzeug "in Bewegung halten", um bei Bedarf rasch Flüge durchführen zu können.

Die AUA ist als einzige Airline Österreichs in der Lage, Langstreckenflüge durchzuführen; dabei kommen Boeing 767-300ER (Bild) und Boeing 777-200ER zum Einsatz; die Jets werden mitunter auch auf kürzeren Strecken eingesetzt, wo große Passagierkapazitäten benötigt werden, weshalb die AUA die erste Wahl der Bundesregierung für Repatriierungen ist - Foto: Austrian Wings Media Crew

Die Frage, wie lange die AUA den Stillstand durchhalten werde, konnte von Hoensbroech nicht beantworten: "Wir sind eine Fluggesellschaft und keine Stehgesellschaft. Nur wenn wir fliegen und Tickets verkaufen, nehmen wir Geld ein. Deshalb müssen wir jetzt die Kosten so schnell wie möglich senken, so weit es geht."

"Wir haben als AUA einen Kostenvorteil: Der Großteil unserer Flotte gehört uns und ist nicht geleast. Das heißt, wir müssen keine Leasingraten bezahlen, während die Jets am Boden stehen. Außerdem haben wir eine gut gefüllte Kasse. Dadurch können wir sicher länger durchhalten als andere Airlines."
AUA-CEO Alexis von Hoensbroech

Weil man aber nicht wisse, wie lange die Krise dauern werde, müsse man alles tun, um die Zeit "überwintern" zu können.

"Wir werden dieses Unternehmen wieder zum Fliegen bringen. Egal, wie lange es dauert, und egal, was dafür notwendig ist.“
AUA-CEO Alexis von Hoensbroech

Neben den rund 7.000 Mitarbeitern, die mit 1. April in Kurzarbeit geschickt werden, werde auch der Vorstand auf Teile seines Gehaltes verzichten: "Wir erhalten keine Boni und reduzieren unser Gehalt freiwillig um einen zweistelligen Prozentsatz", betonte von Hoensbroech.

Die Kurzarbeit sei eine gute staatliche Unterstützung, was es darüber hinaus an Staatshilfen geben werde, wisse man noch nicht. Eine Rückverstaatlichung der AUA schloss der Vorstandschef jedoch derzeit aus. Ebenso gebe es keine Bestandsgarantie seitens der Konzernmutter Lufthansa für die Österreich-Tochter.

Das 2007 bezogene Hauptquartier der AUA am Flughafen Wien ist weigehend verwaist - der Großteil der Mitarbeiter befindet sich bereits im Homeoffice - Foto: Austrian Wings Media Crew

Abschließend dankte von Hoensbroech den vielen Mitarbeitern, die sich freiwillig für die Evakuierungsflüge gemeldet hätten: "Das ist nicht selbstverständlich, dafür ein herzliches Dankeschön."

(red)