Punktlandung

"Überraschendes" Aus für Martin 5? Mitnichten!

Martin 5 im Einsatz, Symbolbild - Foto: Huber / Austrian Wings Media Crew

Was für viele Insider bereits seit dem Vorjahr völlig klar war, kam für eine österreichische Tageszeitung angeblich "überraschend". Der Notarzthubschrauber "Martin 5", der zu Ostern wieder in Betrieb gehen hätte sollen, kommt nicht zurück. Dabei hatten das die sprichwörtlichen Spatzen längst von den (Hangar-)Dächern in Bad Vöslau gepfiffen.

Vor wenigen Tagen, im September 2021, berichtete eine sich selbst im Bereich der Qualitätsmedien verortende österreichische Tageszeitung (die in der Vergangenheit allerdings unter anderem mit einem "erfundenen" Absturz oder sehr fragwürdiger Berichterstattung über den Absturz eines Polizeihubschraubers in den Achensee sowie mit Schauermärchen über einen Flugunfall in Deutschlandsberg in Luftfahrtkreisen wiederholt für, höflich formuliert, Irritationen gesorgt hatte), dass der von Heli Austria betriebene Notarzthubschrauber "Martin 5" nicht mehr nach Bad Vöslau zurückkehren werde. Was für den Autor des besagten Artikels angeblich "überraschend" war, war nach dem Kenntnisstand des Verfassers dieser Punktlandung für so ziemlich jeden innerhalb der Branche und auch am Flugplatz Bad Vöslau Tätigen selbst seit langem allerdings ziemlich offensichtlich und damit das Gegenteil von "überraschend".

Austrian Wings Leser kennen die Vorgeschichte: Im April 2020 stationierte der Salzburger Unternehmer Roy Knaus einen hochmodernen H135 T3 als Notarzthubschrauber "Martin 5" am niederösterreichischen Flugplatz Bad Vöslau. Im Mai des Vorjahres wurde sogar über einen möglichen Nachtflugbetrieb nachgedacht, im August hieß es dann plötzlich, dass dafür doch kein Bedarf bestehe - wir berichteten. Anfang September 2020 dann die ersten Gerüchte, dass der Helikopter den Betrieb einstellen würde. Nur wenig später folgte die Bestätigung dafür, wobei Firmenchef Roy Knaus betonte, dass angeblich "immer nur ein Sommerbetrieb" geplant gewesen sei und der Helikopter "nach einer Winterpause" nach Bad Vöslau zurückkehren werde. Nur der Vollständigkeit halber: Bei Betriebsaufnahme war zu keinem Zeitpunkt die Rede von einem reinen "Sommerbetrieb".

Allein, der für 2021 angekündigte Starttermin rückte näher, am Flugplatz Bad Vöslau wusste allerdings niemand etwas Konkretes und Firmenchef Roy Knaus ließ Anfragen zum exakten Starttermin für "Martin 5" unbeantwortet. Damit war in Rettungsdienst- und Fliegerkreisen weitgehend klar, was viele Insider ohnedies seit der plötzlichen "Winterpause" schon vermutet hatten: "Martin 5", der "rund um Ostern 2021" wieder in Betrieb gehen hätte sollen, kommt nicht zurück. Selbst Ende März des heurigen Jahres gab es laut Firmenchef Roy Knaus "noch keinen Starttermin". Spätestens damit waren alle Zweifel am endgültigen Aus für "Martin 5" verflogen. Außer für einen einzelnen Journalisten, für den das Ende von "Martin 5" trotz alledem "überraschend" kam. Kann man also in diesem Kontext sagen, dass gründliche Recherche anders aussieht? Das Urteil darüber möge sich jeder Leser selbst bilden.

Nicht wirtschaftlich
Dass sich der Betrieb von "Martin 5" wirtschaftlich nicht rechnen konnte, war ebenfalls das Gegenteil von "überraschend", sondern von Anfang an sonnenklar, für jedermann, der sich etwas näher mit der Materie befasst hat. Heli Austria stationierte den Helikopter nämlich nach kurzer Vorlaufzeit ohne Vertrag oder Auftrag vom Land Niederösterreich in Bad Vöslau. Damit konnten Standard-Einsätze zwar mit der Krankenkasse abgerechnet werden, doch eine solche Vorgehensweise bei weitem nicht kostendeckend. Erstens bezahlt die Kasse nicht jeden Einsatz, sondern entscheidet hinterher, ob er notwendig war oder nicht. Und zweitens wird selbst im Falle einer positiven Entscheidung nur ein Pauschalbetrag rückvergütet, der häufig nicht einmal die tatsächlichen Betriebskosten des Helikopters, geschweige denn den Aufwand für medizinisches Verbrauchsmaterial abdeckt. Ohne finanzielle Unterstützung vom Land Niederösterreich war der Primärrettungsbetrieb wirtschaftlich damit von Anbeginn an zum Scheitern verurteilt. Oder wie es ein Insider schon beim Ende des "Sommerbetriebs" ausdrückte: "Das war von Anfang an ein Prestigeprojekt, damit Knaus im Osten Präsenz zeigen konnte. Schließlich spitzt er auf einen Vertrag für den geplanten neuen Hubschrauber im Burgenland. Statt Kerosin hätte er ebenso gut 500 Euro Scheine in die Tanks von "Martin 5" füllen können."

Text: N. Grund

Hinweis: „Punktlandungen” sind Kommentare einzelner Autoren, die nicht zwingend die Meinung der Austrian Wings-Redaktion wiedergeben.