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Rauch an Bord: Notlandung von AUA-Maschine kurz nach dem Start

Der in den Vorfall involvierte Airbus A320 OE-LBJ - Foto: www.der-rasende-reporter.info (bitte beachten Sie, dass sämtliches Bildmaterial auf Austrian Wings urheberrechtlich geschützt ist und nicht ohne Genehmigung verwendet werden darf)

Kurz nach dem Start in Wien kam es an Bord einer AUA-Maschine zu Rauchentwicklung. Bereits vor dem Start war ein Fume Event aufgetreten, das von Insassen als der von "alten Socken" beschrieben wurde. Das ist ein Indiz dafür, dass die Kabinenluft möglicherweise mit hochtoxischen Triebwerksölrückständen kontaminiert worden sein könnte.

Der Vorfall ereignete sich am Samstag, den 8. Juni, auf dem Flug OS561 von Wien Schwechat nach Zürich Kloten. Der Airbus A320 mit der amtlichen Registrierung OE-LBJ startete um 7 Uhr in Wien auf der Piste 29. Während des Steigfluges trat in der Kabine Rauchentwickung auf und die Piloten stoppten den Steigflug in einer Höhe von 12.000 Fuß, das entspricht umgerechnet etwa 3.600 Meter.

Gegenüber dem Portal "Aviation Herald" sagte eine Zeuge, dass es bereits VOR DEM START einen Fume Event an Bord gegeben habe und dieser Geruch habe dem von "Kerosin" bzw. den von "alten Socken" entsprochen. Diese Art des Geruches ist ein Indiz, das darauf hindeuten kann, dass die Kabinenluft unter Umständen mit hochtoxischen Rückständen von Triebwerksöl (zB TCP) kontaminiert wurde. Eine solche Kontamination kann schwere gesundheitliche Folgen für Besatzung und Passagiere haben, die als "Aerotoxisches Syndrom" bezeichnet werden. Die Besatzung entschuldigte sich bei den Passagieren über die Bordsprechanlage für den unangenehmen Geruch. Bereits im Jahr 2010 hatte sich Austrian Wings dem Problem der kontaminierten Kabinenluft in einem eigenen Beitrag ausführlich gewidmet: "TCP- die unsichtbare Gefahr an Bord".

Rücklandung 17 Minuten nach dem Start
Aufgrund der Rauchentwicklunng entschlossen sich die Piloten zur sofortigen Rückkehr nach Wien, wo die Maschine 17 Minuten nach dem Start landete und von Einsatzkräften der Flughafenfeuerwehr in Empfang genommen wurde. Danach erklärten die Piloten den Passagieren, dass die Klimaanlage die Ursache des Problems gewesen sei und man deshalb nun Triebwerk Nummer 2 abschalte. Der Airbus A320 wurde außer Betrieb genommen und von Experten der AUA-Technik überprüft. Erst 2 Tage später konnte das Flugzeug wieder eingesetzt werden. Bislang machte die AUA keine öffentlichen Angaben darüber, was die Ursache für den Vorfall war und ob die Insassen des Flugzeuges mit TCP und anderen giftigen Stoffen kontaminierter Kabinenluft ausgesetzt waren.

AUA bestätigt Vorfall
Auf Anfrage bestätigte die AUA den Zwischenfall grundsätzlich, stritt eine dezidierte Rauchentwicklung an Bord ab. Es habe aber eine "Geruchs- /Dunstentwicklung" im Cockpit gegeben. Zum Fume Event am Boden erklärte AUA-Sprecherin Anita Kiefer: "Beim Triebwerksstart am Boden mit einem External Pneumatic Ground Cart (externes Triebwerkstartgerät) kam es kurzfristig zu einer Geruchsentwicklung, welche nach dem Triebwerksstart nicht mehr wahrnehmbar war." Nach dem Start des A320 sei es dann "zu der genannten Geruchs-/Dunstentwicklung im Cockpit" gekommen, weshalb die Luftfahrzeugführer eine Luftnotlage durch Absetzen eines Mayday-Calls erklärt hätten. Und abschließend: "Das Flugzeug wurde intensiv von der Austrian Technik inspiziert und entsprechende Tests und Triebwerksläufe durchgeführt. Da keinerlei Fehler am Flugzeug gefunden wurden und auch alle Luftmessergebnisse unauffällig waren, befindet sich die Maschine seit Montag, 10.6., wieder im Flugbetrieb."

"High level emergency”
Feuer und Rauch sowie der Verdacht darauf zählen zu den gefährlichsten Zwischenfällen an Bord von Verkehrsflugzeugen und werden deshalb als “High level emergency” behandelt. Eine sofortige Landung, wie auch in diesem Fall von den Piloten des AUA Airbus völlig korrekt durchgeführt, ist das Standardverfahren, sofern die Quelle des (vermuteten) Rauches nicht umgehend lokalisiert und ausgeschaltet werden kann.

Im Jahr 1987 verunglückte eine Boeing 747-244B Combi von South African Airways, nachdem an Bord aus bis heute ungeklärter Ursache ein Brand ausgebrochen war, alle 159 Insassen starben. In meinem heuer in 2. Auflage erschienenen Buch "Tödliche Flammen im Frachtraum - der mysteriöse Absturz der ,Helderberg'" beleuchte ich dieses Tragödie im Detail.

Am 2. September 1998 stürzte eine MD-11 der Swissair vor Halifax in den Atlantik, nachdem ein Feuer zu einem Totalausfall aller Instrumente führte und ins Cockpit eingedrungen war – alle 229 Menschen an Bord fanden den Tod, dieser Absturz ist bis heute das schwerste Unglück in der Geschichte der Schweizer Luftfahrt.

Und 2018 wurden auf einem Condor-Flug mehrere Insassen verletzt, nachdem über die von der Zapfluftanlage der Triebwerke gespeiste Klimaanlage kontaminierte Luft in die Passagierkabine des Flugzeuges gelangt war.

Text: Patrick Huber, www.der-rasende-reporter.info