Reportagen

Reportage: "Die Königin der Flying Bulls"

Sie wurde von 1946 bis 1959 produziert. Insgesamt verließen rund 700 Maschinen die Herstellerhallen, von denen einige noch heute, vornehmlich in Südamerika, Alaska und Afrika, im Einsatz stehen. Die Rede ist von der Douglas DC-6, einem viermotorigen Kolbenmotorflugzeug. Auch in Österreich befindet sich seit 9 Jahren eine DC 6B, seit exakt 5 Jahren ist sie auch wieder flugfähig. Austrian Wings erzählt ihre Geschichte.

Zeitlos elegant - die DC 6

Noch während des Zweiten Weltkrieges erteilte die US-Airforce den Auftrag zur Entwicklung eines Nachfolgemodells für ihre C-54 Transporter. Als Douglas 1946 die erste DC-6 präsentierte, war der Krieg endlich zu Ende. So wurde die Maschine ein ziviler Erfolg und flog ab ihrer Auslieferung 1947 – in Konkurrenz zur berühmten Lockheed Constellation – vornehmlich auf der Transatlantikstrecke.

Trotz einiger Neuerungen, die der Sicherheit dienen, blieb das Cockpit ein - nur für den Laien unaufgeräumt wirkender - "Uhrenladen"


Kein "Fly by Wire" sondern harte Handarbeit - um die DC 6 zu bändigen ist viel fliegerische Erfahrung notwendig

Unglücklicherweise gab es jedoch einen Konstruktionsfehler, der zu Bränden in der Kabine führen konnte. Bis zur Behebung dieses Fehlers mussten alle Maschinen am Boden bleiben. Für Passagiere und Besatzung von Flug UA 608 kam diese Entscheidung jedoch zu spät. Ihre Maschine war aufgrund der Tatsache, dass sich das Benzinventil direkt über dem Kabinenheizer befand, in Brand geraten und abgestürzt. Nachdem der Konstruktionsfehler jedoch behoben war, bewährte sich die DC-6 jahrzehntelang als zuverlässiges Verkehrsflugzeug, das bis zu 102 Passagiere transportieren konnte.

Demonstrationsfilm über die DC 6 aus dem Jahr 1946 - Quelle: Youtube

Als Ende der 1950er Jahre die ersten Jets aufkamen, wurden die Propellermaschinen zunächst auf die Kurzstrecken verbannt oder an kleinere Gesellschaften abgegeben. In den 1960er und 1970er Jahren wurden sie ausgemustert, verschrottet oder zu Frachtern umgebaut. Vor allen Dingen viele ärmere Länder, die sich noch keine Jets leisten konnten, flogen die DC-6 lange als Regierungs- und VIP-Flugzeug.

Eine dieser Maschinen ist eine DC-6B, die 1958 gebaut wurde. Sie wurde an die staatliche Fluggesellschaft Jugoslawiens, JAT, ausgeliefert. Der damalige Staatschef Marshall Tito ließ sich die Maschine zur VIP-Maschine umbauen und benutzte sie bis 1975, bevor er sie nach Zambia verkaufte. Dort wurde sie noch eine Zeit lang genutzt, bevor man sie am Flughafen von Lusaka abstellte und sie dort ihrem Schicksal überließ.

Es sollte viele Jahre dauern, bis die DC 6 sich den Luftfahrtenthusiasten in neuem Glanz präsentieren konnte - Foto: Markus Auer

Im März 2000 entdeckte Sigi Angerer, Chefpilot der Flying Bulls mit mittlerweile über 19.000 Flugstunden im Flugbuch, die Maschine in Afrika. Wenige Tage später stand er erneut - diesmal gemeinsam mit dem Geschäftsführer der Flying Bulls – in Afrika am Vorfeld, und die beiden bereiteten alles für einen Kauf der Maschine vor, die sich zu diesem Zeitpunkt nicht gerade in einem sehr guten Zustand befand! Am 07. Juli 2000 erhob sich die DC-6 schließlich mit Ziel Österreich. Die Maschine war gerade einmal flugtauglich gemacht worden, mehr nicht, und so war der 28stündige Überstellungsflug von Windhuk nach Salzburg, der sich über vier Teilstrecken erstreckte, ein echtes Abenteuer.

Im Jahr 2000 konnten sich nur die wenigsten vorstellen, in was für ein Prunkstück sich die alte Dame noch verwandeln würde


Salzburg ist seit dem Jahr 2000 der neue Heimatflughafen der DC 6B

Mehrere Jahre lang - von 2001 bis 2004 - wurde die alte Dame fachkundig restauriert. Das Interieur wurde so historisch wie möglich, luxuriös, gestaltet. Das Cockpit behielt seinen Charme und wurde dennoch – ganz dezent – den Erfordernissen des modernen Flugbetriebes angepasst.

Die DC 6B und ihre Besatzung sind stets gefeierte Gäste auf den Airshows - hier bei der Airpower09 - Foto: R. Reiner / Austrian Wings (für eine größere Darstellung klicken Sie bitte auf das Bild)

Von außen ist die Maschine leicht zu erkennen – trägt sie doch die Farben von Red Bull und prangen zwei Bullen am Leitwerk.

Charmante Stewardessen kümmern sich um das Wohl der handverlesenen Gäste, welche an Bord der DC 6 reisen dürfen - Linienflüge werden bedauerlicherweise nicht angeboten

Dietrich Mateschitz, Harald Reiter, Sigi Angerer und all den anderen Enthusiasten rund um die "Flying Bulls" aus Salzburg ist es zu verdanken, dass wir in Österreich immer wieder eine DC-6 am Boden und am Himmel bewundern, dem traumhaften Klang ihrer alten Motoren lauschen dürfen.

Überflug der DC 6B bei der "Scalaria 2009" am Wolfgangsee - Quelle: Youtub

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Reisen wie in den Frühen Tagen der Luftfahrt - hier beim Flug über die Alpen

Wie überhaupt die Flying Bulls dank der Leidenschaft für alte Flugzeuge von Red Bull-Chef Mateschitz ein Lichtblick in der nationalen und internationalen Luftfahrtszene sind. Der Verfasser dieser Zeilen wünscht den Fliegenden Bullen aus Salzburg auch für die Zukunft alles Gute!

Auch auf der diesjährigen Airpower war die DC 6B zugegen - Foto: R. Reiner / Austrian Wings (für eine größere Darstellung klicken Sie bitte auf das Bild)

Technische Spezifikationen:

  • Baujahr: 1958
  • Länge: 32,18 Meter
  • Spannweite: 35,81 Meter
  • Tragflügelfläche: 135,9 Quadratmeter
  • Höhe (bis zum Seitenleitwerk): ca. 8,71 Meter
  • Triebwerk: 4x PW R 2800 CB-3 Doppelsternmotor mit je 2.500 PS
  • Maximales Startgewicht: 47.000 Kilogramm
  • Maximale Reichweite: 8.400 Kilometer (abhängig von Beladung & Wetter)
  • Höchstgeschwindigkeit: 550 Stundenkilometer
  • Reisegeschwindigkeit: 460 Stundenkilometer

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Links:

Flying Bulls

Fotos der N996DM bei Airliners.net

Text: CvD
Fotos (sofern nicht anders angegeben): Flying Bulls