Österreich

Eurowings Europe Mitarbeiter: "Das Management will uns für dumm verkaufen!"

A320 der Eurowings Europe beim Start, Symbolbild - Foto: GF / Austrian Wings Media Crew

Nach dem Bekanntwerden fragwürdiger Arbeitsbedingungen bei Eurowings Europe, die potentiell auch Auswirkungen auf die Flugsicherheit haben könnten, holte das Management der Lufthansa-Tochter zu einer "PR-Gegenoffensive" aus.

40 Prozent Gehaltseinbußen für in Spanien stationierte Mitarbeiter von Eurowings Europe im Krankheitsfall; durchschnittlich gerade einmal 1.200 Euro total netto pro Monat inklusive Nacht- und Wochenenddiensten für Flugbegleiter, die sogar selbst Toiletten putzen müssen; keine kostenlosen Mahlzeiten für die Crews, selbst bei 10-13-stündigen Diensten nicht; "Drohanrufe" von der Leiterin des Kabinenpersonals, Nicole J., wenn Mitarbeiter an freien Tagen keinen Dienst übernehmen - all das ist nur ein kleiner Teil der schweren Vorwürfe, welche die Angestellten von Eurowings Europe - wie berichtet - öffentlich gegenüber dem Management erheben und deren Richtigkeit die österreichische Lufthansa-Tochter zumindest teilweise einräumen musste. Und das ziemlich zähneknirschend, denn aus den verschickten PR-Mitteilungen ist ersichtlich, dass Kommunikationsprofis tagelang an jeder Formulierung intensiv gefeilt haben müssen, um die Situation dennoch so positiv wie irgend möglich darstellen zu können.

Nachdem Austrian Wings und nahezu sämtliche österreichischen, deutschen und sogar einige Schweizer Medien darüber berichtet hatten, setzte Eurowings Europe nämlich umgehend zur PR-Offensive an. Neben vagen "PR-Schönsprech-Formulierungen" in Aussendungen an die Medien, brach auch über die Mitarbeiter selbst eine wahre "Mail- und Informationsflut" herein, wie es eine Flugbegleiterin gegenüber Austrian Wings formuliert. "Wir wurden zuckersüß zugetextet, erhielten Nachrichten, bei denen wir dachten, hier muss von einer anderen Airline die Rede sein. Wenn man diese Mails gelesen hat, gewann man den Eindruck, die Arbeitsbedingungen bei Eurowings Europe seien das Paradies auf Erden und wir alle Topverdiener, die sich so nebenbei ganz locker ein Wochenendhaus in Döbling leisten können. Dabei ist das genaue Gegenteil der Fall. Die halten uns wohl für blöd, in Nordkorea könnten diese PR-Leute sicherlich Karriere machen", ärgert sich eine erfahrene Purserin über die "grenzenlose Unverschämtheit unserer Geschäftsführung".

Ähnliche Stimmen sind auch von anderen Mitarbeitern aus Cockpit und Kabine zu hören. Der Tenor: "Man versucht uns, als Lügner hinzustellen, nachdem wir an die Öffentlichkeit gegangen sind, weil wir uns nicht mehr anders zu helfen gewusst haben. Schließlich gab es zuvor schon mehrere interne Mails an die Geschäftsleitung, in denen die Belegschaft versucht hat, die Missstände aufzuzeigen, um eine Änderung herbeizuführen. Doch das Management hat rein gar nichts getan, uns völlig ignoriert. Daher mussten wir diesen Weg beschreiten."

Kritik an (nicht vorhandenem) Crewessen erneuert
Nachgelegt hat eine Eurowings Europe Flugbegleiterin auch im Fall des nicht vorhandenen Crewessens. Wie berichtet, konterte die Airline damit, dass dem fliegenden Personal im Crewraum ein Teller mit "Crewobst" zur Verfügung steht. "Das ist richtig, doch erstens ist die Qualität der Äpfel und Bananen teilweise sehr schlecht, um nicht zu sagen, dass sie schon verfault sind, und zweitens ist es pro Crewmember und Dienst nur erlaubt, ein Stück zu konsumieren. Das heißt, ich darf mir für meinen zehn- bis dreizehnstündigen Dienst einen Apfel oder eine Banane nehmen", betont die Mitarbeiterin.

Wie ein Vertreter der Gewerkschaft vida gegenüber unserer Redaktion telefonisch ausführte, sei dies nicht nur "unmenschlich" sondern auch rechtlich vermutlich nicht gedeckt. Denn laut EASA-Bestimmungen müsse jedem fliegenden Crewmitglied nämlich nach spätestens acht Stunden (Flug-) Dienst eine "warme Mahlzeit samt Getränk" kostenlos zur Verfügung gestellt werden.

Firmenintern habe zwischenzeitlich eine "Hexenjagd" auf die anonymen Verfasser des den Medien zugespielten Briefes und auf jene Kolleginnen und Kollegen, die mit Medien gesprochen haben, begonnen, ist immer wieder zu hören.

Sie sind oder waren ebenfalls Mitarbeiter von Eurowings Europe und möchten uns Ihre Erfahrungen berichten? Zögern Sie nicht, nehmen Sie heute noch telefonisch (über die Journalistenhotline) oder per Mail mit uns Kontakt auf. Wir garantieren Ihnen absolute Vertraulichkeit und Anonymität!

(red)