Österreich

LaudaMotion-Technik: Soll neue Firma "irische Billig-Standards" bringen?

LaudaMotion-Technikhangar in Wien-Schwechat - Foto: Huber / Austrian Wings Media Crew

Alarmiert zeigen sich LaudaMotion-Techniker angesichts der angekündigten Gründung eines neuen Unternehmens - samt geplantem betrieblichem Übergang der Techniksparte.

Die bereits aus der Taufe gehobene Gesellschaft trägt den Namen "Main Aircraft Maintenance GmbH" - die Bezeichnung soll allerdings angeblich "nur zufällig" ident mit dem Zunamen ihres neuen Leiters, David Main, sein. Dieser instruierte kürzlich sämtliche LaudaMotion-Techniker Österreichs über die bevorstehenden Änderungen lapidar via E-Mail.

Nach einer Phase von "Stress und Besorgnis", welche der Übergang mit sich brächte, würden sich "Dinge jedoch für uns alle zum Besseren wenden", so der Neo-Chef, der in einem anderen (Austrian Wings ebenfalls vorliegenden) Dokument versucht, der Technik-Belegschaft sein Verständnis zu bekunden - schließlich habe er, Main, "vor über 18 Jahren denselben Wandel erlebt", der den LaudaMotion-Mitarbeitern nun angeblich bevorstünde: "Ich arbeitete für FLS Aerospace und wechselte zu SMS (Stansted Aircraft Maintenance), die von Ryanair ins Leben gerufen wurde. Ich hatte dieselben Bedenken, die Sie jetzt hegen, und kann Ihre Position daher verstehen", so Main.

Quasi im selben Atemzug stellte sich anschließend eine Dame mit Namen Julie Main, die für den Human Resources Bereich bei Ryanair tätig ist, als die neue Personalverantwortliche für "Main Aircraft Maintenance GmbH" vor, die sich nun "glücklich schätzt, die Möglichkeit erhalten zu haben, Teil dieses aufregenden, neuen Unternehmens zu sein".

Weit weniger euphorisch scheinen hingegen die österreichischen LaudaMotion-Techniker den geplanten Änderungen entgegen zu sehen. "Wir arbeiten am Limit. Unsere Dienstpläne sind ein Witz, 'unterbesetzt' wäre noch stark untertrieben", so ein Mitarbeiter im Gespräch mit Austrian Wings, und weiter: "Der Druck ist immens, und es stehen viel zu viele Flugzeuge mit Defekten am Boden."

Dass diese Defekte mitunter bemerkenswert ausfallen, veranschaulichte uns besagter LaudaMotion-Techniker zudem bei einem persönlichen Zusammentreffen nicht nur mit Videoaufnahmen aus dem Wartungshangar, sondern auch durch Vorlage einzelner Triebwerkkomponenten, die ausgebaut wurden und "Beschädigungen aufweisen, wie ich sie in Jahrzehnten meiner Tätigkeit - auch bei anderen Luftfahrtunternehmen - zuvor noch nicht gesehen habe." Für ihn eine klare Begleiterscheinung einer Flotte, die allein altersmäßig ihren besten Jahren längst davongeflogen sei, bei parallel "unerträglichem Arbeitsdruck von oben" und viel zu dünner Personaldecke, um den Anforderungen auch nur ansatzweise so gerecht werden zu können, wie verantwortungsvolle Techniker sich dies wünschten.

Mit dem Übergang der Wartungsagenden auf die "Main Aircraft Maintenance GmbH" soll die ohnehin bereits prekäre Lage "noch ein Stück irischer" gemacht werden, fürchten auch zahlreiche seiner Kollegen. "Hier sollen ganz offensichtlich alle Tendenzen des Mutter-Billigkonzerns Ryanair Einzug halten", so zahlreiche Belegschaftsvertreter von LaudaMotion. Auswirkungen, wie die Kündigung von Mitarbeitern während des Krankenstandes via E-Mail, die bereits jetzt zu den Gepflogenheiten bei LaudaMotion zählen sollen, scheinen erst der Anfang zu sein, wie kolportiert wird.

"Wir arbeiten nahezu über das Menschenmögliche hinaus, kriechen am Zahnfleisch, denn es ist uns bewusst, dass es um die Sicherheit der Passagiere geht", so der verzweifelte Tenor. "Aber es ist schon jetzt ein Ding der Unmöglichkeit, ordentlich, gewissenhaft und in angemessener Atmosphäre zu arbeiten. Dass es mit der neuen 'Main Aircraft Maintenance GmbH' auch nur ansatzweise besser werden soll, glaubt hier niemand mehr."

(red CvD / Aig)