Österreich

Luftbrücke im Kampf gegen Corona-Pandemie: AUA plant mehr als 40 weitere Frachtflüge

Jeder Zentimeter an Bord wird für den Transport des wertvollen Guts genutzt, Symbolbild - Foto: ZVg / AUA

Erst gestern brachte eine Boeing 777-200ER im Rahmen der Corona-Luftbrücke rund sechs Millionen medizinische Schutzhandschuhe nach Wien.

Was Bundesheer (Transportflotte besteht aus drei C-130 Hercules) und die beiden anderen in Österreich beheimateten Fluglinien LEVEL (Flotte besteht aus A320 und A321) sowie LaudaMotion (Flotte besteht aus A320) mangels Kapazität, respektive mangels geeignetem Fluggerät, nicht stemmen können, übernimmt die österreichische Lufthansa-Tochter Austrian Airlines dieser Tage: den Transport von unzähligen Tonnen medizinischen Materials im Kampf gegen die Corona-Pandemie aus weit entfernten Zielen. Bisher führte die Airline mit der rot-weiß-roten Flagge am Leitwerk immerhin schon 14 Frachtflüge im Rahmen der Corona-Luftbrücke durch. Gestern Abend etwa trafen so allein auf einem einzigen Flug mehr als 40 Tonnen Fracht, darunter sechs Millionen medizinische Schutzhandschuhe ein. Die AUA selbst nannte diesen Flug liebevoll "Gloveliner".

45 weitere Frachtflüge sind nach aktuellem Stand geplant. Für sie nutzt die AUA Langstreckenfluggerät vom Typ Boeing 767-300ER sowie Boeing 777-200ER, die zu Behelfsfrachtern umgerüstet werden, damit nicht nur im Unterflurfrachtraum, sondern auch in der Passagierkabine Fracht transportiert werden kann.

Als einzige in Österreich ansässige Fluglinie verfügt die AUA über Großraumflugzeuge/Langstreckengerät, weshalb das Unternehmen der präferierte Partner der Bundesregierung bei der Luftbrücke ist.

Aktuell hält die AUA - wie berichtet - elf Maschinen für derartige Spezialeinsätze flugfähig: vier Boeing 777-200ER, die sowohl im Passagier- als auch im Frachtverkehr eingesetzt werden, zwei Boeing 767-300ER, zwei Airbus A321 sowie drei Airbus A320. 

Die Kapazität kann, falls erforderlich, zeitnah hochgefahren werden: "Bei Bedarf können unsere Techniker nämlich derzeit abgestellte Maschinen jederzeit rasch reaktivieren", betonte ein Sprecher vor wenigen Tagen.

Persönlicher Kommentar des Autors:
Dass Österreich die Austrian Airlines mit ihrer Langstreckenflotte und überdurchschnittlich engagierten Mitarbeitern hat, erweist sich in der aktuellen Corona-Krise als wahrer Glücksfall und Lichtblick. Niemand sonst am Standort wäre wohl in der Lage, eine Luftbrücke für Passagiere und Fracht in einem derartigen Ausmaß über einen längeren Zeitraum aufrecht zu erhalten, allein schon deshalb, weil es an geeignetem Großraumgerät fehlt. Das sieht man auch in unserem Nachbarland Ungarn, das keinen Flagcarrier mehr hat. Die einzige große Fluggesellschaft ist Wizz Air, die eine Flotte aus Flugzeugen der A320-Familie betreibt. Damit sind weder Langstrecken-Repatriierungsflüge noch Nonstop-Frachtflüge zu weit entfernten Destinationen möglich. Als "Notlösung" schickte Wizz Air kürzlich einen A321neo nach Shanghai, um medizinische Schutzausrüstung nach Ungarn zu befördern. Selbst auf dem Hinflug von Budapest nach Shanghai mit der leeren Maschine war ein Tankstopp in Astana/Nursultan erforderlich. Auf dem Rückflug - voll beladen - waren dann sogar zwei Zwischenlandungen, eine in Irkutsk und eine in Astana/Nursultan, notwendig. Davon, dass die maximale Zuladung selbst des A321neo weit unter der einer Boeing 767-300ER oder Boeing 777-200ER wie sie die AUA nutzt liegt, ganz zu schweigen.

Die "Geiz-ist-geil"-Fraktion unter den Passagieren in Österreich sollte bei ihren Flugbuchungen nach der COVID-19-Pandemie in Dankbarkeit daran denken, welche Fluglinie Österreich in der schwersten Krise seit dem Zweiten Weltkrieg mit Hilfsgütern versorgt hat und welche Fluglinie tausende im Ausland gestrandete Landsleute aus den entferntesten Winkeln dieser Erde (Sydney, Manila, Lima, Santiago de Chile, Abuja ...) zurück in die Heimat gebracht hat - und nicht nur auf den günstigsten Preis schauen, den oftmals jene "Heuschrecken"-Airlines anbieten, die sich die sprichwörtlichen Rosinen aus dem Kuchen picken und Arbeitnehmerrechte mit Füßen treten.

(red HP)