Österreich

"Save OE-LVJ": Das dritte Leben einer AUA-Fokker

Fotos, sofern nicht anders angegeben: Airliners.sk

Wer dachte, dass die Geschichte der Austrian Airlines Fokker Jets mit dem Verkauf der Maschinen an die australische Bedarfsfluggesellschaft Alliance Aviation Services Limited im Jahr 2017 ein Ende fand, der irrt. In der Slowakei will der Luftfahrtverein "Airliners.sk" eine einstige AUA Fokker 100 retten. In einer einmaligen Aktion bemüht sich der Verein nun um den Erhalt der OE-LVJ, die ursprünglich in den kommenden Tagen seiner Verschrottung zugeführt hätte werden sollen. Die auf den Namen "Bratislava" getaufte Fokker 100 (OE-LVJ) wurde im Jahr 1991 an American Airlines ausgeliefert, bevor Sie in weiterer Folge ab dem Jahr 2003 über 14 Jahre lang im Einsatz der AUA-Tochter Tyorlean (Label: Austrian Arrows) stand. Den letzten Abschnitt ihres Lebens sollte die Maschine ursprünglich in Australien bei dem Bedarfsunternehmen Air Alliance Ltd. verbringen, nachdem die 21 Stück große AUA Fokker Flotte im Jahr 2017 an das Unternehmen veräußert wurde. Doch mit dem Ausbruch der Covid-19 Epidemie kam zur Freude vieler Luftfahrtenthusiasten alles anders als geplant. Die zuletzt als VH-UQP registrierte Maschine wurde nicht wie geplant nach Australien überstellt, sondern nur noch als Ersatzteilspender verwendet und anschließend in Bratislava zur Verschrottung freigegeben. Nun hat es sich der private slowakische Luftfahrtverein Airliners.sk zum Ziel gesetzt, die Maschine für die Nachwelt zu erhalten. Für Austrian Wings sprach Martin Dichler mit Juraj Ondrus, (Präsident Airliners.sk) über das geplante Projekt.

AW: Herr Ondrus, Können Sie den Lesern von Austrian Wings einmal erläutern, was ist ihr Verein so alles macht?

Projektvater Juraj Ondrus

JO: Gerne. Wir sind Luftfahrtfans und seit dem Jahr 2014 als Verein in der Slowakei eingetragen. Wir suchen den Kontakt zu den Flughäfen & Airlines und berichten auf unserer Webseite "Airliners.sk" über diverse Luftfahrtaktivitäten in der Slowakei. Wir sind außerdem Flugzeug-Spotter und geben mit dem Verein der Community ein Sprachrohr. Wir möchten die Luftfahrt in unserem Land fördern und aus diesem Grund suchen wir die Zusammenarbeit mit dem lokalen Luftfahrtbusiness der Slowakei.

AW: Wie kam es dazu, dass Sie Eigentümer einer ehemaligen Austrian Fokker wurden?

JO: Eigentlich begann alles mit einem Witz! Im Rahmen einer Pressekonferenz vor einigen Wochen am Flughafen Bratislava wurde auch ATB (Austrian Technik Bratislava) besichtigt. Als ich die Fokker Maschine im Hangar gesehen habe, habe ich scherzhaft den CFO des Unternehmens gefragt, ob die Maschine zu verkaufen wäre und er hat mir dies bejaht. Der Jet wurde zuletzt als Ersatzteilspender für den australischen Flugzeugeigentümer Alliance Aviation Ltd. verwendet und sollte in Kürze verschrottet werden. Schlussendlich wurde uns das Flugzeug sogar als Spende angeboten, wenn wir als Gegenleistung dafür sorgen würden, das Flugzeug innerhalb weniger Wochen zu entfernen. Am Ende des Tages kam ich heim und erzählte unseren Mitgliedern, dass wir unerwartet Eigentümer eines Fokker 100 Jets geworden sind.

AW: Und was soll mit der Fokker 100 geschehen?

JO: Diese Frage haben wir uns zunächst auch gestellt, doch wir als Luftfahrtverein verfügen über viele Kontakte und so kamen wir schnell auf die Idee, dass Flugzeug dem privaten Luftfahrtmuseum am Flugplatz Slavnica anzubieten. In den vergangenen Jahren haben unsere Mitglieder immer wieder das Museum besucht und zu Beginn der Saison aktiv mitgeholfen, die dort abgestellten Flugzeuge (TU-134, IL-14, LI-2, etc..) zu reinigen. Der Flugplatz Slavnica ist im Besitz eines privaten Aeroclubs, der auch Rundflüge mit Antonov 2 oder Absetzflüge für Fallschirmspringer anbietet. Der Museumsleiter Michal Stráňavský war sofort von der Idee begeistert, denn die Fokker ist natürlich eine perfekte Ergänzung seiner Luftfahrtsammlung.

AW: Für den Transport des Flugzeuges werden wohl höhere Geldbeträge notwendig sein?

JO: Wir haben uns inzwischen mehrere Angebote für den Transport der Fokker nach Slavnica eingeholt, die Kosten liegen bei ungefähr 15.000 Euro, wobei hier auch zu beachten ist, dass mit dem Geld nicht nur der Transport, sondern auch die Arbeiten rund um den Transport bezahlt werden müssen. Wir sind sehr glücklich darüber, dass uns die Mitarbeiter der ATB, die ja seit Jahren an den Fokker Maschinen arbeiten, angeboten haben, uns mit ihrem Wissen zu unterstützen.

Die Maschine im Hangar der ATB

AW: 15.000 Euro sind eine Menge Geld. Wie optimistisch sind Sie das Geld für den Transport zusammen zu bekommen?

JO: Vor einigen Jahren hat man in der Tschechischen Republik ein ähnliches Projekt mit einer ehemaligen CSA Tu-154 gestartet und in einer Spendenaktion sogar mehr Gelder lukriert, als für den Transport nötig waren. Wir sind daher sehr optimistisch, die notwendigen Mittel für den Transport zusammen zu bekommen. Seit dem 9.Juni gibt es eine Spendenaktion für das Projekt. Inzwischen haben sich auch einige Unternehmen als Sponsoren angeboten, darunter natürlich auch der Aeroclub Slavnica. Je nach Höhe der Spende erhalten die Spender auch eine Gegenleistung, dass geht vom Schlüsselanhänger bis zum Tandemsprung.

AW: Wie darf man sich den derzeitigen Zustand des Flugzeuges vorstellen?

JO: Die Fokker hat keine Triebwerke, kein Fahrwerk und derzeit auch keine Sitze an Bord. ATB hat uns aber auch hier Hilfe zugesagt, wir arbeiten derzeit daran ein Fahrwerk für das Flugzeug zu bekommen, da dies am dringendsten für den Transport und die Ausstellung im Museum notwendig ist.

AW: Und wie geht es mit dem Projekt weiter?

JO: Die Zeit läuft, denn das Flugzeug steht derzeit im Hangar von ATB und muss diesen bis Ende Juni verlassen. Um den ehemaligen AUA-Jet in seine Bestandteile für den Transport zu zerlegen, haben wir in etwa 900 Mannstunden kalkuliert. Dank der Mithilfe unserer engagierten Vereinsmitglieder und der erfahrenen ATB Mitarbeiter, wird das Projekt aber gelingen, wenngleich ich zugeben muss, dass ich keine Vorstellung davon hatte, welche Arbeit mit dem Projekt auf uns wartet.Mehr Infos zum Projekt finden Interessierte auch unter https://www.airliners.sk/en/f100/.

Das Interview führte Martin Dichler.