Österreich

Buchrezension: Das Flugtagunglück von Lemberg - eine in Vergessenheit geratene ukrainische Tragödie

Das Buch ist als Softcover im Taschenbuchformat erschienen und eignet sich daher sehr gut für unterwegs. Ich habe es auch in der U-Bahn auf dem Weg in die Arbeit gelesen - Fotos: Christian Becker.

Am 11. Oktober dieses Jahres erschien das Buch "Das Flugtagunglück von Lemberg - eine in Vergessenheit geratene ukrainische Tragödie". Christian Becker hat es gelesen und spricht eine Leseempfehlung aus. Ein Gastbeitrag.

Als ich vor gut zwei Wochen hier auf Austrian Wings den Beitrag über die Neuerscheinung "Das Flugtagunglück von Lemberg - eine in Vergessenheit geratene ukrainische Tragödie" las, war mein erster Gedanke: "Aha, nie gehört, was war denn da?" Da ich die Katze nicht im Sack kaufen wollte, informierte ich mich erst einmal über Google über die Katastrophe, fand aber nicht wirklich viel Aussagekräftiges. Doch mein Interesse war geweckt und so bestellte ich das Buch schließlich doch, obwohl es mit EUR 17,50 nicht ganz billig ist.

Doch ich bekam etwas für mein Geld. Der Autor schildert darin nicht nur auf brutal offene und zugleich packende Weise den Ablauf des Unglücks selbst, nein, er nimmt einen auch mit auf eine Reise in die Ukraine der 1990er und 2002er Jahre, eine Zeit, in der das junge Land von massiven Finanzsorgen und Korruption geplagt war. Man leistete sich zwar eine eigene Kunstflugstaffel, die Ukrainian Falcons, gab der Staffel aber weder Geld noch Sprit für Training und Flugvorführungen. Die Piloten, die zu Sowjetzeiten teils tausende Stunden geflogen sind, saßen jetzt teils über Jahre nicht mehr im Cockpit und bekamen vor einem Auftritt gerade einmal einen Trainingsflug bewilligt, weil kein Kraftstoff vorhanden war. Der Autor setzt diese Umstände in einen Kontext mit dem Unglück am Flugtag von Lemberg und schildert den weiteren tragischen Lebenslauf des Unglückspiloten, der viele Jahre in einer Strafkolonie verbringen musste und im heurigen Jahr an Krebs starb.

Mit nüchterner Sachlichkeit schildert der Autor einfühlsam die tragischen Einzelschicksale der Betroffenen.

Durch seine Recherchen in ukrainischen Quellen konnte der Verfasser zudem einzigartiges Fotomaterial "ausgraben", das ich zum Teil nicht einmal über die Bildersuche im Internet finden konnte. Fast 50 Fotos auf knapp 100 Seiten sprechen für sich, treiben aber natürlich die Produktionskosten des Büchleins in die Höhe. Doch angesichts der vielen Fotos und des ausgezeichnet recherchierten Inhalts ist der Preis aus meiner Sicht angemessen. Auch die Produktionsqualität ist absolut in Ordnung.

Doch Vorsicht: Wer das Buch liest, sollte Taschentücher bereit legen, denn der Autor konzentriert sich nicht nur auf die technische Seite des Unglücks, sondern zitiert auch Überlebende und erzählt die Geschichten der Opfer, darunter jenes der Familie Onyshchak, die komplett ausgelöscht wurde. Da steigen einem unweigerlich die Tränen in die Augen.

Das Flugtagunglück von Lemberg war eine Tragödie, die die Menschen in der Ukraine selbst heute noch beschäftigt und die mir, obwohl ich selbst Airshowbesucher und Luftfahrtfan bin, bis dato rein gar nichts gesagt.

Auch wenn es "starker Tobak" ist, aus meiner Sicht kann ich eine klare Kaufempfehlung für dieses Buch abgeben.

Anmerkung der Redaktion: Das Buch "Das Flugtagunglück von Lemberg. Eine in Vergessenheit geratene ukrainische Tragödie" ist direkt über den Verlag, über Amazon sowie über weitere Online-Buchhändler verfügbar. Unsere Empfehlung ist jedoch der Kauf beim traditionellen Buchladen Ihres Vertrauens. Jeder Buchhändler kann das Buch unter Angabe der ISBN: 9783758413377 bestellen.

Text: Christian Becker