Reportagen

Die MD 902 Rettungsflieger von Heli Austria: Am Ende gleicht's die Luft aus!

MD 902 mit Rufnamen "Martin 1" der Heli Austria GmbH - Foto: Robert Erenstein / Austrian Wings Media Crew

Zu den federführenden heimischen Anbietern im Bereich der Hubschraubertransporte zählt das Unternehmen Heli Austria, das vor allem in Westösterreich aktiv ist. Neben Lasten- und Spezialtransporten gehört auch die Flugrettung zu den Kernaufgaben der im Salzburger Pongau ansässigen Heli-Flieger. Austrian Wings hat ein Team von "Martin 1" an Bord seines MD 902 Helikopters begleitet.

6:30 Uhr Früh. Das Tor zum Heliport öffnet sich. Auf dem großen Areal, direkt neben der Salzach, startet die Betriebsamkeit. Mitarbeiter in Büros kümmern sich um administrative Belange, Techniker sorgen für die Wartung der Helikopter, und die Flugrettungscrew bereitet sich auf den Tag vor.

Notarzt Dr. Zünckel überprüft die medizinische Ausstattung des Hubschraubers - Foto: Austrian Wings Media Crew

Während Pilot Helmut Hartl das Wetter checkt, prüfen Notarzt Dr. Harald Zünckel und Flugretter Alexander Rohrmoser die medizinische Ausrüstung. Sowohl in der Luftfahrt als auch der Notfallmedizin darf nichts dem Zufall überlassen bleiben. Notarzt und Sanitäter müssen gewährleisten, dass sämtliches medizinisches Equipment vollständig und einsatzfähig ist, während der Pilot für den technischen Zustand der Maschine verantwortlich zeichnet. Hierfür dient eine gewissenhafte Vorflugkontrolle. Erst dann ist der Hubschrauber einsatzbereit.

Im Hubschrauber hat jedes Utensil seinen vorgesehenen Platz. Der Flugretter stellt sicher, dass alles vorhanden und sicher verstaut ist. - Foto: Austrian Wings Media Crew

Cpt. Hartl stieß 1983 zur Fliegerei. Zunächst beim Militär-Flugssportverein als Flächenflugzeugpilot, 1987 kamen dann die Helikopter hinzu - die Ausbildung dafür absolvierte er ausschließlich privat. Seit 2005 fliegt er Rettungseinsätze bei der "Martin"-Flugrettung, zählt mittlerweile 8.500 Flugstunden.

Am Anfang kamen die Ritter, dann der Papst
Unter dem Rufnamen "Martin 1" steht am Heliport Sankt Johann ein Hubschrauber vom Typ MD 902 Explorer für Notfalleinsätze (HEMS, Helicopter Emergency Medical Services) bereit. Heli Austria ist das einzige österreichische Unternehmen, das dieses Modell einsetzt, und zählt fünf Maschinen des Musters zu seinem Flottenpark. Man versteht sich als innovativer Dienstleister für vielfältige Aufgaben und blickt auf eine 35-jährige Firmengeschichte zurück. Unter dem Namen "Ritter Trade & Aviation Consulting" ging es 1982 an den sprichwörtlichen Start, anfangs mit Personenflügen. Zu den prominentesten Passagieren zählte seinerzeit Papst Johannes Paul II im Jahr 1983. Auch Transportaufgaben aller Art gehörten stets zu den Kernaufgaben der Flieger. Zur heute etablierten Rettungsfliegerei sollte es jedoch erst später kommen.

Klassiker im Flottenpark: Zwei Bell 212 starten bei Heli Austria vorrangig für allgemeine Transportaufgaben - Foto: Lukas Kinneswenger

Mit dem MD 902 zum Einsatz - am Ende schafft die Luft den Ausgleich
Insgesamt sieben "Martin"-Notarzthubschrauber heben mittlerweile in Salzburg und Tirol für die heimische Flugrettung ab. Der aus dem Pongau startende Heli erstrahlt üblicherweise in weißer Farbe mit einer an das Design der Rotkreuz-Rettungsfahrzeuge angelehnten Beklebung. Doch hin und wieder fliegt auch eine blaue oder rote Maschine aus Sankt Johann ab - regelmäßige Inspektions- und Wartungsarbeiten machen gelegentliche Maschinenrotationen notwendig.

Farbenfroher Flottenpark: Die "Martin"-Notarzthubschrauber fliegen in unterschiedlichem Gewand - Foto: Austrian Wings Media Crew

Geflogen wird das ganze Jahr über. Gerade in der Wintersaison ist der Notarzthelikopter unverzichtbares Glied der Rettungsmedizin, wenn es gilt, verunfallte Alpinsportler rasch zu erreichen, erstzuversorgen und anschließend in geeignete Kliniken zu bringen. Aber auch in der warmen Jahreszeit gibt es für die Crews ausreichend Arbeit.

Für die Heli Austria Rettungsflieger ist ihr MD 902-Helikopter ein optimales Arbeitsgerät. Der Hubschrauber fällt vor allem deshalb auf, weil er über die NOTAR-Technologie verfügt, also ganz ohne Heckrotor auskommt. Ein nicht zu unterschätzendes Sicherheitsplus bei Außenlandungen - denn anstatt eines in Kopfhöhe drehenden Propellers gibt es am hinteren Ende des Notarzthelis nichts als ausströmende Luft zum Drehmoment-Ausgleich.

"NOTAR" steht für "No Tail Rotor", also eine Technologie ohne Heckrotor. Statt dessen stößt ein Gebläse einen Luftstrahl zum Drehmomentausgleich aus. - Foto: Austrian Wings Media Crew

Frühstück ist wichtig. Notfallmedizin ist wichtiger.
Noch bevor sich die Crew Zeit für ein gemeinsames Frühstück nehmen kann, schlagen um 7:20 Uhr die Pager an. Die Rettungsleitstelle meldet einen Fahrradunfall. Eine vor Ort befindliche Rettungswagenmannschaft hat um Unterstützung durch die Rettungsflieger ersucht. Binnen drei Minuten sind die Turbinen der Maschine gestartet, Pilot Hartl nimmt Kurs auf den Notfallort. Es geht nach Kuchl. Dort ist ein 57-jähriger Radfahrer gestürzt. Er hat Kopf-, Schulter- und Beckenverletzungen erlitten.

Start zum Notfallort - binnen drei Minuten ist der "Martin"-Notarzthubschrauber in der Luft - Foto: Austrian Wings Media Crew

Von den Sanitätern des Rotkreuz-Rettungswagens wurde der Mann untersucht und erstversorgt, auch eine Infusion zur Kreislaufstabilisierung läuft bereits. Nach kurzer Übergabe wird der Patient in den Hubschrauber verladen und in das Salzburger Unfallkrankenhaus geflogen. "Bodengebunden hätte das unverhältnismäßig länger gedauert", erläutert Flugretter Rohrmoser.

Nach Erstversorgung durch den bodengebundenen Rettungsdienst wird der verletzte Fahrradfahrer in den Hubschrauber verladen - Foto: Austrian Wings Media Crew

Im Schockraum der Klinik übergibt Notarzt Zünckel den Verletzten an Ärzte und Pflegepersonal. Er beschreibt den Unfallhergang, zählt strukturiert von Kopf bis Fuß sämtliche festgestellten Verletzungen auf und erläutert die eingeleitete Notfalltherapie. Man erkennt rasch: hier bestimmt hochprofessionelle Routine den Rettungsalltag.  

Doch diese Rettungsroutine ist für die "Martin-Flugretter" noch verhältnismäßig jung, vergleicht man die Aktivität des Unternehmens mit anderen europäischen HEMS-Betreibern.

Junge Rettungsfliegerei
Denn erst 2000 übernahm das damals unter "Knaus Helicopter" firmierende Unternehmen auch Flugrettungsagenden. Eine BK 117, gechartert von der Deutschen Rettungsflugwacht, startete im Winterbetrieb von St. Johann im Pongau zu Einsätzen. Zwei Jahre später folgte ein weiterer Standort im Tiroler Karres. 2004 gesellte sich Ebensee (OÖ) hinzu, doch der Betrieb wurde bereits 2006 wieder eingestellt. Im selben Jahr hoben auch erstmals Knaus-Notarzthubschrauber aus Saalbach und Hochgurgl ab. Gleichermaßen wurde das tourismusstarke Obertauern bald durch die Knaus-Rettungsteams versorgt, doch auch der dortige Betrieb musste rasch wieder aufgegeben werden. Dafür startete, nach einer Ausschreibung im Bundesland Salzburg, ein weiterer Winter-Notarztheli unter der Flagge der Firma Knaus. Die Inbetriebnahme eines Stützpunkts im Tiroler Zillertal scheiterte 2013 vorerst auf Grund politischer und rechtlicher Konflikte, konnte jedoch im Dezember 2014 schließlich doch noch erfolgen. Seither hebt aus Mayrhofen im saisonalen Winterbetrieb ein Notarzthelikopter von Roy Knaus' Unternehmen ab.

Rettungsfliegerei in Österreich ist nicht selten Gegenstand politischer Diskussionen - Foto: Austrian Wings Media Crew

Von Bett zu Bett - im Flug
Abgehoben wird jetzt auch wieder im Pongau - zu "High Noon" rufen die Pager erneut zu einem Rettungsflug. Über das Diensthandy erhält der Notfallsanitäter erste Informationen: Ein Patient muss vom Krankenhaus Schwarzach in das Salzburger Landesklinikum geflogen werden.

Bei jedem Start überwacht der Flugrettungssanitäter den Anlassvorgang der Triebwerke von außen - Foto: Austrian Wings Media Crew

Auf dem Hinflug überträgt Notarzt Dr. Zünckel bereits die ersten bekannten Informationen auf das Einsatzprotokoll. Nach wenigen Minuten hat die MD 902 schließlich die anfordernde Klinik erreicht. Auf der dortigen Intensivstation übernimmt die medizinische Crew den 76-jährigen Patienten. Die Zeit drängt, der Mann muss zügig in das Schwerpunktkrankenhaus. Dennoch: von Hektik keine Spur. Ein detailliertes Arzt-zu-Arzt Gespräch informiert den Flugmediziner über die Krankengeschichte des Patienten, während Sanitäter und Pflegepersonal den Mann von den Klinik-Monitoren auf das Hubschrauber-Equipment übernehmen. So wird die gesamte Überwachung auf dem gleichen Level fortgeführt.

"Ist das Ihr erster Hubschrauberflug?", will der Flugretter vom Patienten wissen. Der lächelt und winkt ab: "Ach, nein. In meiner Bundesheer-Zeit bin ich sehr viel mit Helikoptern geflogen!" Die Dringlichkeit seiner Verlegung und den damit verbundenen Lufttransport nimmt er mit Humor.

Der Lufttransport bietet einen gewaltigen Zeitvorteil über große Distanzen. Dies ist auch bei der Verlegung kritisch kranker Intensivpatienten von hoher Wichtigkeit. - Foto: Austrian Wings Media Crew

Wenig später kann er in stabilem Zustand auf der Intensivstation im Krankenhaus der Maximalversorgung übergeben werden. Notarzthubschrauber "Martin 1" meldet sich wieder einsatzbereit und nimmt Kurs auf seinen Stützpunkt. Nun hat das Team Zeit, die Aussicht zu genießen - es ist ein strahlend schöner Frühsommertag. Kaum eine Wolke ist am Himmel zu sehen.

Dunkle Wolken in der Unternehmensgeschichte
Doch turbulent-bewölkte Phasen musste das Unternehmen im Laufe seines Bestehens mehrmals verkraften. 1992 stürzte Firmengründer Johann Knaus in Pfarrwerfen mit einem Hughes 500D ab, erlitt dabei lebensgefährliche Verletzungen. Zwei Jahre später hatte er jedoch Pitch und Stick wieder fest im Griff. Sohn Roy ließ damals mit 18 Jahren als jüngster österreichischer Berufspilot aufhorchen.

1997 schlug das Schicksal erneut zu, diesmal besonders unbarmherzig: Knaus Senior verunglückte mit einer Alouette III nahe Großarl. Mit an Bord: Sohn Philipp. Er überlebte schwer verletzt, Vater Johann verstarb. Roy Knaus übernahm fortan den Betrieb als Alleineigentümer. Und auch seine eigenen Kinder wachsen heute mit dem "Drehflüglergeist" auf, können sich am Heliport fast schon zuhause fühlen und winken den startenden Hubschraubern aus dem Unternehmen ihres Vaters begeistert hinterher, wenn sich diese mit knatternden Rotoren in die Lüfte erheben.

Heute befinden sich Roy Knaus' Hubschrauber in stabiler Lage, auch wirtschaftlich - Foto: Austrian Wings Media Crew

Es bleibt beim Appetit
Das Rotorengeräusch wird in Sankt Johann ausgerechnet wieder hörbar, als die Rettungscrew sich anschicken will, ihr Mittagessen zuzubereiten. Daraus wird heute nichts, denn ein schwerer Verkehrsunfall verlangt den Einsatz von "Martin 1". Auf der Bundesstraße 159 hat sich nahe Golling ein Kleinlaster überschlagen. Cpt. Hartl nimmt Kurs auf die Unfallstelle. Eine Landung direkt vor Ort ist nicht möglich. Dazu müssten erst einige der im Stau festsitzenden Pkw, Lkw und Wohnwagengespanne rangiert werden. In vertretbarer Zeit ist das nicht möglich. So setzt der Pilot die MD 902 etwas entfernt auf einem Firmengelände auf. Ein Streifenwagen der Polizei bringt die Hubschraubercrew zum Notfallort.

Schwerer Verkehrsunfall auf der Bundesstraße - nicht immer ist aber eine Landung unmittelbar an der Einsatzstelle möglich. - Foto: Austrian Wings Media Crew

Notarzt und Sanitäter finden dort einen nicht ansprechbaren, schwer verletzten Patienten vor. Die Feuerwehr hat ihn aus seinem völlig zerstörten Fahrzeug gerettet. Rettungs- und Notfallsanitäter eines bereits vor Ort befindlichen Rettungswagens haben mit ersten Maßnahmen begonnen. Eine Infusion läuft. Der Notarzt entscheidet sich zu einer Notfallnarkose und künstlichen Beatmung.

Nach einem Fahrzeugüberschlag wurde der Lenker dieses Klein-Lkw von der Feuerwehr aus dem Wrack gerettet. Die Flugrettungscrew von "Martin 1" stabilisiert den Schwerverletzten. - Foto: Austrian Wings Media Crew

Feuerwehrleute sichern die Unfallstelle, schirmen den Patienten von der gleißenden Sonne ab - und vor neugierigen Schaulustigen, die teils mit Nachdruck ersucht werden müssen, sich fernzuhalten. Alle Einsatzkräfte arbeiten Hand in Hand, um den Schwerverletzten zu stabilisieren. Mit massivsten Ablederungen des Armes bis zu den Knochen und Verdacht auf Schädel-Hirn-Trauma wird er anschließend im Unfallkrankenhaus Salzburg angekündigt. Der Rettungswagen bringt Crew und Patient zum Hubschrauber, dann geht es auf direktem Weg in die Klinik.

"Martin 1" am Dachlandeplatz des Salzburger Unfallkrankenhauses - Foto: Austrian Wings Media Crew

Für Einsätze wie diesen leistet die Krankenkasse des Verletzten mit einem Fixbetrag. Nicht immer deckt dieser aber auch die tatsächlichen Aufwendungen, vor allem bei besonders komplexen Verhältnissen. So mancher Verkehrs- oder Arbeitsunfall macht also die Rettungsfliegerei durchwegs zu einem sehr knapp kalkulierten Geschäft.

Im Winter wird der Rettungsbetrieb lukrativ
Es ist anderseits auch kein Geheimnis, dass für alle Flugrettungsbetreiber vor allem die Rettung verletzter Wintersportler als "Cash Cow" gilt. Manche Anbieter, etwa "FlyMed" oder "Schenk Air", starten überhaupt nur in der Wintersaison ihre Turbinen für Rettungsflüge. Denn im Gegensatz zu Notfällen im Tal, bei denen die Sozialversicherung den Flugrettungseinsatz mit Pauschalbeträgen direkt an das Unternehmen vergütet, leistet die Krankenkasse für Notfälle im alpinen Gelände in aller Regel nicht. Dann ist der Patient in der Pflicht. Doch der überwiegende Teil aller Wintersportler verfügt über eine Zusatzversicherung, die für derartige Rettungskosten aufkommt – sei es über Polizzen von Kreditkarten, Automobilclubs, Reiseschutzangeboten oder ähnliches. Das ist auch gut so, denn abhängig von seiner Komplexität könnte die Rechnung für einen Flugrettungseinsatz so manche Familie durchaus in finanzielle Turbulenzen bringen.

2007: Am wirtschaftlichen Absturz vorbei
Wirtschaftliche Turbulenzen musste auch das Helikopter-Unternehmen der Familie Knaus verkraften. 2007 wurde Insolvenz angemeldet. Nach einem Ausgleich konnte das Unternehmen jedoch als "Heli Austria GmbH" weitergeführt werden. Aber auch fliegerische Zwischenfälle brachten die Firma immer wieder in die Schlagzeilen. Insgesamt sieben Mal stürzten Hubschrauber ab, vier Todesopfer waren dabei zu beklagen. 2005 kam es zu einem dramatischen Zwischenfall, als sich im Zuge eines Lastenfluges ein Betonkübel vom Transportseil löste. Die 750 Kilogramm schwere Außenlast traf eine Gondel, neun Fahrgäste - darunter sechs Kinder - starben. Nach einem ähnlich gelagerten Unfall, infolge dessen im Ötztal etwa eine Tonne Holz auf ein Gasthaus krachte, entzog man dem Hubschrauberunternehmen zeitweilig die Außenlandegenehmigung für Tirol. Und im Zuge eines Alpineinsatzes am Großvenediger wurde 2012 das Bergeseil ausgeklinkt, an welchem drei Personen fixiert waren. Die Bilanz: ein Toter, zwei Verletzte.

Obwohl die Luftfahrt einen enorm sicheren Ruf genießt, birgt sie dennoch Gefahren. Flüge mit Außenlast gelten dabei als besonders anspruchsvoll. - Foto: Heli Austria GmbH

Kein Bergfrieden in Tirol
Dagegen scheinen manche anderen Schwierigkeiten, mit denen sich ein Luftfahrtunternehmen wie jenes von Knaus konfrontiert sieht, fast schon vernachlässigbar. Unangenehm bleiben sie trotzdem. Denn während man seit 2015 im Salzburger Pongau von einem beeindruckend großen, neuen Heliport in Sankt Johann abheben kann, wo Anrainerbeschwerden sich in Grenzen halten, steigen in Tirol einige der zirka 600 Bewohner aus Karres auf die Barrikaden. Dort ist ebenfalls ein Stützpunkt von Knaus' Unternehmen angesiedelt. Obwohl außerhalb der Ortschaft gelegen, werden einige Bewohner nicht müde, die Flugbewegungen der Helikopter peinlich genau zu protokollieren. Mehrere Anzeigen wurden gegen die Flieger eingebracht, die jedoch allesamt im Sand verliefen. Eine Situation, wie sie im Umfeld nahezu jedes Flugplatzes in mehr oder weniger massivem Ausmaß auftritt, wo Bürgerinitiativen und ähnliche Gruppierungen gegen Flugbewegungen rebellieren, selbst wenn es sich um jene eines Notarzthubschraubers handelt.

Gerade moderne Hubschrauber wie etwa jene vom Typ MD 902 sind deutlich leiser als andere Maschinen. Dennoch gibt es immer wieder einzelne "Bürgerinitiativen", die selbst gegen Notarzthubschrauberflüge rebellieren. - Foto: Austrian Wings Media Crew

Lebensrettender Lärm
Dabei sollte nicht vergessen werden, wie lebensrettend die Geräuschkulisse von Rettungshubschraubern werden kann - vielleicht sogar einmal für die eigene Familie oder nahestehende Personen. Das beweist auch der letzte Einsatz des heutigen Tages für "Martin 1". Mit dem Stichwort "Bewusstlose Person" disponiert die Rettungsleitstelle den Heli Austria-Hubschrauber nach Bad Vigaun.

Landung in Bad Vigaun: "Martin 1" wird bereits vom Team des bodengebundenen Rettungsdienstes erwartet. - Foto: Austrian Wings Media Crew

Im Landeanflug erkennt die Hubschrauberbesatzung bereits einen vor Ort befindlichen Rotkreuz-Krankenwagen. Pilot Hartl landet den Hubschrauber auf einem nahegelegenen Feld. Ein Rettungssanitäter nimmt die Notarztcrew in Empfang und führt diese zum Patienten. Dort sind zwei Sanitäterinnen mit Wiederbelebungsmaßnahmen beschäftigt.

Notarzt Dr. Zünckel übernimmt die Herzdruckmassage, Flugretter Rohrmoser kümmert sich um die Anlage eines Venenzugangs, um Medikamente spritzen zu können. Nach einigen Minuten zeigen die Bemühungen Erfolg: Der 72-Jährige hat wieder einen kräftigen Puls. Er wird rasch intubiert, also ein Beatmungsschlauch direkt in die Luftröhre eingeführt. Zudem platziert der Arzt eine Magensonde. Per Vakuummatratze wird der Patient aus dem engen Eingangsbereich seines Hauses ins Freie verbracht, dort auf die Hubschraubertrage gelagert und für den Flug ins Krankenhaus vorbereitet.

Zwischenzeitlich zeigt der Patient sogar wieder eigene Atembemühungen. Er wird mit Medikamenten stabilisiert, kontrolliert beatmet. Ein detailliertes EKG erlaubt dem Notarzt eventuelle Rückschlüsse auf mögliche akute kardiale Geschehnisse, die zum Kreislaufstillstand geführt haben könnten. In diesem Fall sind jedoch keine besonderen Auffälligkeiten, wie etwa Zeichen eines Herzinfarktes, zu erkennen.

Während des Fluges unterstützt der Flugretter den Piloten bei Navigation, Funk und Luftraumbeobachtung. Einsatzdetails, zum Beispiel Koordinaten, übermittelt die Leitstelle auf das Diensthandy. - Foto: Austrian Wings Media Crew

Der Mann wird mit vereinten Kräften zum Hubschrauber getragen. Das Team bedankt sich bei den couragierten Ersthelfern - Nachbarn hatten den Kollaps beobachtet und sofort mit Wiederbelebungsmaßnahmen begonnen. Dieses rasche Eingreifen hat zweifellos den Weg für eine gute Prognose geebnet. So kann der Kranke nach wenigen Minuten Flugzeit mit stabilen Kreislaufverhältnissen an das Notfallteam des LKH Salzburg übergeben werden.

Nach getaner Arbeit genießt das Team einen schönen Sonnenuntergang am Dachlandeplatz des LKH Salzburg - Foto: Austrian Wings Media Crew

Zurück am Dachlandeplatz der Klinik wird das Team mit einem pittoresken Sonnenuntergang belohnt, bevor es schließlich heimwärts zum Heliport Sankt Johann geht. Der Einsatztag ist zu Ende, und die Hangartore schließen sich hinter "Martin 1". Doch schon bei Tagesanbruch wird die Heli Austria Rettungscrew wieder bereit sein, um in die Luft zu gehen. Ganz egal, was der Auslöser dafür war.

(AG)