Reportagen

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Vor 25 Jahren: Erste AUA-Langstreckenflüge mit A310

Vor 30 Jahren bestellte die heute zum Lufthansa-Konzern gehörende Austrian Airlines zwei Großraumflugzeuge vom Typ A310-221 für den Einsatz auf Kurz- und Mittelstrecken. Als zwei Jahre später die Langtreckenversion A310-300 verfügbar war, wurde der Auftrag auf diese neue Version abgeändert. Zwei Tage vor Weihnachten 1988, am 22. Dezember, landete die erste Maschine um 9 Uhr in Wien. Sie trug die Registrierung OE-LAA und den Taufnahmen "New York". Mit dem A310 konnte die AUA erstmals seit ihrer Betriebsaufnahme im Jahr 1958 eigene Langstreckenflüge anbieten, wenn man von den wenig erfolgreichen Gastspielen Ende der 1960er/Anfang der 1970er Jahre mit gemieteten Boeing 707 und DC-8 absieht. Austrian Wings blickt zurück auf die A310-Ära von Austrian Airlines, die im Jahr 2000 zu Ende ging.

Zwei A310 der AUA auf dem Flughafen Wien - Foto: Archiv Flughafen Wien

Rund drei Wochen nach der Übernahme des ersten A310, am 9. Januar 1989, setzte Austrian Airlines die "New York" erstmals im Linienverkehr ein, und zwar auf der Strecke Wien - Istanbul. Am 26. Jänner übernahm die AUA einen weiteren A310-324, die OE-LAB mit dem Taufnahmen "Tokio" und einen Tag später flog eine der beiden Maschinen im Rahmen eines Charterfluges erstmals nach Mombasa.

Mit dieser von der Sabena geleasten Boeing 707-329 flog die AUA erstmals New York an, allerdings waren die Flüge laut "Spiegel" aus dem gleichen Jahr nicht sonderlich gut gebucht. Die Verbindung wurde wenig später aufgegeben, die Maschine retourniert -
Mit dieser von der Sabena geleasten Boeing 707-329 flog die AUA erstmals New York an, allerdings waren die Flüge laut "Spiegel" aus dem gleichen Jahr nicht sonderlich gut gebucht. Die Verbindung wurde wenig später aufgegeben, die Maschine retourniert - Foto: Frank Ebeling
Diese DC-8-63CF (OE-IBO) stand ab 1974 für kurze Zeit in den Diensten von Austrian Airlines Die AUA hatte das Flugzeug von Overseas National Airways angemietet und führte damit Frachtflüge nach Hongkong durch - Foto: Frank Ebeling
Diese DC-8-63CF (OE-IBO) stand ab 1974 für kurze Zeit in den Diensten von Austrian Airlines Die AUA hatte das Flugzeug von Overseas National Airways angemietet und führte damit Frachtflüge nach Hongkong durch - Foto: Frank Ebeling
Closeup des Bugs der OE-LAA: Der Schriftzug "New York" ist links unter dem Cockpitfenster erkennbar - Foto: Aviationimages.at
Closeup des Bugs der OE-LAA: Der Schriftzug "New York" ist links unter dem Cockpitfenster erkennbar - Foto: Aviationimages.at
Die OE-LAA New York - Foto: Austrian Airlines Archiv
Die OE-LAA New York - Foto: Austrian Airlines Archiv

Angetrieben von zwei PW4152 Turbinen, verfügten diese Maschinen über 172 Sitzplätze in der Dreiklassen-Konfiguration 12 First / 37 Business / 123 Economy, wobei die Schlafsitze der "First" nicht annähernd mit heutigen Business-Class Sitzen zu vergleichen waren.

Die "New York" beim Start - Foto: Austrian Airlines Archiv
Die "New York" beim Start - Foto: Austrian Airlines Archiv
Business Class des AUA A310 - Foto: Austrian Airlines Archiv
Business Class des AUA A310 - Foto: Austrian Airlines Archiv

Etwa 4 Monate nach ihrer Übernahme startete die OE-LAA erstmals zu einem Interkontinentalflug und landete rund 9 Stunden später in der Stadt, deren Namen sie trug: New York. Am 16. Juli 1989 nahm die AUA mit dem A310 auch die Flugverbindung Wien - Tokio auf, die zwei Jahre lang in enger Abstimmung mit den russischen Behörden geplant worden war.

AUA Flugbegleiter beim Service an Bord des A310 - Foto: Austrian Airlines Archiv
AUA Flugbegleiterinnen beim Service an Bord des A310 - Foto: Austrian Airlines Archiv

Eine der von den Russen erteilten Auflagen war, dass in Moskau zwischengelandet werden musste um einen einheimischen Funker/Navigator aufzunehmen, der im Falle von so genannten "Irregularities" über den Weiten Russlands die AUA-Piloten bei der Navigation und dem Funkverkehr unterstützt hätte, denn zu dieser Zeit wäre es illusorisch gewesen, zu erwarten, dass ein sibirischer Fluglotse ausreichend Englisch spricht, um die Piloten bei einem Notfall kompetent unterstützen zu können.

AUA A310 vor dem Hangar - Foto. Austrian Airlines Archiv
AUA A310 vor dem Hangar - Foto. Austrian Airlines Archiv

Mit dem neuen Muster war die AUA so zufrieden, dass am 26. März 1991 mit der OE-LAC eine dritte Maschine zur A310-Flotte stieß. Das Flugzeug wurde auf den Namen "Paris" getauft.

Die OE-LAB "Tokio" in Zürich - Foto: George Polfliet
Die OE-LAB "Tokio" in Zürich, im Hintergrund ein A310 der Swissair - Foto: George Polfliet

Im Juli des gleichen Jahres nahm die Airline auch Linienflüge nach Johannesburg (mit Tankstopp in Nairobi) auf, 1992 folgte Wien - Kopenhagen - Chicago. Als vierter und letzter A310 wurde am 9. März 1992 die OE-LAD, "Chicago" an Austrian ausgeliefert. Bei dieser Maschine handelte es sich um einen A310-325, dessen technische Spezifikationen sich leicht von denen der Baureihe -324 unterschieden. So wurde die "Alpha Delta" beispielsweise von PW4156 Turbinen angetrieben.

Die OE-LAC, aufgenommen 1993 auf dem Flughafen Frankfurt am Main - Foto: Bernhard Bauske
Die OE-LAC "Paris", aufgenommen 1993 auf dem Flughafen Frankfurt am Main - Foto: Bernhard Bauske

Die vier A310 der AUA wurden neben dem Liniendienst auch regelmäßig auf Charterflügen eingesetzt und waren so im gesamten Mittelmeerraum, der Türkei, den Kanaren, aber auch auf den Malediven und Sri Lanka sowie Kanada zu Gast und ein beliebtes Fotomotiv bei Planespottern in aller Welt.

Die OE-LAA in den Mitte der 1990er Jahre eingeführten AUA-Farben beim Start in Zürich, Aufnahme von 1999 - Foto: Martin Steiner
Die OE-LAA in den Mitte der 1990er Jahre eingeführten AUA-Farben beim Start in Zürich, Aufnahme von 1999 - Foto: Martin Steiner

Zudem kamen die Maschinen - etwa bei Crewtrainings oder einem kurzfristigen Abtausch des Fluggerätes - auch im Mittelstreckenverkehr zum Einsatz, beispielsweise nach London, Paris, Rom, Athen, Dubai, Teheran oder Tel Aviv.

Blick auf die OE-LAA vom alten Tower aus; die Maschine ist am Pier Ost angedockt - Foto: Aviationimages.at
Blick auf die OE-LAA vom alten Tower aus; die Maschine ist am Pier Ost angedockt - Foto: Aviationimages.at

Rekord

Während des Nachtfluges von New York nach Wien am 9. Jänner stellte ein A310 der AUA einen Rekord auf - dank des Jestreams legte er die Strecke, für die normalerweise 7,5 bis 8 Stunden benötigt werden, in nur 6 Stunden und 29 Minuten zurück.

Die OE-LAD beim Start in Wien, aufgenommen 1993 - Foto: Aviationimages.at
Die OE-LAD beim Start in Wien, aufgenommen 1993 - Foto: Aviationimages.at
Center Panel mir den Schubhebeln - Foto: Aviationimages.at
Center Panel mir den Schubhebeln - Foto: Aviationimages.at
Blick auf das Overhead-Panel. Mit den roten Griffen wurden im Bedarfsfall die Feuerlöscheinheiten für die zwei Triebwerke und die Hilfsturbine (APU) ausgelöst - Foto: Aviationimages.at
Blick auf das Overhead-Panel. Mit den roten Griffen wurden im Bedarfsfall die Feuerlöscheinheiten für die zwei Triebwerke und die Hilfsturbine (APU) ausgelöst - Foto: Aviationimages.at

Anfang der 1990er Jahre gab die AUA ihr First Class Produkt mangels Nachfrage auf und führte die so genannte "Grand Class" ein. Die A310 wurden auf 30 Business und 166 Economy-Class Sitze umgerüstet, die OE-LAC erhielt insgesamt 213 Sitze, da sie verstärkt im Charterverkehr (beispielsweise für den Reiseveranstalter Gulet auf Türkei-Flügen) zum Einsatz kam. Doch die Zeit des A310 neigte sich dem Ende zu, als die AUA 1995 die ersten von insgesamt vier Airbus A340 übernahm, ab 1998 folgten vier Airbus A330.

Der A310 war das erste Flugzeug von Airbus mit einem "Glascockpit"; im Vergleich zu späteren Mustern verfügte es noch über viele analoge Instrumente und klassische Steuersäulen statt Sidesticks - Foto: Aviationimages.at
Der A310 war das erste Flugzeug von Airbus mit einem "Glascockpit"; im Vergleich zu späteren Mustern verfügte es aber noch über viele analoge Instrumente und klassische Steuersäulen statt Sidesticks - Foto: Aviationimages.at

Ausmusterung des A310

Als erster A310 verließ im Jahr 1999 die OE-LAB "Tokio" die Flotte und wurde an die spanische Air Plus Comet verkauft. Später wurde die Maschine zum Frachter umgebaut und fliegt noch heute für FedEx.

Der zweite A310, von dem sich die AUA trennte, war die OE-LAD "Chicago" - der Jet wurde im November 1999 zunächst ebenfalls an Air Plus Comet abgegeben, wo er das Kennzeichen EC-HIF erhielt, verblieb aber im Besitz der AUA und kehrte 2003/2004 noch einmal kurzfristig in weißer Bemalung nach Österreich zurück. Als TF-ELR ging die Maschine nach Island und landete schließlich als CS-TKN bei SATA International, die sie noch heute auf Passagierflügen nutzt.

Die OE-LAA "New York" auf dem Vorfeld des Flughafens Wien; links im Hintergrund ist die "Fliegende Tonne" auf dem alten Besucherdeck zu erkennen - Foto: Aviationimages.at
Die OE-LAA "New York" auf dem Vorfeld des Flughafens Wien; links im Hintergrund ist die "Fliegende Tonne" auf dem alten Besucherdeck zu erkennen - Foto: Aviationimages.at

Am 1. März 2000 trennte man sich schließlich von der OE-LAA "New York" - auch dieser Jet ging an Air Plus Comet, wo sie das Kennzeichen EC-HLA erhielt. Später übernahm EADS die Maschine und baute sie zum Tankflugzeug und technischen Versuchsträger um. Die letzten Fotos auf "Airliners.net" zeigen die Maschine im Jahr 2011.

Die OE-LAD "Chicago" in der Mitte der 1990er Jahre eingeführten AUA-Bemalung - Foto: Aviationimages.at
Die OE-LAD "Chicago" in der Mitte der 1990er Jahre eingeführten AUA-Bemalung - Foto: Aviationimages.at

Die Ehre eines Abschiedsfluges in Formation mit mehreren Saab Draken und einer Saab 105 des österreichischen Bundesheeres wurde am 6. März 2000 dem A310-324 OE-LAC "Paris" zuteil, der auf den Flughafen Paris Orly überstellt wurde. Im Juli des gleichen Jahres übernahm Yemenia das Flugzeug und immatrikulierte es unter der Kennung 7O-ADR.

Die OE-LAC "Paris" kurz nach dem Pushback - Foto: Aviationimages.at
Die OE-LAC "Paris" kurz nach dem Pushback - Foto: Aviationimages.at
Die OE-LAC mit Draken-Eskorte über den österreichischen Alpen - Foto: Bundesheer/Lechner
Die OE-LAC mit Draken-Eskorte über den österreichischen Alpen - Foto: Bundesheer/Lechner
Foto: Bundesheer/Lechner
Foto: Bundesheer/Lechner
Foto: Bundesheer/Lechner
Foto: Bundesheer/Lechner

Austrian Wings dankt Herrn Georg Mader / Airpower.at, sowie allen weiteren Fotografen und der Austrian Airlines für das zur Verfügung gestellte Bildmaterial.

(red CvD / Titelbild: Die OE-LAA beim Rollen Wien - Foto: Aviationimages.at)