Die Sonne lachte, der Himmel strahlte blau, die Temperaturen waren angenehm - nicht zu kalt, nicht zu heiß. Der Wettergott schuf am vergangenen Mittwoch mehr als würdige Rahmenbedingungen für den Abschied einer wunderschönen Legende der Luftfahrt aus dem Passagierverkehr.





Und dann schwebte die Boeing 757 majestätisch ein, setzte auf der Piste 11 auf und rollte - mit einer Ehreneskorte von drei Fahrzeugen des Bodendienstes - zu ihrer Parkposition auf dem Flughafen Wien. Die Flugnummer: DE 757 - stilvoller hätte man sie nicht wählen können.
Auch für die Crew trotz aller beruflichen Professionalität ein emotionaler Moment. Im Cockpit saßen David Friedmann, Thomas Gall und Sascha Flamm. Die Kabinencrew stand unter der Leitung von Cornelia Schmiedel und bestand aus Mechthild Heeg, Rainer Becker, Pamela Hamburger, Katharina Franken, Martina Pöhland und Roxana Donna Yessica Beyreuther. Die Passagiere trugen gelbe Signalwesten mit "#farewellB757"-Aufdruck. Neben geladenen Gästen waren auch Condor-Mitarbeiter, welche die Tickets bei einer internen Verlosung gewonnen hatten, und zahlende Luftfahrt-Enthusiasten an Bord - darunter viele Frauen und sogar Familien mit Kindern. Der "Virus" Luftfahrt "infiziert" erfreulicherweise auch immer mehr Frauen. Zum Einsatz kam die Boeing 757-300 mit der Kennung D-ABOM. Sie wurde im Mai 2000, also vor rund einem Vierteljahrhundert, an den deutschen Ferienflieger ausgeliefert.





Mit einem emotionalen Abschiedsflug und einer Party über den Wolken hat Condor die Boeing 757-300 offiziell aus ihrer Flotte entlassen. Der exklusive Sonderflug führte von Frankfurt nach Wien und zurück und markierte das Ende der Boeing-Ära bei Condor. Am Flughafen Wien verabschiedeten sich mehr als 300 langjährige Wegbegleiter, Aviatik-Fans sowie Gäste aus Politik, Wirtschaft und Luftfahrt im feierlichen Rahmen von dem letzten Boeing-Passagierflugzeug dieser Art auf dem europäischen Kontinent. Die Formulierung "europäischer Kontinent" ist bewusst gewählt, denn auf der Insel Island fliegen noch einige 757 im Passagierverkehr - doch auch ihre Tage sind gezählt.















Auf dem Weg von Wien zurück nach Frankfurt spiegelte die "höchste Party der Welt" die emotionale Bedeutung des exklusiven Abschiedsflugs für das Unternehmen und seine Mitarbeiter wieder.
"Schon beim Einsteigen in Wien merkte man, dass alle Passagiere gut drauf waren und sich auf den allerletzten Flug mit der Boeing 757 gefreut haben - aber nicht nur die Passagiere, auch die Crew. Die Stimmung war einzigartig, schwer zu beschreiben. Beim Rollen gab es ein kurzes Quiz zur 757. Antworten konnte man über die Ruftasten für die Flugbegleter. Über den Wingwave nach dem Abheben haben sich alle sehr gefreut und dafür hat es auch Applaus gegeben. Sobald die Anschnallzeichen aus waren, hat ein 757- Pilot als DJ aufgelegt. Angefangen mit einer Eigeninterpretation von "Thunderstruck" von AC-DC als "Condorstruck"."
Johannes Bauer, Austrian Wings Fotograf begleitete den Flug
An Bord feierten Mitarbeiter, langjährige Wegbegleiter und Fans der Boeing 757 das Ende einer Ära und den Aufbruch in die Zukunft Condors mit einer von nun an reinen Airbus-Flotte. Auch der Hit "Take me home country roads" von Country-Legende John Denver (†), der selbst begeisterter Flieger war, durfte nicht fehlen.










"Wien als Ziel des Abschiedsflugs unterstreicht die wachsende Bedeutung der neuen City-Destinationen im Streckennetz von Condor“, so Peter Gerber, CEO Condor. "Seit Frühjahr 2025 verbindet Condor Frankfurt mit aktuell neun attraktiven Metropolen in ganz Europa, die wir in diesem Winter sogar dreimal täglich anfliegen. Der Flughafen Wien und der Flughafen Frankfurt haben uns beide bei der Organisation und der Durchführung unseres Abschiedsfluges großartig unterstützt. Wir sind sehr dankbar, zwei so starke Partner an unserer Seite zu wissen und freuen uns, dass wir gemeinsam unser neues Kapitel feiern konnten.“










"Die Boeing 757 war über Jahrzehnte das Symbol für den Ferienflug bei Condor“, so Christian Schmitt, COO Condor. "Mit ihrer Ausflottung beginnt für Condor ein neues Flottenzeitalter. Unsere modernen Airbus-Maschinen sind leiser, effizienter und sparsamer und stehen damit für die Zukunft unserer Airline. Dass wir das Ende der Ära Boeing und den Übergang in ein neues Kapitel mit einer so positiven Resonanz und Begeisterung feiern konnten, zeigt, welche Bedeutung dieser Abschnitt für Condor und ihre Mitarbeitender wie auch ihre Partner hat."










"Dass eine Traditionsairline wie Condor ihre Basis am Flughafen Wien ausbaut, sind ein Vertrauensbeweis und ein starkes Bekenntnis für den Standort Österreich”, so Julian Jäger, Vorstand der Flughafen Wien AG. „Drei tägliche Frankfurt-Flüge bedeuten mehr Konnektivität und eine noch bessere Anbindung an das größte interkontinentale Drehkreuz Deutschlands. Mein besonderer Dank gilt dem gesamten Condor-Team für die langjährige und verlässliche Partnerschaft."










Anlässlich des letzten 757-Fluges hat Condor außerdem im Rahmen der Beschaffung von Sustainable Aviation Fuel eine zusätzliche Menge, die einer 50-prozentigen Beimischung für den Abschiedsflug entsprach, beschafft und im Condor Streckennetz vertankt. Diese kalkulatorische Beimischung entspricht dabei der aktuell per internationalen Zertifizierungsnormen maximal erlaubten SAF-Beimischung. Der Abschiedsflug des treuen Flugzeugmusters steht somit zugleich als Sinnbild für den Aufbruch in eine neue Ära, betont man bei Condor.





Beim Rückflug nach Frankfurt flogen die Piloten dann einige Schleifen, sodass auf dem Radarbild (zB bei Flightradar24) das Muster "757" erkennbar war.




























#farewellB757
Die 35-jährige Erfolgsgeschichte von Condor und der Boeing 757 startete 1990 mit dem Erstflug dieses Flugzeugtyps von Frankfurt nach Antalya. Seitdem kamen insgesamt 33 Maschinen der Varianten 757-200 und 757-300 bei Condor zum Einsatz. Ihren Höhepunkt erreichte die Condor-757-Flotte Anfang der 2000er-Jahre, als mit 26 gleichzeitig betriebenen Flugzeugen die größte Flottenstärke erreicht wurde. Insbesondere die B757-300, die verlängerte Version der B757-200, war bei Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie Gästen gleichermaßen beliebt. Von den weltweit nur 55 produzierten B757-300 gingen rund ein Viertel an Condor – ein Alleinstellungsmerkmal in der Branche. Die "fliegenden Bleistifte" mit einer Länge von über 54 Metern waren nicht nur technisch beeindruckend, sondern auch beliebte Fotomotive. Die 757 wirkte auf viele Planespotter in jeder Hinsicht wie eine elegante, wunderschöne Dame.
Über Condor
Condor bringt ihre Gäste seit 1956 an die schönsten Urlaubsziele und in aufregende Metropolen. Jährlich fliegen über 8 Millionen Gäste mit Condor zu mehr als 70 Zielen weltweit. Condor betreibt eine Flotte von rund 60 Flugzeugen, die vom unternehmenseigenen Wartungsbetrieb, der Condor Technik GmbH, nach höchsten Sicherheitsstandards an den Standorten Frankfurt und Düsseldorf gewartet werden. 2024 hat Condor die Erneuerung ihrer Langstreckenflotte abgeschlossen, die nun aus 18 effizienten Langstreckenflugzeugen des Typs Airbus A330neo besteht. Bis 2031 wird die A330neo-Flotte auf 25 Flugzeuge wachsen. Seit 2024 erneuert Condor darüber hinaus ihre komplette Kurz- und Mittelstreckenflotte und erhält voraussichtlich bis Ende 2029 insgesamt 43 neue Flugzeuge der A32Xneo-Familie.
Text: Patrick Huber (mit Material von Condor und Flughafen Wien)
Fotos: Johannes Bauer, Patrick Huber, Michael Jentner & Franz Zussner