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Zwischenfall: Turkish Airlines Piloten wollten von Rollweg aus starten

Der in den Zwischenfall involvierte A330 von Turkish - Foto: PA / Austrian Wings Media Crew

Die Liste von Zwischenfällen bei Turkish Airlines ist wieder einmal länger geworden. In Newark (USA) versuchten Piloten eines A330 statt von der Startbahn von einem Rollweg aus zu starten. Ein Fluglotse bemerkte den Fehler der türkischen Crew und griff sofort ein.

Der Vorfall ereignete sich laut einem Bericht des "Aviation Herald" am 6. August. Der Airbus A330, TC-JNI, der Turkish Airlines sollte als Flug TK 30 von Newark nach Istanbul fliegen. Die Fluglotsen erteilten den Piloten Startfreigabe für Piste 22R.

Doch die Piloten rollten über die Piste hinaus, positionierten ihren Jet auf Taxiway P und begannen mit dem Startlauf. Ein aufmerksamer Fluglotse bemerkte den Pilotenfehler und wies die Besatzung an, den Start sofort abzubrechen. Bei rund 90 Knoten Geschwindigkeit (etwa 170 Stundenkilometer) leiteten die Piloten einen Startabbruch ein.

Zum Abkühlen der Bremsen musste der A330 rund 45 Minuten auf dem Boden stehen, ehe er schließlich Richtung Istanbul - diesmal von einer Startbahn - abheben konnte.

Belogen Piloten Passagiere?
Unter Berufung auf einen Passagier berichtet der "Aviation Herald", dass die Piloten ihren Passagieren anschließend den wahren Grund für den Startabbruch vorenthalten hätten. Anstatt ihren Fehler - vom Rollweg statt der Startbahn zu starten - einzugestehen hätten sie den Reisenden erklärt, der Startabbruch sei aufgrund technischer Probleme erfolgt.

Aufholbedarf bei Flugsicherheit
Während das Bord- und Passagierservice von Turkish Airlines einhellig positiv bewertet wird (siehe auch die entsprechende bisherige Skytrax-Bewertung), gibt es bei der Sicherheit schon seit längerem deutlich Luft nach oben. Turkish Airlines geriet in der Vergangenheit immer wieder durch auffällig viele Un- und Zwischenfälle ins Kreuzfeuer der Kritik von Fachleuten. Teilweise ereigneten sich zwei Tailstrikes in einem Monat, mehrfach führten Pilotenfehler zu Unfällen mit Toten. Zuletzt im Jänner 2017, als ein für Turkish Airlines im Wetlease fliegender Boeing 747-Frachter einer anderen türkischen Fluggesellschaft verunglückte – Turkish Airlines wollte die nachfolgende Berichterstattung daraufhin zensurieren lassen. Und im Dezember 2018 starteten Piloten eines A330 der Gesellschaft mit nicht korrekt verriegelten Cockpitfenstern, Austrian Wings berichtete. Im Jänner 2020 wurde das Fahrwerk eines A330 von Turkish bei einem Landeunfall ebenfalls schwer beschädigt - wir berichteten. Im JACDEC-Sicherheitsranking von 2019 etwa rangierte Turkish Airlines nur an der 92. Stelle, einem der letzten Plätze.

(red)