Reportagen

Flugbegleiter bei Wizz Air: Ein Blick hinter die Kulissen

Die Kabinenbesatzungen bei Wizz Air sind international: Die Mitarbeiter kommen aus 81 Nationen - Foto: Wizz Air

Mit einer Flotte von etwas mehr als 200 Flugzeugen, darunter die größte A321neo-Flotte Europas, ist Wizz Air mit Sitz in Budapest längst zum Flagcarrier Ungarns und auch eine feste Größe unter den europäischen Airlines (mehr als dreimal so groß wie Austrian Airlines) geworden. Auch auf dem Flughafen Wien unterhält das Unternehmen eine Basis. Für die Passagiere sind die Damen und Herren Flugbegleiter zumeist der erste persönliche Kontakt mit dem Unternehmen. Die Stewards und Stewardessen (das klingt doch gleich viel edler als der Terminus Flugbegleiter) von Wizz Air sind die Visitenkarte und das Aushängeschild des Unternehmens. Vor allem aber sind sie absolute Vollprofis, die für Sicherheit an Bord sorgen. Ein Blick hinter die Kulissen des Trainings der Kabinenbesatzung in Budapest.

Hintergrund
Die Pleite des staatlichen ungarischen Flagcarriers Malev im Jahr 2012 war ein schwerer Schlag für die ungarische Luftfahrtindustrie. Mit einem Schlag verloren tausende Mitarbeiter ihren Job und Ungarn stand ohne nationale Fluglinie da.

Malev musste 2012 Insolvenz anmelden. Wizz Air konnte die dadurch entstehende Lücke rasch füllen.

Im Juli 2003 gründete der ehemalige Malev CEO (von 2001 bis 2003) József Váradi dann Wizz Air und weniger als ein Jahr später hob der Erstflug ab. Mittlerweile ist Wizz Air, die mehrere Tochtergesellschaften betreibt, die größte Airline in der ungarischen Luftfahrtgeschichte und der größte Billigflieger in Zentral- und Osteuropa.

Ein A321 von Wizz Air am Flughafen Wien. Mittlerweile wurde die Basis Wien komplett auf den noch moderneren A321neo umgestellt.

2018 eröffnete die Airline dann ihr erstes eigenes Trainingscenter nahe dem Flughafen Budapest - hier geht's zum damaligen Austrian Wings Foto- und Videoreportage.

Der jüngste A320-Flugsimulator von Wizz Air im Trainingszentrum in Budapest.

Heute betreibt Wizz Air eine Flotte von 201 Flugzeugen der Airbus A320-Familie, darunter mehr als 100 A321neo, womit die Wizz Air Gruppe der größte europäische Betreiber dieses Typs ist. Mehr als 300 weitere Flugzeuge sind bereits bestellt. Damit ist die Airline auf Wachstumskurs und ständig auf der Suche nach neuem Personal für Cockpit und Kabine. "Aktuell beschäftigen wir insgesamt 5.400 Mitarbeiter in der Kabine und 2.200 Piloten", erläutert Pressesprecherin Valeria Bragarenco im Gespräch mit dem Autor. Die Kommunikationsspezialistin ist eine Frau der Praxis, begann sie ihre Karriere bei Wizz Air vor einigen Jahren doch selbst als Flugbegleiterin.

Sicherheit die Pflicht, Service die Kür
Um das fliegende Personal auf einem entsprechend einheitlichen Level aus- und fortzubilden, wurde, wie bereits erwähnt, 2018 ein eigenes Trainingszentrum in Budapest eröffnet, ein weiteres im Rom soll heuer noch folgen. Hier befinden sich Schulungsräume, Flugsimulatoren für die Piloten und spezielle Ausbildungseinrichtungen für das Kabinenpersonal. Der Fokus dieser Reportage liegt auf der Ausbildung jener jungen Damen und Herren, die sich den Traum vom Fliegen als Flugbegleiter erfüllt haben. In den Augen vieler Passagiere sind die Stewardessen und Stewards leider nur "fliegende Verkäufer" oder "fliegende Kellner". Doch das ist zwar ein wesentlicher, jedoch nicht der wichtigste Teil der Arbeit eines Flugbegleiters. Die Hauptaufgabe ist nämlich die Sicherheit an Bord. Kommt es zu einem (medizinischen) Notfall in der Kabine oder zu einer Notlandung oder gar einem Unfall, ist es eine professionell geschulte Kabinenbesatzung, die den Unterschied über Leben und Tod ausmachen kann.

Die Damen und Herren Flugbegleiter von Wizz Air sind nicht nur charmante Gastgeber über den Wolken, ausgebildet in erweiterter Erster Hilfe und Kommunikation, sondern beherrschen auch sämtliche Notfallverfahren, die im Ernstfall wichtig sind - Foto: Wizz Air

Kompetente Flugbegleiter sind mit ein Grund dafür, wieso die Sicherheit in der Luftfahrt derart hoch ist und das Ausbildungsniveau der Kabinenbesatzungen bei Wizz Air ist ausgesprochen professionell. "Ich sage unseren angehenden Kollegen immer, dass sie stets im Hinterkopf haben müssen, dass sie für die Sicherheit an Bord verantwortlich sind. Hoffentlich und wahrscheinlich werden sie in ihrem Berufsleben nie einen wirklichen Notfall erleben, aber falls doch, dann müssen sie darauf vorbereitet sein", erzählt Nikoletta Zima, President Wizz People Council des Unternehmens bei meinem Besuch im Trainingszentrum.

Das Kabinenpersonal trägt eine große Verantwortung, doch die Freude kommt dennoch nicht zu kurz. Für die meisten jungen Damen und Herren ist ihre Tätigkeit über den Wolken ein Traumjob, denn die Luftfahrtbranche hat trotz stressiger Arbeitsbedingungen nichts von ihrer Faszination verloren. Wizz Air ist mittlerweile die größte Low Cost Airline in CEE. Jeder Mitarbeiter in der Kabine beherrscht mindestens 2 Sprachen fließend: Englisch und seine Muttersprache. Viele Flugbegleiter haben darüber hinaus weitere Sprachkenntnisse - Foto: Wizz Air

Zima ist seit bald 30 Jahren in der Branche, begann ihre Karriere als Flugbegleiterin auf der Tupolev TU-154 bei Malev und heuerte 2014 bei Wizz Air an. Beim Erstflug von Wizz Air im Frühjahr 2004 sorgte sie für Sicherheit an Bord. Wenn Zima den heutigen Nachwuchs trainiert, den Kandidaten über die Schulter blickt oder sie abprüft, dann weiß sie also genau wovon sie spricht und keiner kann ihr ein X für ein U vormachen. Die Ungarin schwärmt vom guten Klima bei Wizz Air und unterstreicht, wie wichtig es dem Unternehmen sei, Mitarbeiter im Unternehmen zu halten und aufzubauen: "Bei anderen Fluglinien bleiben die Leute nicht lange, wir aber haben viele Kolleginnen und Kollegen, die seit vielen Jahren dabei sind." Die Firma habe ein klares Karrieremodell und man könne innerhalb der einzelnen Unternehmensbereiche wechseln, sich aber auch als Flugbegleiter innerhalb dieses Tätigkeitsbereiches verändern, etwa als Trainer. Auch ein Wechsel ins Cockpit ist möglich, doch dazu später mehr.

Internationales Team - Englisch als Dienstsprache
Aber auch wenn die Sicherheit die ureigenste Aufgabe von Flugbegleitern ist, der für den Passagier sichtbare Teil ihrer Arbeit ist er - zum Glück - im Regelfall nicht. Vielmehr sind die charmanten Damen und Herren in ihren markanten dunkelblau-pinken Uniformen charmante Gastgeber über den Wolken, die als Team arbeiten - als internationales Team, um genau zu sein. Pressesprecherin und Ex-Flugbegleiterin Valeria Bragarenco: "Die Mitglieder der Kabinenbesatzung kommen aus 81 Nationen, die Kolleginnen und Kollegen im Cockpit aus 58 verschiedenen Ländern." Übrigens: 69 Prozent der Flugbegleiter bei Wizz Air sind weiblich, 31 Prozent männlich.

Damit die Zusammenarbeit eines solchen Teams auf hohem Level reibungslos klappt, ist die gemeinsame Dienstsprache bei Wizz Air Englisch. "Jeder Bewerber muss es in Wort und Schrift fließend beherrschen", weiß Bragarenco, die neben Englisch auch noch Rumänisch, Russisch und Italienisch spricht. Überhaupt: Flugbegleiter ist kein Hilfsjob, den einfach jeder machen kann, die Voraussetzungen sind durchaus hoch.

Neben einem Mindestalter von 18 Jahren und dem fließenden Beherrschen der englischen Sprache (jede weitere Sprache ist von Vorteil und viele Wizz Air Flugbegleiter sprechen 3 oder mehr Sprachen) in Wort und Schrift, müssen Wizz Air Flugbegleiter auch schwimmen können und eine höhere Schule abgeschlossen haben. Neben der entsprechenden Bildungsvoraussetzungen und charakterlichen Eignung, wird auch auf das Erscheinungsbild großer Wert gelegt, schließlich repräsentieren die Damen und Herren Wizz Air nach außen: Allfällige Piercings und Tätowierungen dürfen beim Tragen der Uniform nicht sichtbar sein.

Sechswöchiges hartes Training
Bewerber, welche die Grundvoraussetzungen erfüllen, durchlaufen zunächst ein Auswahlverfahren mit schriftlichen Tests und Rollenspielen. Wer angenommen wird, für den schließt sich eine anstrengende 6-wöchige Ausbildung an. In den ersten 2 Wochen wird den Aspiranten das grundlegende "Handwerkszeug" vermittelt und der Ablauf der Notfallverfahren - inklusive der Brandbekämpfung an Bord - geradezu militärisch gedrillt. Denn im - hoffentlich nie eintretenden - Ernstfall muss alles automatisch ablaufen. An diese erste Phase schließen sich weitere vier Wochen an, in denen die angehenden Flugbegleiter mit der Servicetätigkeit und den Arbeitsabläufen an Bord vertraut gemacht werden.

Modernste Unterrichtsmethoden sind Teil der Schulung.
Gruppenarbeiten gehören zur Ausbildung dazu, so wird Teambildung früh gefördert.
Die Einhaltung von Ruhezeiten und ausreichend Schlaf ist für Cockpit- und Kabinenpersonal ausgesprochen wichtig. Das Thema nimmt deshalb einen bedeutenden Teil der theoretischen Ausbildung ein.
Die Trainerinnen und Trainer kommen allesamt aus der Praxis.
Kursteilnehmer im Lehrsaal.
In einem Mock up der neuesten Generation trainiert das Kabinenpersonal den hoffentlich nie eintretenden Ernstfall.
Blick ins Innere des Mock up.
Auch die rasche Evakuierung des Flugzeuges innerhalb kürzester Zeit gehört zum Training - auch fertig ausgebildete Flugbegleiter müssen dieses Szenario in regelmäßigen Abständen üben, damit im Fall des Falles jeder Handgriff perfekt sitzt.

Zur Ausbildung gehört auch ein erweitertes Erste Hilfe Training, denn medizinische Notfälle an Bord von Flugzeugen kommen weltweit immer wieder vor und es sind in der Regel die Flugbegleiter, die sich um den erkrankten Fluggast als erste kümmern. Vorbildlich: Wizz Air führt auf ihren Flugzeugen neben der gesetzlich vorgeschriebenen Erste Hilfe Ausrüstung auch halbautomatische Defibrillatoren mit und übererfüllt damit die Vorgaben der Behörde. Sicherheit steht in der Luftfahrt stets an erster Stelle - und so zieht sich dieses Thema durch die gesamte Ausbildung wie ein roter Faden. Die angehenden Flugbegleiter lernen etwa, dass es grundsätzlich zwei Kategorien von Menschen gibt. Die sogenannten "Early Birds", also jene, denen das frühe Aufstehen und Arbeiten nichts ausmacht, und die "Night Owls", die vor allem am Abend und in der Nacht besonders leistungsfähig sind. Den Kursteilnehmern werden Fertigkeiten vermittelt, durch die sie erkennen können, welcher Typ sie sind und wie sie sicherstellen können, dass ein "Early Bird" trotzdem auch bei Nachtflügen sein volles Potential abrufen kann - und vice versa. Rhetorik gehört ebenfalls zur Ausbildung. Die angehenden Flugbegleiter lernen den korrekten höflichen Umgang mit Kunden ebenso, wie den Umgang mit sogenannten "unruly pax", also mit sich unangemessen und aggressiv verhaltenden Reisenden, sowie verschiedene Deeskalationstechniken.

30 Basen in Europa, 215 Destinationen in 56 Ländern
Anders als bei den über viele Jahrzehnte gewachsenen Netzwerkcarriern bildet bei Wizz Air (wie eigentlich bei allen Low Costern) der Punkt zu Punkt Verkehr das Geschäftsmodell. Das heißt, dass es keine Anschlussflüge gibt, sondern die Flugzeuge stets nur von Destination A zu Destination Bund wieder zurück fliegen. Das bietet Vorteile für Crews und Unternehmen: Weil die Besatzungen jeden Tag daheim schlafen, lassen sich Privat- und Familienleben der Dienstnehmer besser planen, während sich das Unternehmen Hotelkosten für Übernachtungen der Crews im Ausland erspart. Dieses Konzept funktioniert allerdings nur dann, wenn es über Europa verteilt viele einzelne Basen gibt, also Städte, in denen Flugzeuge und Personal stationiert sind. Aktuell betreibt Wizz Air 30 Basen, darunter Wien, Mailand Malpensa, Venedig, Skopje, Kattowitz, Krakau, Warschau, Breslau, London, Hermannstadt oder London. Die Airline steuert mit Stand Anfang März 2024) sage und schreibe 215 Ziele in 56 Ländern an. Vom Österreich aus werden 47 Destinationen in 27 Ländern bedient.

Umfangreiche Karrieremöglichkeiten
Wie zu Beginn dieser Reportage bereits erwähnt, haben Flugbegleiter etliche Möglichkeiten, sich innerhalb des Unternehmens weiterzuentwickeln, weiß Valeria Bragarenco: "Sie können beispielsweise Positionen in unserem Inflight Service Team übernehmen, als Cabin Operations Manager tätig werden oder sich als Ausbilder qualifizieren. Wer aus luftigen Höhen wieder zurück auf den Boden möchte, für den gibt es ein eigenes Fortbildungsprogramm namens "Cabin crew to the office".

Von der Kabine ins Cockpit
Die Firmenpolitik von Wizz Air, Mitarbeiter langfristig an das Unternehmen zu binden, zeigt sich unter anderem auch in dem Programm “Cabin crew to the Captain”, mit dem Flugbegleiter unterstützt werden, die von der Kabine ins Cockpit wechseln wollen. Bragarenco: "Wir haben dieses Programm vor vier Jahren ins Leben gerufen. Es bietet auch finanzielle Unterstützung und Unterbringungsmöglichkeiten für geeignete Bewerber des Kabinenpersonals, die eine Berufspilotenausbildung absolvieren. Dieser Wechsel dauert 40 Monate und ist in Ungarn, Rumänien, Polen und Bulgarien verfügbar."

A320-Simulator. Hier trainieren Kandidaten des "Cabin Crew to Cockpit" Programms.
A321neo von Wizz Air beim Start.

Die Gesichter von Wizz Air
Doch wer sind die Menschen, die als charmante Gastgeber den größten Low Costers in Zentral- und Osteuropa die Airline repräsentieren? Als Autor wollte ich es genau wissen und bat drei völlig unterschiedliche Flugbegleiter, mir zu erzählen, wie sie zu ihrem Job gekommen sind und warum sie ihn lieben.

Anikó Szádóczki, 40, Ausbilderin
Die gebürtige Ungarin studierte und absolvierte ein Auslandssemester in Schottland. Anfang 2007 kehrte sie in ihre Heimat zurück. "Ich sagte zu mir selbst, dass ich bis Ende des Jahres einen langfristigen und sicheren Job in Ungarn finden will. Ansonsten würde ich wieder nach Schottland gehen", erzählt Aniko bei unserem Treffen.

Im Sommer 2007 sah sie in Budapest dann eine Werbung, dass Wizz Air Flugbegleiter sucht und bewarb sich: "Denn ich habe Flugzeuge schon als kleines Kind geliebt. Der Vater eines Klassenkollegen war Pilot bei der Malev und nahm mich eines Tages privat in einem Kleinflugzeug mit. Es war soooo unglaublich und ich dachte mir damals, dass es toll wäre, einmal selbst in der Luftfahrt zu arbeiten." Nachdem sie die Selektion bestanden und ihre Ausbildung erfolgreich absolviert hatte, startete die damals 23-jährige als Flugbegleiterin. Als die staatliche Malev, der Hauptmitbewerber von Wizz Air auf dem ungarischen Markt, im Februar 2012 in die Insolvenz schlitterte, bedeutete das für Wizz Air weiteres Wachstum. Aniko absolvierte die Fortbildung zur Senior-Flugbegleiterin, auch als Purser oder Chef de Cabine bezeichnet: "In dieser Position war ich etwas über zwei Jahre tätig. 2014 bewarb ich mich intern als Instruktorin und konnte mich bewähren. 2016 bekleidete ich bereits die Funktion der Ausbildungsleiterin und bin nun für das gesamte Einsteiger-Ausbildungsprogramm verantwortlich." Auf die Frage, was einen guten Flugbegleiter ihrer Meinung nach ausmacht, antwortet sie: "Er muss stets ruhe bewahren und professionell agieren, ein Teamplayer sein und er sollte die Fliegerei lieben. Denn das ist nicht nur ein Job, es ist eine Lebenseinstellung."

Für sich selbst kann sich Aniko kein anderes berufliches Umfeld mehr vorstellen: "Der Gedanke von 9 bis 17 Uhr in einem Büro zu sitzen, ist grauenhaft für mich. Ich liebe das Fliegen, den Himmel, die Wolken und ich denke, jene Flugbegleiter, denen es genau so geht wie mir, bleiben in der Branche, denn es ist ein einzigartiger Job und ich hoffe, ihn für immer machen zu können."

Adam Rzanca, 33, Senior Flugbegleiter
Auch Adam ist Ungar und seit seiner Kindheit von der Fliegerei fasziniert. "Wenn ein Flugzeug am Himmel flog, konnte ich meinen Freunden schon als Bub genau sagen, welcher Typ und welche Airline das war", schildert er mit einem sympathischen Lachen bei unserem Treffen: "Später fuhr ich dann zum Flughafen und fotografierte die Maschinen, war also ein klassischer Planespotter. Mein Berufswunsch damals war natürlich Pilot."

Als 13-jähriger hatte er seinen ersten Flug - zufällig an Bord der damals gerade neu gegründeten Wizz Air. "Sechs Jahre später, 2010, bewarb ich mich dann als Flugbegleiter: "Ja, es klingt wie ein Klischee, aber ich tat dies wirklich mit der Absicht, viel zu reisen, Europa zu sehen und neuen Kulturen kennenzulernen, obwohl mir natürlich klar war, dass man bei Wizz Air keine Übernachtungen an den Destinationen hat." In den vergangenen 14 Jahren hat sich der heute 33-jährige nicht nur zum Senior Flugbegleiter hochgearbeitet, sondern ist neben seiner Tätigkeit im Flugzeug auch im Bereich "Safety & Quality Management" auf dem Boden tätig: "Ich arbeite gewissermaßen in einer hybriden Rolle." Obwohl Wizz Air, wie in dieser Reportage erwähnt, ein Ausbildungsprogramm anbietet, das es geeigneten Flugbegleitern ermöglicht, berufsbegleitend die Verkehrspilotenlizenz zu erlangen, kann sich Adam heute nicht mehr vorstellen, als Pilot zu arbeiten: "Ich liebe meinen Beruf als Flugbegleiter und möchte ihn noch viele Jahre machen."

Bohuslava Plintova, 30, Senior Flugbegleiterin
Nach einem Auslandsaufenthalt als Au Pair in den USA bewarb sich die junge Slowakin 2017 bewusst für die Wizz Air Station in Prag: "Ich fuhr genau an meinem Geburtstag zum Recruitment und wurde genommen. Leider teilte man mir kurz darauf mit, dass die Station Prag geschlossen würde, bot mir aber gleichzeitig einen Wechsel zur Station nach Budapest an - und hier bin ich nun", erzählt Bohuslava mit einer gewinnenden charmanten und offenen Art.

Auf die Frage, wie sie auf Wizz Air gekommen sei, antwortet sie: "Ich hatte ein Auge auf Wizz Air geworfen und mir gefiel, wie dynamisch das Unternehmen wuchs und überall in Europa neue Stationen eröffnete. Ich wollte ein Teil davon sein." Was genau sie da erwartete, wusste Bohuslava zu Beginn nicht so richtig: "Mir wurde erst während der Ausbildung bewusst, wie komplex und anspruchsvoll die Aufgaben eines Flugbegleiters sind. Als ich dann zu fliegen begann, spürte ich, DAS ist es. Es war und ist großartiger, als ich es je erwartet hatte und möchte noch viele Jahre bei Wizz Air fliegen."

Ein persönliches offenes Wort
Natürlich ist mir bewusst, dass im Netz mitunter Kritik an den Arbeitsbedingungen von Wizz Air zu lesen ist. Ohne eine Wertung vorzunehmen, die Arbeitsbedingungen zwischen Low Costern und etablierten Netzwerk-Airlines unterscheiden sich nun einmal grundsätzlich in einigen Punkten. Das ist Fakt und könnte nur durch einheitliche europäische Regelungen von der Politik geändert werden. Das Service ist mittlerweile leider auch bei vielen etablierten Carriern so weit abgesunken, dass kein Unterschied mehr zu Billigfliegern besteht. Deshalb wähle ich - als kritischer Konsument und Fluggast - die Fluglinien für meine Reisen, neben dem Streckennetz, primär nach dem Gesichtspunkt der Sicherheit und der Arbeitsbedingungen des Personals und dann erst nach dem Preis aus.

Und während - was das anbelangt - so manche (Billig)Airline am Himmel unterwegs ist, wo wohl aufgrund der katastrophalen Arbeitsbedingungen, der teils - offiziell von Unfallermittlern festgestellten - unzureichenden Ausbildung des mitunter wohl auch völlig ungeeigneten Personals und des enormen Drucks, unter dem die Besatzungen stehen, wohl früher oder später ein tödlicher Unfall passieren wird (meine Einschätzung, die auch von zahlreichen Berufspiloten, mit denen ich gesprochen habe, geteilt wird), so habe ich diesen Eindruck bei Wizz Air definitiv nicht.

Ganz im Gegenteil! Sowohl das Training des Kabinenpersonals als auch das des Cockpitpersonals (dies wird zu gegebener Zeit vielleicht einmal in einer eigenen separaten Reportage beleuchtet werden) findet auf hohem Niveau statt und braucht den Vergleich mit großen etablierten Markencarriern nicht zu scheuen. Natürlich ist ein Unternehmen stets bestrebt, Journalisten beim Blick hinter die Kulissen sein Vorzeigepersonal zu präsentieren. Das ist auch völlig legitim und nichts Verwerfliches. Doch im Fall von Wizz Air konnte ich ohne Druck oder Beeinflussung auch in aktive Ausbildungen und Trainingsessions "hineinschnuppern" - und der positive Gesamteindruck hat sich auch dort absolut bestätigt: Junge Damen und Herren, mehrsprachig, top-motiviert und serviceorientiert, die stolz sind, in der Luftfahrtbrache, die einfach faszinierend ist, zu arbeiten.

Ein A321neo bereitet sich auf seinen nächsten Flug vor.

Das hohe Ausbildungsniveau der Besatzungen, die exzellente Sicherheitsbilanz von Wizz Air, die lange Verweildauer vieler Flugbegleiter und Piloten im Unternehmen, sowie die dynamische wertschätzende Unternehmenskultur, gepaart mit einer modernen Flotte, gibt ein gutes Gefühl und ich habe persönlich keinerlei Bedenken, einen Flug mit Wizz Air zu buchen. In eine Maschine von Wizz Air würde ich ebenso bedenkenlos einsteigen wie in eine AUA, Lufthansa oder KLM - und das will durchaus etwas heißen.

Text & Fotos (sofern nicht anders angegeben): P. Huber